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HB ohne Filter: IAA, Aldi, Verkehrspolitik

Prof. Hannes Brachat
AUTOHAUS-Herausgeber Prof. Hannes Brachat
© Foto: Erwin Fleischmann/AUTOHAUS

Heute: 67. IAA Frankfurt - Zukunft erleben, Aldi Süd als Tankstellenbetreiber, Masterplan (Verkehrs-) Politik, Zum Tode von Heiner Geissler.

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Datum:
15.09.2017

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Heute: 67. IAA Frankfurt - Zukunft erleben, Aldi Süd als Tankstellenbetreiber, Masterplan (Verkehrs-) Politik, Zum Tode von Heiner Geissler.

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67. IAA Frankfurt - Zukunft erleben

Das Auto hat Zukunft! Das ist die wichtigste Messebotschaft. Der Wandel liegt in der Veränderung zur datengestützten Automobilität. Die Teilnahme von Facebook, Google, SAP u.a. sowie die große Sonderschau New Mobility verändern den Messecharakter hin zu mehr internationaler Consumer Electronics Show. "Öttinger-Englisch" reicht da zum guten Verständnis der Aussagen auf den elektronischen Messeständen und deren Infowänden nicht mehr aus. Die englische Sprache wird spätestens jetzt auch für einen neugierigen Schwaben vorausgesetzt.

Der VW-Konzern stieß mit einem Paukenschlag die Türe pro Elektro-Auto riesig weit auf: 50 neue E-Modelle, vier Gigafactorys für Zellfertigung bis 2030. Eine deutliche Ansage mit Ausrichtung. BMW - mit einer großartigen Messeperformance aufwartend - brachte die Synthese zwischen der alten und der neuen Welt mit der zentralen Standaussage auf den Punkt: Die Zukunft ist jetzt. Jetzt wird Zukunft gemacht. 

© Foto: Prof. Hannes Brachat

BMW mit dem Concept Car X7 i Performance – großartig inszeniert

Am Montag, 18. September 2017, werde ich meinen IAA-Rundgang bei AUTOHAUS.de in einer Bildstory darstellen. Hier schon einmal einige zentrale Aussagen in Thesenform:

  1. Das Auto der Zukunft ist digital, vernetzt, autonom und emissionsfrei.
  2. Die Zukunft der Mobilität wird in China entschieden! 
  3. China will globaler Marktführer der Elektromobilität werden. Wir haben in Deutschland zur Stunde 7.407 Ladepunkte. Es sollen 2020 30.000 sein. In China werden in den nächsten drei Jahren fünf Millionen Ladestationen eingerichtet.
  4. Die Chinesen zeigen sich auf der IAA mit der Nobelmarke Wey von Great Wall. Chery präsentiert als Weltpremiere den Exceed TX. Und Borgward, seit 2015 in Händen von Beiqi Foton Motors, stellt den SUV BX7 vor. Der Borgward-Vertrieb wird digital über Sixt laufen. Der Service über ATU. Soviel zum Markenverständnis Borgward.
  5. Das Problemfeld Diesel wird auf der Messe spürbar unter dem Tisch gehalten. Das ganze Diesel- und Fahrverbotsdebakel hat das Auto in Verruf gebracht. 
  6. Die zunehmende Urbanisierung ist Realität. Der Verbrennungsmotor ist dabei aber nur ein Problem unter vielen.
  7. Keine Quoten für bestimmte Antriebsarten vorgeben. Technologieoffen sein und neutral forschen. Toyota, Hyundai und Daimler warten auf der Messe mit verschiedenen Wasserstoffmodellen auf.
  8. Klimaneutrale Kraftstoffe sind keine Illusion. Forschen!
  9. Vom kleinen SUV bis zu Luxusautos, Geländewagenparcours für verschiedene Marken bis hin zur Oldtimer-Schau, das ganze automobile Spektrum kann bewundert werden. Soviel Luxusautos an einem Standort gibt es weltweit nirgendwo zu sehen.  
  10. Ein atemberaubender, völlig neu konzipierter MB-Stand in der Festhalle – er soll 60 Millionen Euro kosten – gefällt nicht nur wegen der optischen Präsentation von über 100 Fahrzeugen, sondern auch wegen der Gestaltung der "Mobilität der Zukunft". Sie wird an vielen Einzelexponaten glänzend präsentiert. Future Mobility, Startup Autobahn, Lab 1886, dem Lufttaxi Volocopter, Robotik, 3D-Druck, Future Experience u.a. Und im Zubehörshop, ein Kinderschnuller mit Stern! Acht Euro!
© Foto: Prof. Hannes Brachat

Standimpression von Mercedes-Benz

© Foto: Prof. Hannes Brachat

MB-Zubehörshop – mit Schnuller für des "Schwaben Kind"

Gewiss, vieles war auf der Messe Ankündigung. Nachfragen, bis wann das genau kommen wird – selbstfahrende Auto, bestimmte E-Modelle –, wurden mit der Standardantwort bedacht: "We will see!" Der Wettkampf zwischen der alten und neuen Welt, die Transformation, ist aktuell in Frankfurt besonderes Messeerlebnis. In zahlreichen Vorträgen, die über die gesamte Messe hinweg stattfinden, werden sicher noch viele Zukunftsentwicklungen, Vernetzungen und Umweltaktivitäten aufgezeigt werden.

Dass elf Automobilhersteller der Messe fernblieben, lässt aufhorchen. Tesla, 2015 noch dabei, hätte für den E-Durchbruch ein weiteres wichtiges Zeichen setzen können. Die AMI hat bereits vorgemacht, dass für einige Aussteller die Relation Aufwand zu Nutzen nicht mehr passt. In der Tat verschafft auch Internet heute schon beeindruckende Messe-Impressionen. Da wird sich bis zur 68. IAA 2019 noch einiges verschieben. Hoffentlich nicht final?!

Aldi Süd als Tankstellenbetreiber

Gut 50 Aldi Süd-Filialen fungieren bereits als Ladestationen für E-Autos und E-Bikes. Dahinter steht eine Kooperation mit dem Essener Engerieversorger Innogy. Weitere Schnellladestationen sollen folgen. Der Strom kommt aus den Photovoltaikanlagen auf den Aldi-Dächern und wird den Kunden kostenlos zur Verfügung gestellt.

© Foto: Aldi Süd

Aldi-E-Ladestationen

2017 sollen jetzt noch an zehn Standorten Benzin-Tankstellen mit Zapfautomaten entstehen. Also ohne Personal. Bis 2022 soll es dann ein Netz von gut 300 Stationen geben. Aldi macht dies im Verbund mit dem österreichischen Ölkonzern ÖMV. Der Markenname: "Avanti".

1970 gab es mal in Deutschland über 46.000 Tankstellen. Heute sind es noch 14.500 Standorte. Aral führt mit 2.335, gefolgt von Shell mit 1.929. Wenn Aldi sein Spektrum via "Pumpgewerbe" erweitert, wird sich Amazon bestimmt bald in den Tankstellen mit Lebensmitteln einnisten!

Masterplan (Verkehrs-) Politik

Man sollte in guten Zeiten Reformen initiieren. Besonders dann, wenn man im Parlament über satte Mehrheiten verfügt. Die Ist-Situation: Nahezu Vollbeschäftigung, keine Neuverschuldung mehr. Das sind gute Stationen. Friedrich Merz mit seiner Bierdeckel-Reform, den die Kanzlerin aus dem Amt entfernt hat, Ex-Verfassungsrichter Paul Kirchhoff, der 2005 ein vereinfachtes Steuermodell vorgestellt hat, legten die Grundlagen für eine große Steuerreform. Finanzminister Wolfgang Schäuble torpedierte das Thema Steuerreform. Kostet zu viel Kraft! Die Bürger und Unternehmen aber fordern Vereinfachung.

Selbiges gilt für ein einheitliches Bürgerportal für den Umgang der Bürger, Unternehmen mit den Verwaltungsbehörden. Dazu gehört beispielsweise auch die elektronische Fahrzeugzulassung.

Ein weiterer Punkt. Der Fiskus nimmt pro Jahr inzwischen die Rekordsumme von 700 Milliarden Euro an Steuern ein. Eigentlich soll der Soli, also 5,5 Prozent auf die Lohn- oder Einkommensteuer, - gesetzlich geregelt - Ende 2019 auslaufen. Obwohl beispielsweise die CSU große Wahlplakate mit der Soli-Abschaffung aufstellt, tritt sie im Verbund mit der CDU für eine jährliche Reduzierung von 0,5 Prozent ein! Tarnen und Täuschen!

© Foto: Prof. Hannes Brachat

Der Soli muss weg!

Das gegenwärtige Debakel in der Wirtschafts- und Umweltpolitik macht die hohen Defizite in der Verkehrspolitik deutlich. Schaut man sich die Gestaltungsliste von Verkehrsminister Alexander Dobrindt in der abgelaufenen Legislaturperiode an, so scheint als einziges politisches Werk die CSU-PKW-Maut zustande zu kommen. Und da hatte Dobrindt nicht einmal den Mut, die elektronische Maut - siehe Lkw-Toll Collect - einzuführen, obwohl die komplette Infrastruktur seit 2002 dafür vorliegt. Inklusive der praktischen Erfahrung. Motto: Wer viel fährt und entsprechend die Umwelt belastet, bezahlt verursachungsgerecht mehr. Nein, lieber aufwändiger Pickerl-Verkauf. Von der möglichen elektronischen Lenkung von Verkehrsströmen ganz zu schweigen. Weitblickend wäre gewesen, die CSU hätte weniger auf Maut-Ausgleich an der österreichischen Grenze bestanden, sondern beim EuGH in Luxemburg eine einheitliche Europa-Maut eingeklagt. Die Kanzlerin 2013: "Eine Maut wird es mit mir nicht geben." Für das Ministerium für Mobilität in Berlin liegt keine überzeugende Bilanz vor, was nicht für Dobrindt spricht. Seine Zeit als Verkehrsminister ist gelaufen.

Man rufe als weitere verkehrspolitische Sanierungsstationen den Pannenflughafen BER auf, Air Berlin, ein zögerlicher Breitbandausbau. Dobrindt setzt nicht auf das schnelle Glasfaserkabel, sondern zur Freude der Telekom auf das antiquierte Kupferkabel. Bis 2030 soll der Güterverkehr um weitere 30 Prozent wachsen. Wo bleibt ein spürbares Stück Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene? Bis 2020 sollte laut Kanzlerin eine Millione E-Autos auf den Straßen sein. Es sind zur Stunde 35.000 Einheiten. Man schaue sich den zögerlichen Ausbau der Ladestationen an. Schneckentempo! Jetzt entscheiden Gerichte über ein Fahrverbot, weil die Verkehrspolitik nicht aktiv gestaltend voran geht. Auch die Privatisierung des Straßenbaus hat mit der Klage von "A1 mobil" einen herben Rückschlag erlitten.

Fazit: Nicht Wegschauen, Gestalten, Durchsetzen ist politisch gefordert.

Zum Tode von Heiner Geissler

Das war politische Größe mit Weitblick, als Helmut Kohl hochbegabte junge Männer in die Politik holte. Bekannte Beispiele: Heiner Geißler, Richard von Weizsäcker, Kurt Biedenkopf. Geißler war Gewerkschaftsmitglied und war als kreativer Sozialpolitiker dem linken Flügel in der CDU zuzuordnen. Sein Grundthema war als Christ und jesuitisch geprägter Mensch das Thema Gerechtigkeit. Er konnte verbal gekonnt hinlangen, zuspitzen, streiten und bewies in vielen Ausführungen Vision wie großen Mut. In den vergangenen zehn Jahren in Sonderheit mit theologischen und dogmatischen Positionen der Kirchen. Von der Erbsünde, Zölibat, Frau in der Kirche, Wallfahrt und medizinischer Fortschritt bis bin hin zur Suche nach dem barmherzigen Gott. Damit setzt er sich in seinem letzten Buch auseinander, das dieses Jahr noch erschien: "Kann man nicht Christ sein, wenn man an Gott zweifeln muss?" Geißler mit Klartext: "Was soll das für ein Gott sein, der erst eine Welt schafft, die dann so schlecht ist, dass sie vom eigenen Sohn wieder erlöst werden muss?"

Heiner Geißler hat mir persönlich mit all seinen Büchern, großartige persönliche Bereicherung geschenkt. Sein Luther-Buch wurde aus gutem Grunde Bestseller! Für Zweifler, für Suchende, sind seine Bücher wahre Helfer. Unglaublich, mit welcher klugen, umfassenden und gescheiten Darstellung er zu überzeugen versteht. Ich danke diesem großartigen Begleiter und geistigen Freund.

© Foto: Ullstein Verlag

Heiner Geißler

Spruch der Woche:

"Habe mich für die Briefwahl entschieden. In meinem Alter bekommt man allmählich ein gestörtes Verhältnis zur Urne." (Verfasser unbekannt)

Mit meinen besten Grüßen von  einer inspirierenden IAA

Ihr

Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS

www.brachat.de

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