HB ohne Filter vom 9. Oktober 2009
präsentiert von

Datum:
09.10.2009Heute zu den Themen: Chaostage bei Mercedes, Fortsetzung der Abwrackprämien und Kfz-Schiedsstellen.
Steigen Sie ein in die Diskussion! Am Ende des Beitrags finden Sie den Button “Kommentare”. Klicken Sie darauf und kommentieren Sie Prof. Brachats Kommentar.
5. Oktober – Montag
Chaos bei Mercedes. Mitten in der IAA wechselt Mercedes seinen Vertriebsvorstand, Dr. Klaus Maier (56). Ein Zetsche-Zäsur, die neue Hoffnung schaffen soll. Zur Stunde der öffentlichen Mitteilung saß ich mit dem deutschen Vertriebschef, Peter-Christian Küspert (43), beim Gespräch und Kurzinterview auf dem Daimler-Stand. Möglicherweise wusste er bereits zu diesem Zeitpunkt von seiner Demission und seinem Nachfolger Daniel Bartos. Jetzt hat man in Folge in der MBVD-Zentral zu Berlin die Verantwortung für die MB-Vertreter und die Niederlassungen wieder zusammengeführt. Deren Trennung vor wenigen Jahren hatte noch nie Sinn gemacht. Den bisherigen MBVD-Kastraten Peter Alexander Trettin hat man jetzt auf den Posten weitergeleitet, auf dem Dr. Joachim Schmidt für Mittel- und Osteuropa bisher saß. Und der bislang für die deutschen Niederlassungen zuständige Harald Schuff soll jetzt mit voller Potenz von Berlin aus bewerkstelligen, was ihm bei den Niederlassungen mit fortlaufendem Erfolg gelang. Und bitte, Joachim Schmidt kehrt als Vertriebsvorstand zurück, und zwar auf den Posten, auf dem er schon einmal saß, bevor ihn damals Eckhard Cordes entfernte. Dieses ganze Karussell lässt in der Konsequenz nur den konsequenten Schluss zu: Wann kommen Panka, Fahr, Missing und Zeh wieder zurück?
Dass es anders, erfolgreicher geht, macht Audi vor. Woran liegt es? Bei den Audi-Mitarbeitern hat man in Gänze den Eindruck, dass dort jeder nach vorne möchte. Das ist in allem mehr Biss dahinter. Die Daimler-Leute leben immer noch zu arg vom Glanz des Sterns. Weiter. Bis heute sitzen im Hause Daimler dieselben Vorstände wie zu Schrempps Zeiten auf ihren Stühlen. Und mit Schrempp ging es ja alles andere als aufwärts. Wer am 5. Oktober 2009 "Bild" aufschlug, bekam mal wieder ein originäres Beispiel dieser fragwürdigen Geisteshaltung, die da offensichtlich in den oberen Managementkreisen bei Daimler Usus ist. Da feiert Jürgen E. Schrempp, Daimlers größter Wertevernichter aller Zeiten, seinen 65. Geburtstag. Als Kitzbühel-Wirt standesgemäß selbst. Nachdem die Österreicher in Kitzbühel offensichtlich keine angemessenen "Hendl" backen können, lässt man diese mit dem Heli direkt von der Münchner Wies'n auf die Alm nach Kitz fliegen. Und zu diesem geistvollen Husarenritt lassen sich dann diverse Daimler-Manager in "Bild" auch noch ablichten. Allen voran, der MB-Unterweltkönig Karl Dersch.
Bei Daimler selbst brennt die Hütte und ist in wesentlichen Teilen für viele Mitarbeiter nachhaltig Kurzarbeit angesagt. Bleibt das Daimler-Geschäft auf dem Niveau 2009 stecken, steht der nächste Bittsteller in Berlin an. Nachdem sämtliche 93 MB-Vertreter im Pkw-Neuwagengeschäft 2009 tiefrote Zahlen schreiben, stellt sich die Frage, wann der erste seine Pforten schließt. Bitte, Daimler! Und die Krösusse laben sich auf der anderen Seite an bayerischen "Heli-Hendl". Das alles sind gelebte Markenbilder. Schade, es hat bei den Bild-Heli-Hendl-Bildern nur noch Boris Becker gefehlt, um die Erbärmlichkeit des Zustandes im Hause Daimler sichtbar zu machen.
Wo bleibt der "Helmut Werner" der Zukunft, der neue Perspektiven zu setzen vermag? Da gab es bei Daimler mal einen Manager, Dr. Wolfgang Bernhard. Er fiel in Ungnade, weil er angekündigt hatte, dass bei Daimler viel Blut fließen werde. Hinzu kam seine Kritik am damaligen Vorstandsvorsitzenden Schrempp. Er musste gehen und kehrte im Frühjahr 2009 zurück. Ob er der Mann der Zukunft bei Daimler sein wird, der endlich radikal ausräumt?
6. Oktober – Dienstag
Fortsetzung der Abwrackprämien. Wer die aktuellen Auto-Neuwagenanzeigen in den Tageszeitungen analysiert, könnte nicht meinen, dass die Abwrackprämie ausgelaufen sei. Die "Grünen Wochen" gehen weiter. Die Mazda-Händler meinen gar: Egal was die Wahl bringt, Mazda garantiert die Umweltprämie. Sie wird quasi als Wahlversprechen ausgegeben. Oder Toyota: "Die Abwrackprämie verpasst? Macht nix!" Die MB-Niederlassung Berlin tituliert: "Wir zahlen die Abwrackprämie weiter – garantiert!" Bitte, Mercedes! Beim Zafira handeln die Opel-Händler gar mit 6.104 Euro Umweltprämie. Aber auch der eine und andere VW-Händler operiert bis zu 11.000 Euro Abwrackprämie. Soviel zum Abschied der Abwrackprämie.
Die Ford-Händler agieren über ganz Deutschland auffallend einheitlich mit der Ford Flatrate. Null Prozent effektiver Jahreszins, Null Wartungskosten, Null Garantiesorgen und das vier Jahre lang. Der neue Panamera von Porsche wird in Tageszeitungen ab 94.575 Euro angeboten. Auch wenn der Verkauf des Panamera erst anläuft, so stellt sich dennoch die Frage, ob Größe, Verbrauch und Gewicht langfristige Züge zeigt? Der Integrationsvertrag zwischen Volkswagen und Porsche steht noch aus. Der Zusammenschluss ist ein Herkulesaufgabe und dennoch drängt es "den Alten", Suzuki und MAN anzudocken, damit er noch 2010 sagen kann: "Ich bin weltweit der Größte und Mächtigste!" Damit wäre der Volkswagen-Konzern vor Toyota auf Platz eins. Aber – im Gegensatz zu Toyota – mit wie vielen Marken, mit wie vielen Herausforderungen? Blanker Größenwahn!
7. Oktober – Mittwoch
Kfz-Schiedsstellen. Dieser Tage trafen sich unter Federführung des Präsidenten des Kfz-Gewerbes Bayerns, Klaus-Dieter Breitsschwert, die Vertreter der sieben bayerischen Schiedsstellen, also die beteiligten Juristen und Sachverständigen zum Austausch über die 3.000 Verfahren, die 2008 an den sieben bayerischen Schiedsstellen bearbeitet wurden. 2.850 konnten dabei im Vorverfahren bereits beendet werden. Es geht nachstehend nicht um die Arbeit der Schiedsstellen selbst, sondern um die Frage der Kommunikation der Schiedsstellen.
Die erste Schiedsstelle im Kfz-Gewerbe wurde 1971 in Hamburg, 1972 in München geschaffen. Erst für Werkstattarbeiten, später auch für Streitigkeiten aus dem Gebrauchtwagengeschäft. Frage: Wer von den Autofahrern kennt überhaupt die Schiedsstelle? Da ist Handlungsbedarf angesagt. Nach 38 Jahren eingefahrener Geleise darf und sollte die Frage beantwortet werden, ob der Name Schiedsstelle wirklich noch zeitgemäß ist. Schließlich handelt es sich bei der Schiedsstelle um eine neutrale Kommission für den Verbraucherschutz. Das sucht aber niemand hinter dem Begriff "Schiedsstelle"! Vielleicht nimmt sich der neue Pressesprecher des ZDK dieser notwendigen konzeptionellen Überarbeitung an.
Spruch der Woche:
"Jeder Marktteilnehmer sollte nur so viele Risiken übernehmen, wie er selbst verkraften kann, damit das System in sich stabil ist."
Mit meinen besten Grüßen und Wünschen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
Tomsclub
Karl-Heinz Scherer
unabhängige-sindelfingen.de » Chaostage bei Mercedes
Neue Mercedes E-Klasse | auto motor und sport