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HB ohne Filter vom 26. Oktober 2007

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Datum:
26.10.2007

4 Kommentare

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Heute mit den Themen: Fiats Sanierungserfolge, Capital & Rabattkönig Dudenhöffer, Porsches neue Dimensionen, Abzocker namens Staat!



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22. Oktober – Montag



Fiats Sanierungserfolge. Der große Sanierer Sergio Marchionne kam 2004 zu Fiat. 2006 schrieb der Konzern zumindest nach außen wieder schwarze Zahlen. Die Frage ist ja immer, was an Reserven für Forschung und Entwicklung, für neue Modelle angesammelt wird. Schließlich hat Herr Marchionne den Fiat 500 als letztes neues Modell für die nächsten drei Jahre deklariert. Wer hätte jetzt zur IAA 2007 diesen sensationellen Auftritt erwartet? Lapo Elkann, Agnelli-Enkel, sorgte als Marketingchef für einen schrillen, wirklich sehr auffälligen Stand. Grande Punto wie der Bravo und jetzt die Renaissance des 500er sollen den Absatz ankurbeln. Fiat produziert derzeit pro Jahr rund 2,1 Mio. Autos, Volkswagen sechs Mio. Gesucht sind größere Stückzahlen. Die möchte Fiat über diverse internationale Kooperationen herstellen. Ob beim Sanierungserfolg in Wirklichkeit nicht zu arg das Glück für die Kleinwagenklasse mitspielt? Der Croma hebt sich da nach oben – trotz anstehendem Facelifting – ja sehr verlassen ab.



Die Fiat-Situation erinnert doch stark an die Daimler-Szenerie. Da verkündet der Vorstandsvorsitzende Zetsche für 2010 für den Konzern eine Umsatzrendite von zehn Prozent. Und wo bleiben dabei "seine" Händler? Den MB-Vertretern geht es dank des florierenden Lkw-Geschäftes allerdings nicht ganz so schlecht wie den Fiat-Händlern. Blickt man aber auf das reine Pkw-Geschäft, dann schreiben 90 Prozent der MB-Vertreter und der Fiat-Händler rote Zahlen. Über die wahre Zahl der aktuellen Fiat-Händlerinsolvenzen schweigt des Sängers Höflichkeit. Wer eben hinter die Kulissen bei Fiat schaut, stellt fest, dass der Turiner Sanierungserfolg aus Sicht der Händlerschaft mehr als trügerisch ist.



Fiat hat bis Ende September rund 7.000 Fahrzeuge weniger als in 2006 zugelassen. Kommt Fiat im Gesamtjahr 2007 auf 86.000 Einheiten, dann hat sich das. 2006 waren es 95.890. Wie man da zu einer dpa-Meldung kommt, die für Deutschland von einer zweistelligen Zuwachsrate spricht, scheint offensichtlich auch zur sanierenden Vernebelungstaktik zu gehören. Der Verkauf an Endkunden stürzte bis Ende September von 33.000 Einheiten auf 22.000 Einheiten ein. Ein Drittel Einbruch im eigentlichen Geschäft! Welcher Händler steckt das schon weg? Fiat setzt dann 3.000 zusätzliche Einheiten über die Autovermieter ab. Weitere 1.000 zusätzliche Einheiten über Flottenbetreiber bzw. Leasinggesellschaften. Den Autohandel pumpt man mit zusätzlich 1.500 Kurzzulassungen voll. Allein im Monat September lagen die Tageszulassungen bei Fiat über der 30-Prozent-Hürde!



Schaut man noch näher hin, dann stellt man fest, dass im Flottenbereich zweifelhafte Firmen beliefert werden. Hieß früher Fiats Scheinfirma Bonanza in Wiesbaden, so werden heute fragwürdige Geschäfte über PS AutoLeasing GmbH in Mainz abgewickelt. Diese Firma wird mit Fahrzeugen von Fiat vollgepumpt. Normale Haltedauer wären eigentlich vier Monate. Nach kurzer Laufzeit werden die Fahrzeuge über nicht autorisierte Wiederverkäufer an Endverbraucher durchgereicht.Tarnen und Täuschen, am Handel vorbei! Und das zu Konditionen, die jedem Händler die Faust im Sack fürchterlich zusammenzucken lässt. 33 Prozent sind an der Tagesordnung. In Giebelstadt bei Würzburg findet man ein Fiat-Outlet, über das alles vermarktet wird, was vier Fiat-Reifen hat, vom Dienstwagen, Jahreswagen, Werkswagen bis zu Unfallfahrzeugen. Das läuft alles mit Wissen und Zustimmung von Chef-Sanierer Marchionne.



Auch im Teilebereich spielen sich diverse Eigenheiten ab. Da werden Endverbraucherpreise abgesenkt, aber zugleich auch die absolute Marge (Grundrabatt) für den Händler. Derzeit wird gerade geprüft, ob willkürlich Rabattgruppenzuordnungen geändert werden. Für dieselben Bremsbeläge werden – je nach Modell – angeblich unterschiedliche Preise beim Kunden wie beim Händler genommen. Tatsache ist, dass für die Fiat-Händler der Teilebruttoertrag in 2007 rückläufig ist und die Erlösschmälerungen deutlich steigen. Da hatte Fiat vor zwei Jahren im Rahmen der Garantievergütungen die Irrsinnsidee, dass jeder Händler zur Genehmigung seines Garantieverrechnungssatzes drei Digtalfotos von vor Ort aktiven Wettbewerbsfirmen liefern müsse, um seine Position zu verteidigen. Das konnte verhindert werden. Jetzt möchte man erneut den Garantieverrechnungssatz um zehn Prozent absenken, obwohl seit über 20 Jahren die Bruttovergütung höchstrichterlich abgesegnet ist.



Die Erkenntnis der oben getroffenen Darstellung: Fiat zieht einen maßgeblichen Teil seiner Sanierung auf dem Rücken der Fiat-Händler durch. Wen wundert da ein schlechtes Werkstatttest-Ergebnis? Er ist in Wahrheit das Spiegelbild der Unzufriedenheit der Händler. Sie machen es, wie es der Herr Marchionne als Vorbild vorlebt: Was kein Geld bringt, wird nicht gemacht. So einfach ist das! Jetzt werden auch ab 2008 die Modelle Idea, Multipla und Ulysse mangels Verkaufserfolg für Deutschland eingestellt. Es sei die fundamentale Frage gestellt: Über welche Vertriebskanäle wollen die Turiner Phantasten eigentlich morgen ihre Fahrzeuge vertreiben? Liegt die Hoffnung in darbenden Nissan- oder Renault-Händlern? Klasse!




23. Oktober - Dienstag



Capital & Rabattkönig Dudenhöffer. Nachdem Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer unlängst im "Spiegel" einschlägig über seine monetäre Liaison zu Daimler entlarvt wurde, kann man jetzt live unter http://www.capital.de/auto_technik/100007329.html einen weiteren sehr fragwürdigen Dudenhöffer-Branchenbeitrag ausfindig machen: Die Auto-Rabatt-Datenbank. Wer diese aufschlägt, findet ganz lapidar als Quellenangabe FH-Gelsenkirchen, Dudenhöffers eigentliche Wirkungsstätte. Interessant, mit welchen Projekten jetzt schon öffentlich-rechtliche Einrichtungen vorgeschoben werden, damit der Herr Professor seine monetären Interessen kaschieren kann.



Man gibt also in Dudenhöffers Capital-Rabatt-Datenbank den gesuchten Fahrzeugtyp ein und erhält dann die Angabe, mit welchem Nachlass in absoluter wie in prozentualer Manier nach bestem Wissen der FH Gelsenkirchen deutschlandweit das jeweilige Fahrzeug gehandelt wird. Es ist schon interessant, mit welch handelsdestabilisierenden Projekten der Staatsbeamte Dudenhöffer seine Studenten beschäftigt bzw. unter welchem Label er Leistungen verkauft. Die FH Gelsenkirchen ist ja erst neulich durch fragwürdige Projekte unliebsam aufgeflogen. Da wurden einige Professoren ihrer Stühle enthoben. Vielleicht ist das Wissenschaftsministerium in NRW in dieser Sache schon der FH erneut auf den V(F)ersen.



24. Oktober – Mittwoch



Porsches neue Dimensionen. Mit der anstehenden Porsche-Mehrheit bei Volkswagen brechen für Wolfsburg andere Zeiten an. Der Volkswagen-Konzern wird vom privilegierten niedersächsischen IG-Metallkonzern zum österreichischen Familienunternehmen mutieren. Was die Familien Porsche-Piëch bislang in die Hand nahmen, wurde stets zur goldenen Performance. Wer wird diese maßgeblich gestalten? Und wer folgt aus der eigenen Familie auf Ferdinand Piëch? Im Moment läuft das ganze Strategiewerk auf den "Car-Mogul" namens Ferdinand zu. Wer die Aussagen seines Statthalters W. Wiedeking zu Ende denkt, sieht da aber grundsätzliche Konflikte aufkeimen. Wenn sämtliche Verlustfahrzeuge und defizitären Produktionsstätten aufzulösen bzw. umzugestalten sind, dann müssten Lamborghini, Bugatti, Seat und selbst der Phaeton "verkauft" werden.



MAN/Scania wird die neue Lkw-Konzernachse contra Daimler. Ganz vorne steht der Angriff via Toyota. Wird Ferdinand Piëch so alt wie seine Mutter Luise, hat er dazu noch 20 Jahre Zeit. Die absolute IG-Metallherrschaft zu Wolfsburg erhält mit dem Coup endlich Normalmaß. Das tut dem Konzern nur gut. Damit endet auch die historische Überzahlung der Facharbeiter in unhaltbar privilegiertem Lohnniveau. Ob die Marke Porsche Porsche bleiben kann? Da warten noch farbige Überraschungen auf uns.




26. Oktober – Freitag



Abzocker namens Staat! AUTOHAUS hat im "Vergütungsspiegel 2007" dargestellt, dass ein Kfz-Mechatroniker im Schnitt brutto 2.343 Euro verdient. Davon hat der nicht verheiratete Mechaniker folgende Abzüge:




– 270 Euro Lohnsteuer
– 4,59 Euro Kichensteuer
– 135 Euro Krankenkasse
– 210 Euro Rentenversicherung
– 12,25 Euro Pflegeversicherung
– 63,65 Euro Arbeitslosengeld



Summe der Sozialabgaben: 695,49 Euro
Verfügbares Einkommen: 1.647,51 Euro
(Abzüge: durchschnittlich 30 Prozent)

Von der Miete entfallen:
– auf die Grundsteuer 13 Euro
– an Energiesteuer/MwSt. für Gas 17,50 Euro
– für Strom-Energiesteuer weitere 22 Euro




– das Auto kostet für das Benzin an Energiesteuer/MwSt. 72 Euro
– an Kfz-Steuer elf Euro
– für die Kfz-Versicherung Versicherungssteuer (19 Prozent) 3,99 Euro
– auf die Lebensmittel (7 Prozent MwSt.) weitere 15,50 Euro
– auf Zigaretten Tabaksteuer/MwSt. 9 Euro
– auf Sekt Schaumweinsteuer/MwSt. 1,20 Euro
– auf Bier Biersteuer/MwSt. 2,20 Euro
- auf Kaffe Kaffeesteuer/MwSt. 2,25 Euro
- auf die Privathaftpflichtversicherung 19 Prozent Versicherungssteuer 59 Cent
– auf Hausrat- Versicherungssteuer 1,20 Euro
– auf Unfallversicherung Versicherungssteuer 2,20 Euro
– die MwSt. fürs Telefonieren 12,30 Euro
– für Lotto 16,66 Prozent Lottosteuer 1,71 Euro

Summe der diversen Steuern nochmals 187,64 Euro. Gesamtsumme inkl. Sozialabgaben: 883,13 Euro. Die steuerunbelasteten Verfügungsmittel liegen bei 1.459,87 Euro. Gesamtbelastung: 37,6 Prozent! Man rechne von diesem Einkommen eine Warmmiete von 500 Euro ab, Autokosten (Benzin, Kfz-Steuer, Versicherung) 350 Euro, Lebens- und Genussmittel von 300 Euro und Sonstiges (L-Versicherungen) ab, sprich 1.150 Euro, dann weiß man, was für die Riesterrente übrig bleibt. Für ein neues Auto reicht das eben nicht! Da stehen Möbel und Urlaub vor dem Neuwagenkauf.



Fazit: Der Normal-Einkommensbezieher gibt pro Euro Bruttoeinkommen mindestens 37 Cent an den Staat ab! Aufgrund der allfälligen Preissteigerungen sei noch festgehalten: Je mehr der Preis steigt, umso höher fällt die Mehrwertsteuer aus, die an den Fiskus fließt.



Spruch der Woche – Zum Thema höchster Benzinpreis 2007:



"Auf einer Wirtschaftskonferenz unterhalten sich der saudische König und Bill Gates. Der König prahlt: "Der Ölpreis ist jetzt so hoch, ich verdiene so viel, ich könnte die ganze Welt kaufen!" Bill Gates: "Ich verkaufe aber nicht."



Mit meinen besten Grüßen



Ihr


Prof. Hannes Brachat


Herausgeber AUTOHAUS

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KOMMENTARE


KDB

26.10.2007 - 11:15 Uhr

Dudenhöffer? Ist das nicht der „Experte“, … … der seine Expertise zur letzten IAA (2007!!!) in einem Beitrag in der „Zeit“ dergestalt unter Beweis stellte, dass er behauptete, in Deutschland sei eine CO2-basierte Kfz-Steuer nicht praktikabel, weil dies in Europa zu einer Alleinstellung führte … – und dabei ganz „übersehen“ hatte, dass beispielsweise in Großbritannien eine CO2-basierte Kfz-Besteueung gilt. Seit dem 1. Mai 2001 (!!!).


Jaguar

27.10.2007 - 09:20 Uhr

Sehr geehrter Herr Brachat, schön das Sie die Probleme des Gehaltsempfängers erkannt haben, aber Ihre Rechnung kann ich nicht nachvollziehen !! Bei dem angegebenen Durchschnittsbruttoverdienst von € 2343 hat sicher kein unverheirateter Mensch € 1647 netto !! Ich komme bei allen Lohn- und Gehaltsrechnern im Internet zur Überprüfung auf ca. € 1450 netto ! Und gehen wir davon aus das nicht jeder dieses Durchschnittsgehalt erzielt, dann dürfte klar sein wo das große Proble´m in Deutschland besteht .... Mit freundlichem Gruß Jaguar


M. Janowski

29.10.2007 - 08:56 Uhr

"Abzocker namens Staat": Sehr geehrter Herr Brachat, hier hätte ich von Ihnen als (Mit-)vertreter der Wissenschaft eine etwas gewissenhaftere Darstellung erwartet. Die genannte Aufzählung der Steuerabgaben erinnert mich jedoch leider eher an einen Titelseitenaufmacher der Bild: Sie listen die diversen Abgaben/Steuerbelastungen auf - schön und gut, alles noch nachzuvollziehen. Wenn dann allerdings einige Beträge im nächsten Schritt (Abzug der fixen Monatskosten) erneut berechnet werden, dann ist der von Ihnen genannte "Endbetrag zur freien Verfügung" doch stark anzuzweifeln. Zumindest aus wissenschaftlicher (nicht Bild-Leser) Sicht. Beispiel Mietkosten: Sie ziehen 500€ für eine fiktive Warmmiete ab - sind aber hierbei nicht die weiter oben schon abgezogenen Steueranteile erneut enthalten? Selbiges gilt für den Punkt "Autokosten", wo der aufmerksame Leser sich fragt, ob auch hier nicht die steuerlichen Belastungen (Kfz-Steuer, Energiesteuer usw.) erneut mit abgezogen werden... Mit einer solchen Berechnung greifen Sie leider das zweifelhafte und populistische Wissenschaftsniveau eines gewissen Dr. D. (und seinen "Rabattberechnungen") auf - Schade! Mit freundlichem Gruß M. Janowski


Daniel Dobner

29.10.2007 - 17:31 Uhr

Sehr geehrter Herr Prof. Brachat, endlich kommt mal per Klartext auf den Tisch was bei FIAT passiert. Ähnliches ist doch auch bei anderen Herstellern bzw. Importeuren mehr oder weniger der Fall - Renditesteigerung zu Lasten des Handels - Risikoabwälzung auf den Händler - wenn gar nichts mehr geht, Übernahme des Händlers kurz vor oder nach Insolvenz ! - Es gibt noch genügend Händler die willig ins Blaue investieren. Doch Fiat geht doch eigentlich den richtigen Weg. Warum jedem Händler oder Kunden das Unmögliche versprechen. Besser Modelle einstellen, Produktion runterfahren und Händlernetz den wahren Gegebenheiten anpassen, die Freiheiten der GVO nutzen und mit dem freien Handel zusammen arbeiten. Dann hat der Kunde die Wahl wo er hingeht: Zum autorisierten XY-Händler, mit tollem Glaspalast, warmen Kaffee, Kundendienstleiter mit Krawatte, € 150,-- Verrechnungspreis usw. oder zum preiswerten, low-service Megahändler auf der grünen Wiese oder im Hinterhof. Wie lange verschließt das Kfz-Gewerbe eigentlich noch die Augen vor der Wirklichkeit ? Kollegiale Grüße Daniel Dobner


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