HB ohne Filter vom 8. April 2011
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Datum:
08.04.2011Heute zu den Themen: Die Nach-Ära von Sir Bonten, Fiat & Co, Marktmache – Anzeigenwelten, Automotoren als Heizkraftwerke, E10-Motorgarantie, Sommerreifen-Aktionen.
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4. April - Montag
Die Nach-Ära von Sir Bonten, Fiat & Co. Für die Fiat-Konzernorganisation steht eine große Woche bevor. Am 11. April treffen sich die Chrysler-Lancia-Händler zu ihrem "New-Lancia"-Verbund in Fulda. Zwei mehr als angeschlagene Marken sitzen zukünftig in einem Boot. Was sich die "neuen Partner" auf dem Weg der Weichenstellung in die Zukunft seit Mai letzten Jahres gefallen lassen mussten, ist schlichtweg bodenlos. Der neueste Hammer, die der smarte österreichische Vorstandsvorsitzende von Fiat, Manfred Kantner, präsentierte, war die Vorlage einer Verzichtserklärung, schamlos "Sideletter" genannt. Schon die Wortwahl übertüncht die Unverschämtheit der Nachricht. Die Verzichtserklärung wurde jetzt für die Händler mit Servicevertrag zurückgenommen. Herr Kantner stellt das in seinem Schreiben vom 5. April 2011 als besonderes Verdienst seines Hauses dar. Und, Herr Kantner, wo bleibt der "Sideletter" für den Vertrieb? Wer traut sich überhaupt, eine 19-seitige Verzichtserklärung auf´s Papier zu bringen? Wo leben diese Geister? Vermutlich, wie Konzernchef Sergio Marchionne, jenseits von Eden.
Der Wirkgeist Marchionne
Sowohl Marchionne wie Piëch werden aus ihrem Umfeld heraus als Manager mit diktatorischen Zügen beschrieben. Es regiert inzwischen die Angst. Wer muckt, fliegt! Ohne Frage hat der Controller Marchionne Fiat seit 2004 vor dem Konkurs gerettet. 2010 hat er die Fiat-Industriesparte von der defizitären Autosparte getrennt und damit den Börsenwert für die Eignerfamilie Agnelli erhöht. Fiat verdient in der Autosparte in Brasilien, im Bereich der kleinen Nutzfahrzeuge sowie bei Maserati und Ferrari Geld. Alfa – neben den genannten Luxusmarken und Jeep noch die beste Marke – setzte in 2010 rund 200 Millionen Euro in den Sand.
Chrysler machte 2009 Konkurs, Marchionne stieg ein und sicherte sich eine 20-prozentige Beteiligung mit weiteren Optionen. Schrempp bezahlte bei Daimler 1998 für die Ehe im Himmel 36 Milliarden Euro. Das hat Marcionne wirklich besser gemacht. Jetzt will Marchionne Chrysler an die Börse bringen. Sprich, finanztechnisch kann man über Herrn Marchionne nur staunen.
Konzern mit Zukunft?
Wo bleiben aber die attraktiven Modelle, die sich verkaufen lassen? Man schaue sich dazu die Motorvarianten an! Wo bleibt sichtbares Investment in die neuen Techniken? Die Plattformstrategie soll 2014 ihre Blüte zeigen. Bis dorthin sind die Fiat-New-Lancia-Händler darbend unterwegs. Derzeit lebt die Organisation im Fiat-Neuwagenhandel in Deutschland in erster Linie vom Dudenhöffer-Effekt. Und das ist gleichbedeutend mit uferlosen Rabatten. Wo ist Fiat in China, wo in Indien vertreten? Die sechs Millionen angestrebten Einheiten pro Jahr bleiben Marchionnes Wunschdenken. Man muss die Realitäten sehen: Fiat-Chrysler ist derzeit nicht wettbewerbsfähig!
Zukunft des Verbandes
Genau in dieser Situation kommt es neben der Chrysler-Integration zu neuen Händler- und Serviceverträgen für "New Lancia". Und exakt zu diesem Zeitpunkt steht der vieljährige Sprecher des Fiat-/Lancia-Händlerverbandes, Sir Friedrich-Karl Bonten (78), endgütig nicht mehr zur Wahl. Ich komme auf eine eingehende Würdigung von Bonten zurück. Der Fiat-Konzern agiert mit all seinen Marken in Deutschland von Frankfurt aus. Die Händler aber agieren mit drei verschiedenen Verbänden, Fiat-Lancia, Alfa und Chrysler, künftig "New Lancia". Die Händler sollten nun dringlich die Weichenstellung für den zukünftigen "Fiat-Konzern-Verband" stellen. Jetzt ist die Zeit gekommen, um mit einer starken Zunge zu reden. Die Organisation braucht einen starken, nicht drei "Halbstarken-Verbände". Ferner bedarf die Vorstandschaft einer neuen Zusammensetzung: Nicht nur die "Alten", da gehören junge Händler mit an den Vorstandstisch. Die Alfa- und die "New-Lancia"-Händler sollten unter dem Dach der Fiathändler integriert werden. Aber bitte auf Augenhöhe. Meine Erfahrung aus 28 Jahren mit Fiat lautet: Man braucht einen verdammt starken Verband, sehr gute Anwälte und eine offene Fachpresse, die auch all die unliebsamen Vorgänge darstellt. Ich beweise es jedem, dass es in dieser Organisation alles andere als anständiges Wirtschaften gibt. Das Marchionne-Ego lässt auf der Handelsebene nichts anderes zu. Da sind Imperatoren im klassischen Sinne am Werk. Jetzt erhalten diverse Chrysler-Händler gezielte finanzielle Unterstützung, damit sie überhaupt bereit sind, Lancia mit zu übernehmen. Was helfen da 25.000 Euro wenn hier Standards in Höhe von 100.000 Euro winken? Rufen sie mal in der Zentrale an und wollen einen zum Thema Lancia sprechen: Da nimmt niemand ab. Die wissen nicht einmal, wie man Rückruf schreibt! Keine Prospekte, offene Zahlungen aus dem letzten Jahr. Zuverlässigkeit ist hier wirklich keine Tugend. So wird da nichts mit den angestrebten sechs Millionen Einheiten p.a.!
5. April - Dienstag
Marktmache – Anzeigenwelten. Wer die Anzeigenwelt in den Tageszeitungen analysiert spürt sehr wohl, dass der Monat März Jahr für Jahr zum Top-Verkaufsmonat hochstilisiert wird. Einige Händler belegen 2011 gleich halbseitig die Tageszeitung mit Anzeigen. Ein auffälliges Exemplum startet die Fesergruppe in Nürnberg-Schwabach, eine der größten VW-Audi-Handelsgruppe in Deutschland. Weshalb? VW beteiligt sich an Suzuki mit 20 Prozent. Was macht Firmenchef Uwe Feser? Er geht "Live on Tour: Die neuen Suzuki Stars. Jetzt bei Feser!" Uwe Feser – wie sein Vater Udo – gehören zu den begnadeten Automobilhändlern. Da wird in der Championsleague gespielt. Da gehört offensichtlich Suzuki dazu. Vom 1. bis 30. April 2011 wird den Kunden die Mehrwertsteuer geschenkt. Und das "Kleeblatt", sprich das Firmenlogo Feser, leuchtet auch zukünftig für Suzuki (www.feser-graf-gruppe.de).
Werblich fallen die vielen Headlines auf. Audi: "Für unsere Besten nur das Beste." Oder Mini: "Maxi Auswahl für Mini Fahrer". In der Tat, der Markenclaim von Mini in den Showräumen der BMW-Mini-Händler hat große Klasse. Dem "Schwarz" werden wirkungsvoll Farbwelten entgegen gestellt, die hohe Markenreputation verkörpern. Da meinte diese Woche ein Verkäufer im Mini-Showroom: "Die Damen oberhalb der 40-er Grenze, sie rufen ihre frühere Minizeit abermals ab. Sie lieben einfach diese Fahrzeuge." Mercedes-Benz: "Sterne, die bewegen, live erleben!" Und sehr ansprechend gemacht: "Unser Jubiläum – Ihr Vorteil!" Ob der Nissan Infiniti unbedingt gebraucht wird. Die Werbung hört sich so an: "Kopf dreht sich, Herz pocht, Hände schwitzen. Und jetzt einsteigen!" Wirkungsvoll gemacht.
Audi stellt seit Anfang April den neuen A6 vor. Ford wird zum 9. April offiziell den neuen Focus einführen, um in der Golfklasse zu wühlen. MB ist mit der neuen C-Klasse und dem SLK unterwegs. Man staune, wie markant Subaru mit dem Modell Trezia auftrumpft. Ohne Frage, die Anzeigen der Neuwagen mit Kurz- oder Tageszulassungen – quer über viele Marken -, dann Testfahrzeuge oder auch Vorführwagen haben deutlich zugenommen. Gut so?
Best of DIT! Toyota-Händler lassen für die große Katastrophe in Japan Taten sprechen (siehe Abb. rechts)!
6. April – Mittwoch
Automotoren als Heizkraftwerke. Sie kennen den Spruch: Jeder Schicksalsschlag hat auch eine gute Seite. Fukushima soll in Deutschland die Energiewende einläuten. Seriöse Studien meinen, dass Deutschland bis 2050 komplett über erneuerbare Energien versorgt werden könnte. In Deutschland wären wir über den Ausstieg aus der Atomenergie zum Fortschritt verdammt. Und das als Exportnation. Folglich werden wir uns alle viel früher mit fortschrittlicheren Energie-Ideen auseinandersetzen. Dieser Tage gab Siemens bekannt, sich u.a. auf das Geschäftsfeld "grüne Städte" zu konzentrieren. 2030 werden wir 27 Städte mit mehr als zehn Millionen Einwohnern haben. Und wo lägen da die Chancen für das Autohaus? VW und der Stromanbieter "Lichtblick" planen kleinere Blockheizkraftwerke mit einer Leistung von zehn Kilowatt zu bauen. Das eignet sich sowohl für die Stromerzeugung im eigenen Autohaus als auch für Einfamilienhäuser. Diese Minikraftwerke steuern die Warmwasserversorgung wie die Heizung. VW baut diese Erdgasmotoren im Werk Salzgitter. Honda ist da mit Vaillant ab Juni 2011 unterwegs und offeriert dieses Minikraftwerk für 16.000 Euro. Das könnte im eigenen Haus wie im externen „Motorservice“ wirklich Freude machen. Primärziel: Jedes Autohaus erzeugt seine eigene Energie!
7. April – Donnerstag
E10-Motorgarantie. Die Automobilhersteller haben gesprochen: "Selbstverständlich gelten auch bei E10 alle rechtlichen Ansprüche des Verbrauchers." Im Klartext heißt das: Im Pannenfall müssen die Autofahrer mit Hilfe eines Gutachters beweisen, dass es wirklich E10 war, das den Motor ruiniert hat. Und genau dieses Risiko von einem eventuell auftretenden Motorschaden deckt das Garantieangebot "Mobile Garantie" ab. Dahinter steht die gleichnamige Schweizer Versicherungs-Aktiengesellschaft mit Dependancen in Deutschland, die mit dieser Kreatividee aufwartet. Die Garantie soll 60 Euro kosten und mit einer Händlerprovision für die Vermittlung ausgestattet sein. Die Bedingungen sind bewusst einfach gehalten. Voraussetzung für die Versicherung ist eine AU oder HU oder ein Kompressionstest, der nicht länger als sechs Monate zurückliegt. Weitere Details siehe unter www.E10-Motorgarantie.de. Die Versicherung ist ohne Frage ein Beitrag der Branche zur Stützung der politischen E10-Vorhaben und schafft dem Handel die Möglichkeit, unsichere Kunden "sicher" zu machen.
8. April - Freitag
Sommerreifen-Aktionen. Die Anzeige von Renault bei "Bild", die wir letzte Woche an dieser Stelle vorstellten, war keine Einzelaktion. Diese Woche wurde gleich wirkungsvoll nachgelegt.
Was unterscheidet den Markenreifen vom Billigreifen? Hier die Antwort! Wie so oft: Umsetzen!
Spruch der Woche:
"Stil ist Stil! " (Prof. Dr. Carl-Horst Hahn)
Mit meinen besten Grüßen und Wünschen
Ihr
Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
Thorsten Podlech
Eugen Thoma
Michael Kühn