HB ohne Filter: Wahlwandlungen, Tina Müller, Kfz-Gewerbe Bayern
Heute: Wahlwandlungen 80.000 "Zertifizierte" im Kfz-Gewerbe, Umparken für Tina Müller und Vernüftige Selbstkontrolle im Kfz-Landesverband Bayern!
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29.09.2017Heute: Wahlwandlungen: Unbequeme Entscheidungen stehen an!, 80.000 "Zertifizierte" im Kfz-Gewerbe, Umparken für Tina Müller! und Die Frösche formieren sich – im Kfz-Landesverband Bayern!
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Wahlwandlungen: Unbequeme Entscheidungen stehen an!
Die Würfel für das "Neue Berlin" sind gefallen. Das Thema Sicherheit hatte für viele Bürger wohl höchste Priorität. Erstaunlich, dass die Kanzlerin nach einer derartig krachenden Wahlniederlage dennoch keinen Grund zur politischen Veränderung sieht. Eine Protestwahl und dann heißt die Losung: Weiter so! Haken wir das besser unter persönlicher Schockstarre im Momentum tiefer Enttäuschung der Kanzlerin ab. Die Kollision mit der Wirklichkeit wird spätestens bei den Koalitionsverhandlungen stattfinden. Denkbare Modelle sind nun eine Große Koalition oder Jamaika. Die Schwäche des Ganzen, Jamaika, keiner der Beteiligten will sie. Und doch, wie sähe eine Alternative aus. Noch schlimmer. Selbst Neuwahlen!
So Jamaika kommt, wird eine ökologische Wandlung damit einhergehen. Das beginnt beispielsweise bei der Stadtplanung. In München sind inzwischen die Grundstückskosten für einen Hausbau deutlich höher als die Gebäudekosten. Das hat auch für das Autofahren in der Stadt Konsequenzen. Das Mobilitätsverhalten lässt sich nicht im n-dimensionalen Bereich fortführen. Der Flächenverbrauch zeigt sichtbare Grenzen.
Die Grünen fordern ab 2030 die Sperre für Verbrennungsmotoren. Werden die Grünen Fahrverbote in Städten einfordern? Immerhin sitzt BW-Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Koalitionsverhandlungstisch. Direkt neben dem Altkommunisten Jürgen Trittin. Die Grünen rufen nach dem E-Auto, getrieben von regenerativer Energie. Die ist in Deutschland immerhin zu 30 Prozent vorhanden. Sollten morgen alle E-Autos mit regenerativem Strom betrieben werden, bräuchten wir nicht wie gegenwärtig 27.000 Windräder, sondern weitere 40.000. Wer will das? Erste Forderung der Grünen sollte aber sein, für konkrete Verbrauchs- und Schadstoffangaben auch beim E-Auto zu sorgen. Wer dort mit Licht, Heizung, Klimaanlage und viel bergauf fährt, weiß, dass sich die angegebenen 100 km Reichweite auf realistische 50 km halbieren. Auch wenn wir Automobilisten es nicht gerne hören, doch die Vernunft fordert: Es sollte gerade in Städten insgesamt weniger mit dem Auto gefahren werden. Eine Chance bildet ohne Frage die künftige Vernetzung und elektronische Steuerung der Fahrzeuge im Verbund mit allen anderen Verkehrsträgern. Auf das Prinzip Hoffnung!
80.000 "Zertifizierte" im Kfz-Gewerbe
In Frankfurt fand im Rahmen der IAA die Feierstunde Gütegemeinschaft AutoBerufe statt. Seit 1998 zertifizieren die Vertreter von VDA, VDIK und ZDK Automobilverkäufer, Serviceberater, Teile- und Zubehörverkäufer und Serviceassistenten. Jetzt gab es 80.000 gute Gründe in Anwesenheit der Verbandspräsidenten, Geschäftsführer und ausgewählter geprüfter Mitarbeitern aus den jeweiligen Gütegemeinschaften zu feiern.
Nachdem AUTOHAUS dazu den Ursprung legte, sei hier der Anfang des Ganzen kurz skizziert. 1996 kamen die ersten Lern-CDs auf den Markt. Diese zu entwickeln kostete richtig Geld. Damals saß auf dem Audi-Stuhl in Ingolstadt der zeichensetzende Deutschland-Chef Heinz Hermann Nagel. Ich kannte ihn schon aus der Zeit, als er in Hamburg noch in einem großen VW-Haus als Verkaufsleiter wirkte. Wir trafen uns immer mal wieder in seiner Audi-Zeit in Ingolstadt zum Gedankenaustausch. Ich stellte ihm die Überlegung mit den neuen CDs vor, wo Verkäufer dann - je nach Lehrinhalt - nicht mehr ins Schulungszentrum zu Audi reisen müssen, vom Autohaus weg sind, sondern im Autohaus oder gar zu Hause - dank Elektronik - sich nötiges Wissen aneignen können. Das reduziert für den Handel die Schulungskosten für Verkäufer um mindestens 20 Prozent.
Nagel bildete für AUTOHAUS die Brücke zum Audi-Schulungsbereich. Dort kamen wir dann in einer etwas größeren Runde zusammen. Einer von den Schulungsverantwortlichen von Audi kannte wiederum Ulrich Reissler von Mercedes-Benz. Ralph M. Meunzel, Chefredakteur AUTOHAUS, nahm dann die Kontakte in die Hand und lud zu einem gemeinsamen Treffen in Österreich ein. Das Folgetreffen fand bei Mercedes auf dem Lämmerbuckel/Wiesensteig statt. Die grillende Mondnacht habe ich heute noch in bester Erinnerung. Und genau in dieser Nacht brach markenübergreifend das Eis. Und durch die Kontakte, die Ralph M. Meunzel ins Importeurslager hatte, wurden auch dort die ersten Türen aufgeschlagen. Wir holten dann Ingo Meyer, den Geschäftsführer für Ausbildung und Personal im ZDK, ins Boot. Meyer, schnell wie er geistig immer war, koordinierte und führte das zum heutigen Zertifizierungsausschuss zusammen, den jetzt seine Nachfolgerin Birgit Behrens leitet. Heute wirken alle Hersteller und Importeure mit.
Und das möchte ich als Verdienst von AUTOHAUS festhalten. Die Schulungsabteilungen der Hersteller und Importeure reden heute alle miteinander und tauschen Erkenntnisse aus. Böse Zungen würden schon wieder von einem Kartell reden. Nein, es geht um die Optimierung der Ausbildung des Ganzen für die Branche! Früher kannten sich die Damen und Herren nicht einmal. Wir haben heute gut 26.000 Verkäuferinnen und Verkäufer in der Branche. Verkäufer kann sich ja jeder nennen. Wir wollten damals innerhalb von zehn Jahren eine Verkäufer-Qualifizierung erreichen, und zwar der gesamten Verkäuferschaft in der Branche. Dieser Qualitätsschub war unsere Leidenschaft. Damit sollte sich die Verkaufsqualität dem Kunden gegenüber und somit die Kundenzufriedenheit erhöhen. Wenn man dann die Ergebnisse von Testkäufen heute anschaut, wird man immer wieder selbst über 1x1-Fragen im Alltag auf den Teppich geholt. Ich höre mir dann an: Ohne Zertifizierung wäre das noch schlimmer. Wie tröstlich!
Aber mein weiteres Anliegen, die Senkung von Ausbildungskosten, wurde bis heute nicht erreicht. Die Gütegemeinschaft beschäftigt sich bis heute nicht damit, welche Bausteine einheitlich aufgesetzt werden könnten. Man denke z.B. an alle Rechtsfragen. Selbst im technischen Auto-Wissen könnten die Grundlagen für den Verkäufer einheitlich sein. Man denke an den Bereich Finanzierungs- und Versicherungskauf. Es ist leider keiner der Schulungsverantwortlichen dabei, der das beherzt in die Hand nimmt. Nein, die Damen und Herren würden ja eigene Schulungskapazität in ihrer Abteilung abbauen und das macht leider keiner. Auf der Jubiläumsveranstaltung war ein Vertreter gar der Auffassung, dass die 20 Tage im Rahmen der Verkäuferzertifizierung zu wenig seien. Da muss ich dann sagen: Um Gottes Willen! Wenn mir in drei Jahren "Alexa" von Amazon sämtliche Fragen zum Auto beantwortet, dann braucht man weniger Tage. Alexa wird nicht den Verkäufer ersetzen. Aber Standardwissen wird Alexa oder Google Home oder Apples Siri legen. Der Verkäufer, bei Tesla Storemanager – das klingt doch schon ganz anders als Verkäufer – genannt, wird künftig der Spezialist für Detailfragen sein müssen. Meine Gründungsintention bleibt also: Legt nach 20 Jahren endlich das 1x1 zusammen! Kosten und Zeit optimieren!
Ein Blick in die Festversammlung des Zertifizierungsausschusses auf der IAA!
Umparken für Tina Müller!
Das war schon eine Nummer, als Opel-Chef Karl-Thomas Neumann 2013 eine Frau, die bis zu diesem Zeitpunkt nie einen Gedanken daran gefasst hätte, privat je einen Opel zu fahren zur Marketingchefin machte. Tina Müller brachte für die neue Aufgabe einschlägige Marketingsexpertisen des Beautyriesen Henkel mit. Nicht genug, sie war damit die einzige Marketingchefin, die zugleich im Vorstand eines Automobil-Konzerns saß. Normalerweise sind diese Positionen dem Vertriebsvorstand angedockt. Ihr Meisterstück lieferte Müller im Frühjahr 2014 mit der genialen Marketingaktion "Umparken im Kopf" ab. Vielleicht erfahren wir mal im Nachgang, wie viele Millionen diese Umkehraktion gekostet hat. So genial das war, so werde ich ihr immer nachtragen, wie lausig von Jahr zu Jahr da im Januar in der Opel-Organisation immer "Angegrillt" wurde. Ohne Müller-Pfeffer!
Zusammen mit der neuen Modelloffensive von Astra, Insignia und Adam ist ihr - wie in jedem Messeauftritt - ein originelles Produktmarketing gelungen, das weg vom tiefsitzenden "Rüsselsheimer Backsteinimage" führte. Auch den Digitalisierungseinstieg über Opel-OnStar, Car Configurator, den überschaubaren Erstversuch mit Amazon im März des Jahres oder jetzt den ersten "Cayu"-Store in der City von Stuttgart hat sie respektabel nach vorne gesetzt. Man hätte ihr und Neumann und im Trio mit Vertriebsvorstand Peter Küspert gewünscht, dass sie Opel endlich in die Oase schwarzer Zahlen gesetzt hätten.
Eine weitere große Stärke von Müller: Sie konnte, wo immer sie öffentlich auftrat, die Marke personifiziert überzeugend darstellen, obwohl Opel gar nicht so locker ist, wie sie das optisch und rhetorisch rüberbrachte. Die heute 49-jährige, in Bad Neuenahr geborene Managerin wirkte stets als sympathische Markenbotschafterin. Ob als Vortragende bei Kongressen, in Interviews in Magazinen, Fernsehen, einfach große Klasse. Nun kehrt sie als Vorstandsvorsitzende von Douglas in ihr Ursprungsmetier zurück. Mit Gesamtverantwortung für einen Konzern. Ich möchte mich schon bei dem Autohändler zur Berichterstattung ankündigen, der sie als erste zu einem Event in seinem Autohaus verpflichtet. Auto & Kosmetik. Der "Lady Day" im Autohaus ist aufgerufen. Den Nagellack in zugehöriger Autofarbe gibt es ja schon. Der Lippenstift für den vielfältigen Adam fehlt noch. Die Lippenstiftmarke "Eva" wäre geboren! Tina Müller, wir wünschen Ihnen alles Gute und viel Glück bei Ihrer neuen Aufgabe!
Ob in Wien, an der Hochschule Nürtingen-Geislingen, bei der IAA in Frankfurt, auf dem Autosalon Genf oder hier in einem persönlichen Interview beim Puls-Kongress 2015 in Hersbruck, Tina Müller machte stets " bella figura". Wir verlieren in der automobilen Öffentlichkeit eine "Branchen-Perle"!
Die Frösche formieren sich – im Kfz-Landesverband Bayern!
Wer die offizielle Presseverlautbarung des Bayerischen Landesverbandes zur Landesverbandstagung am 22. und 23. September in Neumarkt liest, müsste eigentlich Halleluja schreien. Der neue Präsident: "Wir werden uns umgehend und intensiv in die Diskussion um die Zukunft der Mobilität einbringen." Welch Glanz in dieser Hütte. In Wirklichkeit sieht es im Bayerischen Landesverband anders aus. Ganz anders!
Die Landesverbandstagung in Bayern wird von den sieben Kfz-Innungen mit Delegierten bestückt. Die Delegierten bilden dann quasi das Bayerische Kfz-Parlament. Ihre eigentliche Aufgabe wäre die Kontrollfunktion über das Wirken ihres Landesverbandes wahrzunehmen. Wer nun auf der Tagung in die Runde der Delegierten schaute, stellte fest, dass es sich vornehmlich um einen Club "ehrenwerter alter Herren" handelt, die in früheren Zeiten einmal ein Innungsamt inne hatten. Das sei wirklich nicht despektierlich gemeint. Wir sollten es aber als Realität festhalten. Im Klartext, aus deren Munde kommt im Parlament keine einzige Frage, denn eine kritische Anmerkung. Im Gegenteil: Sie werden im Vorfeld geimpft, wie sie und gegen wen sie zu stimmen haben. Der Rest ist Schweigen! Ergo: reines Stimmvieh, um der Satzung formell zu entsprechen. Das war's.
Und wer gar das Ergebnis der aktuellen Neuwahlen in Bayern anschaut, muss feststellen, dass eben der langjährige Vizepräsident zum Präsidenten gemacht wurde und sich ansonsten personell so gut wie nichts Bemerkenswertes verändert hat. Es ist ganz natürlich: Wenn Menschen eine lange Zeit in derselben Position verbringen, gehen ihnen die Ideen aus. Was also sollte sich im Bayerischen Landesverband bei der Zementierung der Positionen zukünftig inhaltlich ändern? Bei aller größten Wertschätzung für den ausgeschiedenen Präsidenten Klaus Dieter Breitschwert, man wird bei genauer Betrachtung feststellen, dass das letzte Jahr im Bayerischen Verbandsgeschehen reine Selbstbeschäftigung war. Und wenn da künftig frisches Blut fließen soll, dann sollte da keiner länger als zwei Perioden auf seinem Stuhl hocken! Bitte, wer ändert das? Jeder weiß es, keiner ändert es!
Vernüftige Selbstkontrolle
Fragen der Delegierten an die Vorstandschaft und Geschäftsführung des Landesverbandes müssten eigentlich in Bayern aktuell folgende sein:
1. Ein neuer Präsident wird gewählt. Warum gibt es hier nur einen einzigen Wahlvorschlag? Und dieser wurde bereits vor einem Jahr im "Weinzierl'schen Hinterzimmer" festgezurrt und über ein Jahr mit großem Aufwand, Sitzungen, Schriftsätzen, Telefonaten und gemeinsamen Radtouren mit größter Vehemenz und größtem Aktionismus durchgesetzt. Ein Wahlkampf um das Präsidentenamt, Stellvertreter, Vorstandsposten findet überhaupt nicht statt. Nicht Wahlkampf, das war in Neumarkt Wahlschlaf, um die Posten nach eigenem Gusto zu besetzen. Reine Besitzstandswahrung!
2. Der neue Präsident Albert Vetterl (65) - so die öffentliche Verlautbarung - meint: "Wir werden uns umgehend und intensiv in die Diskussion um die Zukunft der Mobilität einbringen." Siehe oben. Politisches Bla-Bla! Was hat der gewählte Präsident mit seiner Vorstandschaft konkret im ersten Jahr seines neuen Wirkens vor? Welche Sachthemen stehen auf der Agenda? Außer juristischer Spitzfindigkeiten im Datenschutz? Außer "rotem Kennzeichen"? Es müsste darüber diskutiert werden, weshalb die Frequenz von Innungsversammlung bei 25 Prozent der Mitglieder liegt. Oder reduzieren sich die Aufgaben einer Innung auf die reine Dienstleistungsebene? Wo bleibt die gezielte Aktion für Bayern, die Jungunternehmer, die Nachfolgegeneration zusammenzubringen? Nicht auf Sylt, vor Ort! Dass sie bereit sind zum Mitmachen und Mitentscheiden. Wie sieht die Antwort der digitalen Veränderung in Bayern aus? Schließlich hat die Staatsregierung "Bayern Digital" herausgegeben. Was machen wir daraus? E-Government, Bürokratieabbau, elektronische Fahrzeugzulassung usw.? Wie werden aus Lehrlingen Azubis 4.0? Wie werden die Lehrkräfte an den bayerischen Berufsschulen darauf vorbereitet? Schöpfen die Lehrerinnen und Lehrer das didaktische Potenzial digitaler Medien voll aus?
3. In der Rückblende zur letzten Verbandstagung 2016 hätte ich gerne als Delegierter erfahren, welche Themen konkret vom Vorstand und der Geschäftsführung für die Mitglieder bearbeitet wurden? Wer hat beispielsweise was - auch in seiner Innung - in Sachen Diesel unternommen? Weiß jeder Oberbürgermeister in den Städten, in denen in Bayern ein Fahrverbot droht um die Sicht der Branche? Wie sieht das Ergebnis dafür ganz konkret in den Städten München, Nürnberg, Augsburg aus? Klar, da müssten die Landesverbandsgeschäftsführer mit Deutschlands größter Kfz-Innung Oberbayern zusammenarbeiten. Gemacht wurde nichts. Warum?
4. Zwischen der vereinigten "Weinzierl'schen Hinterzimmerfraktion", zu der ganz markant auch die juristisch angehauchten "Brandels" gehören, und der Kfz-Innung Oberbayern gibt es derzeit heftige Differenzen. Die Hinterzimmerfraktion führt systematisch den Bruch mit Deutschlands größter Innung herbei. Der Landesverband Bayern würde damit nach dem Ausscheiden von Deutschlands größter Innung zum "Rumpfverband". Da stehen 2.200 Kfz-Betriebe dahinter. Wo bleibt die Persönlichkeit, die der verbandspolitischen Verantwortung gerecht wird und hier die dringlich notwendige Solidarität herbeiführt? Die massiven Differenzen liegen in persönlichen Fehden gewisser Personen, nicht in der Sache. Darüber wird im Parlament der Tagung kein einziger Satz verloren, geschweige denn diskutiert. Ein Hammer! Im Klartext: Ein paar "Hinterzimmer-Funktionäre" entscheiden über die langfristige Zukunftsstrategie des Landesverbandes. Und sie verhindern auf der Verbandstagung jegliche Diskussion darüber. Sie verweigern die Auseinandersetzung und sind nicht in der Lage, ihr eigenes Handeln glaubwürdig vor dem Parlament darzustellen. Die Solidarität ist das höchste Gut eines Verbandes. Man muss mal wieder daran erinnern, dass Innung schon im Wortstamm meint, sich einig zu sein. Der Karren sitzt so in der Ecke, dass der Konflikt ohne Moderator, der Brücken baut, nicht zu lösen ist. Ich darf hier den erfahrenen Landesverbandsgeschäftsführer von Baden-Württemberg, Carsten Beuß, ins Gespräch bringen. Der ZDK denkt vermutlich, die Bayern sollen sich selber auf die Fresse hauen. Das ist ja seit Montag der neue politische Jargon, damit man bei "Bild" auf die erste Seite kommt.
5. Die zentrale Frage eines Delegierten an die Verschwörer gegen Oberbayern in der Geschäftsführung müsste lauten: Wie sieht die Finanzierung des Landesverbandes Bayern zukünftig aus, wenn die 500.000 Euro Mitgliedsbeitrag der größten Kfz-Innung Oberbayern fehlen? Wird man sich dann von einem der Hauptgeschäftsführer trennen? Wieso braucht man überhaupt zwei Geschäftsführer? Oder wird man die Zahl der Verbandssponsoren weiter ausbauen und sich in noch höhere Abhängigkeit bringen? Oder wird man Leistungen einschränken? Wenn ja welche?
6. Oder einmal grundsätzlich gefragt: Welche Leistungen erhalte ich ganz konkret als Innungs-Mitglied Oberbayerns, wenn man 500.000 Euro an den Landesverband abführen? Nicht einfach zahlen. Leistung einfordern und diese transparent darstellen lassen.
7. Dann führt man in der Vorstandschaft den Posten eines Sprechers "Handel" ein. Für was ist diese Aufgabe nötig? Man hat doch einen Präsidenten? Kann der nicht für den Handel sprechen? Wie der neue Sprecher in Neumarkt zu seiner Mehrheit kam, wissen nur die zuvor infiltrierten Delegierten.
8. Im Juni wurde auf der ZDK-Mitgliederversammlung in Montabaur Ober- und Weltmeister Rudolf Angerer von der Innung Regensburg nicht in den ZDK-Vorstand gewählt. Er wurde dort politisch abgestraft. Ich hätte als Delegierter gerne erfahren warum? Und die Frage an die Kandidaten um das Präsidentenamt hätte lauten müssen: Wie gedenkt der neue Präsident die Zusammenarbeit mit dem ZDK zu gestalten, nachdem diese durch das spezifische Agieren des bayerischen Landesverbandsgeschäftsführers Dirk Weinzierl erheblich belastet ist? Was lief da?
9. Da kommt zum Abschied des hochverdienten Präsidenten Klaus Dieter Breitschwert der Bayerische Staatsminister Joachim Herrmann. Er ist auch Verkehrsminister und sollte künftig in Berlin am Kabinetttisch sitzen. Im Programm ist nach dessen Vortrag eine Diskussion angekündigt. Wann kommt man einem Entscheidungsträger je so nahe. Und diese Herren bestimmen doch die Politik, treffen die politischen Entscheidungen. Und das war doch eine der ganz großen Stärken des bisherigen Präsidenten, dass er zu all diesen Herrn eine offene Türe hatte und gehört wurde. Fragen aus dem "Kfz-Parlament" kommen dann an den Minister keine. Nichts ist vorbereitet. So dringlich sind da die Sachfragen zum Thema Zukunft.
Fazit: Die "Weinzierl'sche Hinterzimmerfraktion" hat erreicht, was sie seit einem Jahr ausheckte. Besitzstandswahrung! Gefügige Ehrenamtsträger, die sich nach Bedarf leicht biegen lassen. Als Pressevertreter vor Ort in Neumarkt nehme ich zur Kenntnis, dass an programmatischen Sachthemen für die Zukunft null zu vermelden ist.
Einmal mehr bin ich der Überzeugung, dass man sich das Geld im Bayerischen Landesverband einsparen kann. Die wenigen landesspezifischen Aufgaben könnte bei gutem Willen, von der Hauptstadtinnung, sprich Oberbayern mit erledigt werden. Willst du einen Sumpf trocken legen, darfst du nicht die Frösche fragen. Und so werden eben die bayerischen Frösche im Hinterzimmer weiter quaken, nachdem kein Ehrenamtsträger da ist, der das Rückgrat und die Durchsetzungskraft hat, die Frösche in den richtigen Teich zu setzen.
Ich habe 34 Jahre lang den Bayerischen Landesverband journalistisch betreut. Ich habe wirklich viel Einmaliges, Positives in dieser Zeit erleben dürfen. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich fühle mich aber gleichermaßen den vielen Händlern und Werkstätten verpflichtet, die das alles im Landesverband möglich machten. Sie bezahlen das! Und ich möchte auch an die Fragwürdigkeiten erinnern, die sich in dieser Zeit z.B. in Mittelfranken und Unterfranken ereignet haben. Von der unseligen Malaise um die teure Trennung im Drama um den Landesverbandsgeschäftsführer Dr. Hubert Fexer ganz zu schweigen. Ich rufe da gerne die schwäbische Erkenntnis auf: Vertraue Allah, aber binde dein Kamel an! Die Kontrolleure sollten da sehr wohl genau hinschauen!
Zum Abschluss noch eine Anekdote, die die aktuelle bayerisches Verbandspolitik treffend charakterisiert. Da bot mir der neue Präsident Albert Vetterl an, die Laudatio auf seinen Vorgänger Klaus Dieter Breitschwert per E-Mail zugehen zu lassen. Ich empfand das wirklich als eine Geste guten Willens! Am Sonntag rief mich dann der Pressesprecher des Landesverbandes an, er dürfe nichts vermelden. Es käme am Montag eine offizielle Verbandsmitteilung. Klar, vom "Weinzierl'schen Hinterzimmer". Die neue Formation muss da natürlich erst montags tagen, sich abstimmen. Bis da was kommt, steht die Information über die Landesverbandstagung, was die Branche interessiert, schon drei Stunden vorher auf AUTOHAUS Online. Bitte,was nützt aller Sonnenaufgang, wenn wir nicht früh aufstehen!
Ein erhebendes Momentum. Die Versammlung wählte in nichtöffentlicher Sitzung den bisherigen Präsidenten Klaus Dieter Breitschwert einstimmig zum Ehrenpräsidenten. Sein Nachfolger Albert Vetterl hielt dazu die Laudatio.
Sprüche der Woche:
"Volkswagen, das ist Diktatur. Wir werden behandelt wie der letzte Dreck." (ein VW-Händler)
"Bis heute hat sich der Konzern bei den Händlern nicht einmal für den Dieselskandal entschuldigt." (Branchenanwalt Christian Genzow)
Mit meinen besten Wochenendwünschen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de
F.J.S.