AUTOHAUS: Im Juni wird ein Nachfolger für den scheidenden ZDK-Präsidenten Jürgen Karpinski gewählt. Warum kandidieren Sie für den Posten?
Burkhard Weller: Ich habe mich beworben, weil ich glaube, dass es ein aktiver Automobilunternehmer sein muss, der an der Spitze des ZDK steht – und eben nicht jemand, der aus dem Tagesgeschäft raus ist. Erschwerend hinzu kommt, dass die Herren Ziegler und Peckruhn keine Kandidatur anstreben. Diese Umstände sind es, die mich dazu veranlasst haben, meinen Hut in den Ring zu werfen.
AH: Arne Joswig, Vorstandsmitglied des Kfz-Landesverbands Schleswig-Holstein, positioniert sich als Gegenkandidat. Welche Chance rechnen Sie sich gegen den Verbandsvertreter aus?
B. Weller: Natürlich rechne ich mir Chancen aus, sonst würde ich nicht kandidieren. Auf der anderen Seite muss man aber auch klar sagen: Eine demokratische Wahl kann man auch mal verlieren – aber dafür trete ich nicht an. Es kann auch mal ein anderer verlieren.
AH: Sie sind geschäftsführender Gesellschafter einer der größten Autohandelsgruppen Deutschlands, der Wellergruppe aus Berlin. Wie wichtig ist es aus Ihrer Sicht, dass ein ZDK-Präsident mitten aus dem Business kommt?
B. Weller: Das ist für mich ein ausschlaggebender Punkt, um über das Tagesgeschäft und die damit einhergehenden Themen Bescheid zu wissen. Als Präsident muss man wissen, wo der Schuh drückt, sowohl beim Handel als auch in der Werkstatt. Insofern sehe ich mich in der Lage, beide zu vertreten.
AH: Mit welcher Botschaft bewerben Sie sich bei den ZDK-Mitgliedern?
B. Weller: Wir müssen uns in Berlin Gehör verschaffen und dort sichtbarer und lauter werden. Abseits der Fachpresse spielt der ZDK kaum eine Rolle, stattdessen spielen sich andere regelmäßig in den Vordergrund. Ich möchte nicht, dass bei branchenspezifischen Fragen ausschließlich Frau Müller vom VDA oder ein Herr Dudenhöffer angerufen werden. Da finde ich, sind wir nicht richtig vertreten. Aber auch innerhalb der Branche muss der ZDK an Einfluss gewinnen. Das sind Dinge, die mir am Herzen liegen und für die, meiner Meinung nach, ein großer Händler besser geeignet ist.
AH: Dem Kfz-Gewerbe werden häufig Defizite in der Außendarstellung vorgeworfen. Wo sehen Sie Verbesserungsbedarf?
B. Weller: Der deutsche Automobilhandel darf sein Licht nicht unter den Scheffel stellen: Wir haben nur unwesentlich weniger Mitarbeiter als die Hersteller und bilden deutlich mehr Menschen aus. Nur hinterher sind unsere gut ausgebildeten Leute weg, weil ihnen die Industrie 500 oder 1.000 Euro mehr bezahlt. Das sind alles Dinge, die im Moment nicht sichtbar sind, über die man aber sprechen muss.
AH: Stichwort ZDK/Berlin: Sie halten die politische Vertretung – vor allem auf Bundesebene – für ausbaufähig. Was sollte sich ändern?
B. Weller: Dafür ist es wichtig, dass der Hauptsitz des ZDK in Berlin und damit näher am Politikbetrieb ist. Das heißt nicht, dass sämtliche Arbeitslinien von einem solchen Umzug betroffen wären. Mit den heutigen technischen Möglichkeiten ist das in meinen Augen nicht zwingend nötig. Eine Vertretung des ZDK muss aber in Berlin sein. Mit der FDP haben wir zudem endlich eine Vertretung, die das Auto nicht verteufelt und die anerkennt, dass es sich hier um einen wichtigen Wirtschaftszweig handelt. Das müssen wir unterstützen.
AH: Welche Branchenthemen würden Sie bei einer Wahl als erste anpacken?
B. Weller: Sicherlich die Hersteller-Händler-Politik, denn hier braucht es klare Spielregeln. Das fängt bei den Herstellern, die gerade damit beginnen das Agentursystem umzusetzen, an aber auch im Hinblick auf die Kundendaten müssen Lösungen gefunden werden. Die Daten gehören in erster Linie den Kunden, und nicht den Händlern oder den Herstellern. Da muss man klar sagen: Wir möchten das gerne mit euch zusammen machen und geben euch, was wir haben. Aber wir möchten auch, was ihr habt. Nur so kann am Ende ein gemeinsames Geschäft daraus werden. Das ist keine Einbahnstraße – aber genau dieses Gefühl habe ich, nämlich dass es gerade sehr einseitig wird. Dabei sollten wir mehr miteinander und nicht gegeneinander arbeiten.
Neben dem Agenturvertrieb müssen wir auch beim Direktvertrieb aufpassen, der ganz schnell durch die Hintertür eingeführt ist. Das sehen wir heute schon bei den Over-The-Air-Updates, da spielt der Handel keine Rolle mehr und der Hersteller schickt die Rechnungen direkt an den Kunden. Ich sage aber auch: Es ist noch nicht zu spät, es kann noch viel gestaltet und bewegt werden. Aber es wird Zeit.
Heinz M.Kretschmer
Gerdi Hellmann
Thomas Henze