Stackmann schreibt: Habemus Mut!
AUTOHAUS-Kolumnist Jürgen Stackmann schrieb bereits zu Jahresbeginn davon, dass die Zeiten der aktiven Vertriebler wieder anbrechen werden – und genauso ist es.
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Datum:
08.03.2024Lesezeit:
3 minLiebe Leserinnen und Leser,
nach der sehr ausführlichen Kolumne vor zwei Wochen zur Zukunftsfähigkeit der deutschen Autoindustrie (Herzlichen Dank für Ihre Kommentierungen!) mache ich es diese Woche deutlich kürzer. Es geht um die mangelnde Nachfrage nach BEV-Fahrzeugen – für viele Kommentatoren erneut ein willkommener Anlass zum Abgesang auf die Hersteller.
Good news: Habemus Nachfrage!
Ich schrieb zu Jahresbeginn darüber, dass die Zeiten der aktiven Vertriebler 2024 wieder anbrechen – und genauso ist es.
Rund um den Valentinstag lancierte VW ein Leasingangebot über seine Agenturpartner. Diese hatten sechs Tage, Zeit um für die Leasingrate eines VW Golf (24 Monate Laufzeit) möglichst viele Kunden für einen ID.3 zu begeistern. Und siehe da, es wurde wieder einmal im Handel in die Hände gespuckt und das Wochenende durchgearbeitet. Bundesweit wurden in Summe mehr als 6.000 Kunden innerhalb einer Woche zu ID.3-Fahrern, wie aus der VW-Handelsorganisation zu hören ist.
Von wegen, es gibt keine Nachfrage für Elektrofahrzeuge. Es muss nur der Preis passen. Der Markt für kompakte Elektrofahrzeuge ist also durchaus vorhanden – die Monatsraten müssen sich nur auf dem Niveau "normaler" Verbrenner bewegen. Und auch der sich im "Agentur-Schlaf" befindliche Handel lässt sich wieder "anzünden", wenn er die Aufgabe nicht von vornherein als aussichtslos erachtet.
Bad News: Non habemus Marge!
Natürlich hat die Story eine Kehrseite. Die auf dem Papier so satte Bruttomarge für einen ID.3 wird VW für die Aktionsfahrzeuge mächtig geleert haben. Ich verstehe, dass dies wehtut. Aber jetzt gilt es sich von zwei Seiten wieder hochzuarbeiten. Das Valentinstag-Angebot war sicherlich das Austesten der Untergrenze für gute Kompaktautos, da wird es Spielraum nach oben geben. Diesen gilt es konsequent auszuloten.
Und zweitens müssen die Kosten runter. Hier kann man VW-Markenchef Thomas Schäfer und seinem Team nur die Daumen für ein Gelingen des Effizienz-Programmes drücken.
Fazit: Habemus Mut!
Jetzt gilt es am Ball zu bleiben. Da geht doch was! Schon im kommenden Jahr müssen VW und alle Hersteller-Kollegen deutlich mehr Elektrofahrzeuge im Mix auf den Markt bringen, um die europäischen CO2-Flottenvorgaben zu erfüllen. Diese Aufgabe geht nicht weg.
Jetzt heißt es also: Ruhe bewahren und als Gesamt-Team, d.h. zusammen mit dem Vertrieb, die bestmögliche Lösung am Markt finden. Auf geht's!
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Zum Autor
Jürgen Stackmann zählt zu den bekanntesten Automanagern Deutschlands. Unter anderem war er im Vorstand der Hersteller VW, Seat, Skoda und Ford tätig. Er gilt als Experte für die Bereiche Management, Vertrieb, Marketing und Finanzen.
Seit 2021 hat Stackmann einen Lehrauftrag an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU). Zudem ist er Direktor des Institutes für Mobilität an der Universität St. Gallen. Seit 2024 verfasst der Branchenkenner exklusiv die Kolumne "Stackmann schreibt" für AUTOHAUS.
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