Von AUTOHAUS-Chefredakteur Ralph M. Meunzel
Die Kundenzufriedenheit steht in den USA bekanntlich stärker im Fokus als in Europa. Auch wenn nicht alles Gold ist, was glänzt und man nicht pauschalieren kann, legten beispielsweise die US-Autohändler schon immer großen Wert auf zufriedene Kunden und investierten dafür auch stärker in (preiswerte) Mitarbeiter. Der Marktforscher J.D. Power mit seinen Auszeichnungen ist dafür ein Beispiel. Viele machen dort auch einen eindrucksvollen Job.
In Summe heißt das aber nicht, dass der Autokauf in den USA immer ein Genuss ist und man in einem Kundenparadies lebt. Inklusive der notwendigen Formalien dauert alleine der analoge Kaufprozess eines ausgewählten Autos mehrere Stunden. Das sorgt beim Käufer definitiv nicht für Heiterkeit. Der Vergleich mit einem Zahnarztbesuch stammt aus den Vereinigten Staaten.
Nicht nur deshalb ist der Westen der USA im Silicon Valley (südlich von San Franzisco) und Silicon Beach (z.B. Santa Monica) ein guter Nährboden für digitale Entwicklungen, die den Kauf und Service im Autohaus vereinfachen und interessanter gestalten sollen. Dabei geht es auch gar nicht immer um Disruption. Die Teilnehmer der AUTOHAUS Business Tour, die am Sonntag zu Ende ging, hatten jetzt die Gelegenheit, sich über die neuesten Trends zu informieren.
AUTOHAUS Business-Tour USA 2019 - Teil 2
BildergalerieNach San Francisco und Las Vegas führte die dritte Station mit dem Bus in die Stadt der Engel. Dort standen mit Andy Hinrichs und Georg Bauer zwei alte Bekannte auf dem Programm. Hindrichs hat inzwischen AutoGravity, Irvine, verlassen und ein neues Start-up in Newport Beach gegründet – ohne auf fremde Investoren zu setzen. Digital Motors entwickelt jetzt eine Software für Autohäuser, die den Autokauf im Internet deutlich vereinfachen soll. "Die Homepage des Händlers ist in der Regel ein Leadgenerator", meint der Entrepreneur. Hier gebe es aus unterschiedlichen Gründen oft große Verluste. Die Händlerwebsite wird mit Digital Motors zu einer Einkaufsplattform, die im Stil und der gebotenen Convenience eines Online-Stores von Apple oder Amazon ein digitales Shopping-Erlebnis vermitteln soll.
Georg Bauer, Co-Founder und Chairman bei Fair.com, informierte die AUTOHAUS-Delegation über die jüngsten Entwicklungen bei Fair und die künftige Ausrichtung. Bauer ist davon überzeugt, dass gerade die "Millennials", also die Generation Y, mit dem klassischen Autokauf künftig immer weniger einverstanden sind und neue Lösungen wie ein Subskriptionsmodell bevorzugen werden.
Reparatur vor der Haustür
Beeindruckend war auch der Besuch bei DealerSocket in San Clemente. Reuben Muinos, Vice President Of Business Development bei DealerSocket, stellte unter anderem die Plattform vor, die seit 2001 konsequent weiterentwickelt wurde und bei Händlern in den USA, Kanada und Australien auf große Akzeptanz stößt. Wichtigster Bestandteil sind das CRM-Tool und die Fahrzeugverwaltung für freie und Franchisedealer. Bei RepairSmith in L.A. wird seit 2018 vor der Haustür des Servicekunden repariert. Joel Milne und Felix-Matthias Walter stellten das Konzept ausführlich vor. Inzwischen verfügt das zu Daimler gehörende Unternehmen über zehn entsprechend ausgestattete Sprinter als Werkstattwagen. Ein Besuch beim weltgrößten Toyota-Händler Longo in L. A. rundete das umfangreiche Programm ab.