AUTOHAUS: In dieser Woche haben Bund und Länder die erneute Verlängerung des Corona-Lockdowns bis Mitte Februar beschlossen. Befürchten Sie nun, dass das Frühjahrsgeschäft erneut flach fällt?
Dagmar König: Wir rechnen mit einem Umsatzrückgang während des Lockdowns und einer damit verbundenen Kaufzurückhaltung. Nach unserer Einschätzung wird uns der Lockdown auch in abgeschwächter Form bis zum 31. März 2021 begleiten. Allerdings erwarten wir auch eine Zunahme des individuellen Mobilitätswunsches – und damit verbunden Nachholeffekte nach dem Ende der Einschränkungen.
Wie geht Ihr Unternehmen mit der Corona-Krise um?
D. König: Im Gegensatz zum Gesamtmarkt haben wir uns entschlossen, die Pandemie als Chance zu nutzen und digitale Prozesse gruppenweit einzuführen und umzusetzen. Wir sind in der Lage, alle Dienstleistungen am Kunden ohne seinen Besuch im Autohaus zu erbringen. Die Kunden können von der Couch aus ein Auto virtuell konfigurieren, den Kaufvertrag abschließen und das Fahrzeug digital finanzieren. Weiterhin haben wir einen Hol-und-Bring-Service etabliert, der es uns ermöglicht, mit einem Hygienekonzept das Auto ohne Kontakt zu bearbeiten. Wir haben uns auf jeglichen Mobilitätswunsch eingestellt.
Wie lange kann Ihre Autohausgruppe die gegenwärtige Situation wirtschaftlich noch überleben?
D. König: Bis jetzt sind wir ohne fremde Unterstützung durch die Pandemie gekommen. Wir rechnen aber mit einem Umsatzeinbruch von 15 Prozent. Als Unternehmen sind wir so solide aufgestellt, dass wir auch während einer möglichen Lockdown-Phase bis Ende März ohne großen wirtschaftlichen Schaden durch diese Krise steuern können. Bei einem deutlich längeren Lockdown sieht es natürlich anders aus.
Was erwarten Sie nun von der Politik?
D. König: Wir erwarten eine schnelle, konstruktive und direkte Unterstützung ohne Verwaltungshürden. Die Politik muss auch klar kommunizieren, von wann bis wann welche Maßnahmen geplant sind, so dass der Automobilhandel darauf einstellen kann.
Vielen Dank für das Gespräch! (AH)
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Das Autohaus Gotthard König ist seit über 60 Jahren im Kfz-Geschäft aktiv. An aktuell 55 Standorten in Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen werden mehr als 1.100 Mitarbeiter beschäftigt. Die Berliner sind der größte Renault- und Dacia-Händler Deutschlands. Seit 2016 ist man auch Partner von Fiat und Jeep, Anfang 2017 kam zusätzlich Alfa Romeo ins Portfolio. Seit zwei Jahren positioniert sich das Familienunternehmen zunehmend als Anbieter für Mobilitätslösungen und hat den Vertrieb unter anderem um Vespa-Roller erweitert.
fraglich
Timo Schultz