Mercedes-Benz will ab dem nächsten Jahr auch in Österreich den Direktvertrieb von neuen Pkw und Transportern mit einheitlichen Preisen starten. Mit dem Vertriebsmodell werde der Kaufprozess vereinfacht und für den Kunden eine "absolute Preistransparenz" geschaffen, teilte die Daimler-Tochter in der vergangenen Woche in Eugendorf bei Salzburg mit. Kunden könnten ihren Wagen zwar weiterhin bei den Vertragshändlern kaufen, ihr Vertragspartner werde aber die Mercedes-Benz Österreich GmbH (MBÖ).
Österreich ist damit das zweite Land nach Schweden, in dem der Autobauer die Preisgestaltung bei Neuwagen komplett in die eigene Hand nimmt. Das heißt, ein Fahrzeug kostet online oder beim Kauf über das "Customer Contact Center" genau so viel wie im Autohaus. "Kunden müssen nicht mehr unterschiedliche Handelspartner besuchen, um die Preise zu vergleichen und können sich langwierige Preisverhandlungen ersparen", hieß es. Zudem würden sie von einer größeren, landesweiten Auswahl an Bestandsfahrzeugen profitieren.
Bei den Mercedes-Händlern bleiben in dem neuen Modell Beratung, Testfahrten oder auch der Abschluss des Kaufvertrags. Die Partnerbetriebe würden somit weiterhin eine wichtige Schnittstelle zu den Kunden sein und das Rückgrat des Vertriebs bilden, betonte MBÖ. Alle Aktivitäten würden eng mit dem österreichischen Händlerverband und den Vertragspartnern abgestimmt.
Mit dem Direktvertrieb will Mercedes auf den Wandel im Kundenverhalten reagieren. Durch eine Neuausrichtung von Rollen und Verantwortlichkeiten sollen sich die Händler künftig noch intensiver auf ihr Kerngeschäft fokussieren können. Helfen sollen dabei auch moderne Technologien und neue Dienstleistungen, die Hersteller und Händler gemeinsam entwickeln wollen.
Josef Harb, Bundesinnungsmeister und Mercedes-Händler, sagte gegenüber dem Fachblatt "KFZ Wirtschaft", dass man vom neuen Vertriebsmodell schon länger gewusst habe. Er verwies darauf, dass bereits der Vorgänger-Importeur Pappas Vertragspartner der Endverbraucher gewesen sei. Das sei künftig eben MBÖ. "Wir werden die auf uns zukommenden Konditionen präzise prüfen und sodann bewerten", so Harb weiter. Eine potenzielle Gefahr sieht er in der Tendenz, dass künftig verstärkt auf den digitalen Verkauf gesetzt werde.
Daimler hatte den Direktvertrieb vor rund einem Jahr erstmals in Schweden eingeführt. Auch in Südafrika läuft ein entsprechendes Projekt. Der Stuttgarter Autobauer geht davon aus, dass nach dem Handel mit Gebrauchtwagen auch das Neuwagengeschäft ins Internet abwandert. Laut Vertriebsvorständin Britta Seeger soll 2025 jeder vierte Mercedes online verkauft werden.
MBÖ ist Generalimporteur von Mercedes-Benz (Pkw/Nutzfahrzeuge), Mercedes-AMG, Smart, Unimog und Fuso. Das Unternehmen koordiniert mit rund 170 Mitarbeitern die Vertriebs-, Marketing- und Service- Presseaktivitäten in der Alpenrepublik. Dort wurden im vergangenen Jahr 14.143 Mercedes-Pkw, 6.526 Transporter, 1.299 Mercedes-Lkw und 1.564 Smart zugelassen. Zum 1. Juli wird Carsten Dippelt neuer Österreich-CEO für die Pkw-Sparte. An der Spitze des Geschäftsbereichs Vans bleibt wie bisher Markus Berben-Gasteiger. (rp)
Markus