HB ohne Filter vom 27. Mai 2016
Heute: DUH geht juristisch gegen Opel und Fiat vor, Auch Fiat ist mit illegaler Software unterwegs, Zum Tode von Lothar Pulvermüller, Die besondere Begegnung.
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27.05.2016Heute: DUH geht juristisch gegen Opel und Fiat vor, Auch Fiat ist mit illegaler Software unterwegs, Zum Tode von Lothar Pulvermüller, Die besondere Begegnung.
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DUH geht juristisch gegen Opel und Fiat vor
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat gegen Opel eine einstweilige Verfügung gegen bestimmte Werbeaussagen erlassen. Auch Fiat Chrysler wurde abgemahnt. Es ist schon erstaunlich, welches Unwesen die DUH treibt. Man tut z.B. so, als habe man VW im Fälschertum überführt. Es war aber in Wahrheit die amerikanische Umweltbehörde. Da liest man dann Aussagen des DUH-Geschäftsführers Jürgen Resch: "Das ist Betrug am Kunden und vorsätzliche Körperverletzung."
Komisch, der ZDK erhält als Verband vom Bundesverwaltungsamt keine Berechtigung zu klagen. Die DUH ist aber klageberechtigter Verbraucherschutzverband. Wer entzieht denen die Legitimation dafür? Warum? Die DUH mit Sitz in Radolfzell hat ganze 274 Mitglieder! Es sind dort 83 Mitarbeiter (!) beschäftigt. Und die Einnahmen machen ganze 8,3 Millionen Euro aus. Fast ein Viertel des Umsatzes, 1,8 Millionen Euro, resultiert aus der Abmahnwelle. Man sucht bewusst Kleingedrucktes, um abkassieren zu können. Aufgabe des ZDK muss es sein, die Klagebefugnis der DUH in Frage zu stellen. Diesem Sonderfall Deutsche Umwelthilfe muss das fragwürdige Treiben endlich unterbunden werden!
Auch Fiat ist mit illegaler Software unterwegs
Der Abgasskandal entwickelt sich zum Debakel für die gesamte Autoindustrie. Auch Fiat hat mit einer Schummelsoftware betrogen. Der Hinweis auf Fiat kam von Bosch. Bosch meldete dem KBA, ein bestimmter Teil der Motorsteuerung, mit der man Fiat versorgt habe, werde offenbar in fragwürdiger Weise eingesetzt.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (45, CSU) hatte Fiat vergangene Woche zu einer Besprechung nach Berlin eingeladen. Typisch für Fiat, man ließ den Termin platzen. Für die Behandlung der offenen Fragen seien italienische Behörden zuständig. Dobrindt: "Dieses unkooperative Verhalten von Fiat ist völlig unverständlich." Deutschland schaltet nun die EU-Kommission ein. Bei einem Widerruf der Typgenehmigung droht ein Verkaufsstopp für die betroffenen Modelle. Die Malaise setzt sich weiter fort!
Zum Tode von Lothar Pulvermüller
Ich habe erst vergangenen Freitag in AUTOHAUS.de vom Tode Lothar Pulvermüller erfahren. Ich las dann abends im Gedenken an ihn das Portrait, das ich ihm im Buch "Die Marktmacher" 1996 gewidmet habe. Und da tauchten viele Bilder in mir auf. Lothar Pulvermüller, Hans Ravenborg († 2008) und Fritz Haberl († 2012)sind in der unmittelbaren Nachkriegsära wohl die drei Persönlichkeiten, die die automobile Handelsära am markantesteten geprägt haben. Pulvermüller war durch und durch Schwabe, Verkäufer, begnadeter Kommunikator und hatte für seinen Werdegang den Stab im Tornister. Und so arbeitete er sich nach dem Abitur als Verkäufer hoch in das Amt des Vorstandsvorsitzenden der ältesten automobilen Aktiengesellschaft im Automobilhandel, der Schwabengarage AG in Stuttgart. Er machte sie zum weltgrößten Ford-Händler.
Schimpfen ist ein Grundrecht, an dem der freiheitsliebende Schwabe leidenschaftlich festhält. Pulvermüllers Schimpfpulver hatte es in sich. Er konnte granatenmäßig loslegen. Es war 1987. Auf der traditionellen Pressekonferenz zur IHM in München ließ ZDK-Präsident Fritz Haberl einfließen, dass sich Opel Dello bei Toyota engagiere, die Schwabengarage bei Fiat und die MAHAG bei Lancia. Ein ungeheuerlicher Vorgang in der Branche, zumal Fritz Haberl als MAHAG-Chef zugleich VZ-Geschäftsführer in Bayern war. Das habe ich dann auch geschrieben. Oh je! Die Phonzahl bei Pulvermüllers Anruf war gar nicht messbar. "Sie, jonger Mann, wie komme sie dezu, so ein Scheissdreg zu schreibe? Schmieafinga, i zeig dr jetzt, wo d Bardl dn Moschd hold." "Diese Aussage hat Herr Haberl auf der Pressekonferenz sogar auf ausdrückliche Nachfrage hin bestätigt." Pulvermüller noch vehementer: "Des stimmt doch net. Wem glaub se mehr, einem dahergelaufenen Bayern oder einem soliden Schwaben?" (Anm.: Es hat sehr wohl gestimmt. Die Schwabengarage betrieb aber das Fiat-Geschäft unter einer separaten GmbH. Und diese hatte natürlich im juristischen Sinne nichts mit der Schwabengarage zu tun.)
Es war für Lothar Pulvermüller Ehrensache, auf jeder Messe in Frankfurt den AUTOHAUS-Stand zu besuchen. Kam ich in Genf beim Salon auf den Ford-Stand, packte er mich am Arm und zog mich, ohne jemanden zu fragen, in die Vorstandslounge und meinte dann: "Mit dem müsset se ä Interview machä, des isch wichtig für uns." Ob das Daniel Goudevert war oder ob er Albert Caspers hieß. Hätte es damals der nadelstreifentragende Hans-Georg Appenzeller für seine MB-Reputation in Stuttgart nicht gebraucht, wäre Pulvermüller ganz sicher Landesverbandspräsident von Baden-Württemberg geworden. Obwohl er meinte: "Die Landesverbände halte ich für überflüssig. Das kann die jeweilige Hauptstadtinnung mit machen." Ich darf aus besagtem Buch ein paar zentrale Aussagen ablichten:
Lothar Pulvermüller war begnadeter Hobbykoch. Er lebte in Gaienhofen am Bodensee und betätigte sich als Golfer bei Graf Douglas auf dem Platz in Langenstein. Ich habe Lothar Pulvermüller vielfach zu danken. Er war mir persönlich wie unserem Verlag gegenüber immer ein wohlwollender, origineller, geistvoller Begleiter, zumal uns Johann Sebastian Bach und sein Lieblingsinstrument, die Orgel in Sonderheit verbunden haben. Lothar Pulvermüller wurde 86 Jahre alt. Ein ganz Großer ist von uns gegangen!
Die besondere Begegnung
Wer nach Aachen kommt, wird förmlich vom Wahrzeichen der Stadt angezogen. Gemeint ist das Weltkulturdenkmal, der Aachener Dom, der Wallfahrtskirche, Krönungs- und Kathedralkirche. Ein außergewöhnliches Zeugnis abendländischer Baukunst. Karl der Große baute hier um 800 eine bedeutende Pfalz mit der Pfalzkapelle, dem heutigen Aachener Dom. Zwischen 936 und 1531 wurden hier auf dem Königsthron 30 Könige gekrönt. Der letzte war der Österreicher Ferdinand III. Endlich wird einsichtig, weshalb Herr Piëch den Vornamen Ferdinand trägt! Und siehe da, es gibt sie, die schönen Zufälle.
Wen trifft man da an würdiger Stätte? Eine Volkswagen-MMI-Gruppe. Im Marketing-Management-Institut in Braunschweig-Ridaggshausen haben sich seit 1992 zahlreiche Unternehmerkonferenzgruppen etabliert. Man trifft sich zweimal pro Jahr. Einmal vor Ort im "VW-Kloster" und dann beim weiteren Termin in einem der teilnehmenden Betriebe. Diesmal bei Jacobs Automobile unter der Leitung von Volkswagen-Markenleiter Dietmar Wessler. Und als Konferenzleiter des MMI fungierte Reiner Kohlbrecher. Solch historische Momente der Begegnung muss man einfach festhalten. Bitte, an Ferdinands Königsthron. Wir hatten in Folge unsere humorige Freude an dieser zufälligen Begegnung. Ein Schwabe würde sagen: "Wir haben uns zwar hier in der schönsten Kirche zufällig getroffen, aber fromme Gesichter haben die alle nicht!"
Spruch der Woche:
"Wachsen muss jeder selbst, wie groß auch sein Vater gewesen sein mag."
Mit meinen besten Maigrüßen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
Bernd Schürmann