HB ohne Filter vom 24. Juni 2016
Heute: Abrechnung auf der VW-Hauptversammlung, Mercedes Servicegipfel, E-Automobilität an der Front, Frage der Woche: Bewertungen, Autoland-Chef Wilfried Wilhelm Anclam.
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24.06.2016Heute: Abrechnung auf der VW-Hauptversammlung, Mercedes Servicegipfel, E-Automobilität an der Front, Frage der Woche: Bewertungen, Autoland-Chef Wilfried Wilhelm Anclam.
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Abrechnung auf der VW-Hauptversammlung
Volkswagen gehört mehrheitlich den Familien Porsche und Piëch. Und doch haben die vielen Kleinaktionäre die Hauptversammlung zur verbalen Abrechnung genutzt. Der VW-Händlerverband sollte da mal beispielhaft hinschauen, als stets beharrlich zu schweigen und auszusitzen. Die Kleinaktionäre wehrten sich gegen das mangelnde Unrechtsbewusstsein der verantwortlichen Manager, nachdem 11,4 Millionen Kunden mit ihren Fahrzeugen wissentlich betrogen wurden.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Hans Dieter Pötsch, massiv von den Haupteignern Porsche-Piëch gestützt, konnte zehn Monate nach Bekanntwerden des Skandals immer noch keinen klärenden Bericht vorlegen. Die Vergleichsverhandlungen mit Amerika laufen noch. Wie ernst die Lage bei Volkswagen wirklich ist, kann bislang keiner sagen. Jetzt hat die Finanzaufsicht Bafin den kompletten Vorstand angezeigt. Die Vertrauensbasis zu den Aktionären ist bei derartigem Krisenmanagement noch nicht wieder hergestellt. Von der Zukunftsoffensive für 2025, die Konzernchef Müller die Woche zuvor vorgestellt hatte, wollten die Aktionäre in Hannover (noch) nichts wissen.
Diese Diesel-Krise hat ja inzwischen nahezu die gesamte Automobilindustrie erfasst. Es klingen plötzlich ganz andere Töne. Volkswagen stellt öffentlich den Diesel in Frage. MB-Chef Zetsche setzt plötzlich auf E-Mobilität. Die Automobilindustrie ließ doch die Kanzlerin bei ihrem Millionenprojekt bis 2020 quasi "sitzen" und trotzte ihr dennoch eine staatliche Förderung des E-Autos ab. Jetzt sind neue Mobilitätskonzepte das Thema. Wahrlich, ein Sinneswandel, der ohne VW-Diesel-Skandal nicht möglich gewesen wäre! In Brüssel wird es ebenso sein. Man braucht erst den Brexit, um Europa zu reformieren. Und beim ZDK in Bonn wird es ebenso kommen, bis man endlich in Berlin sein eigentliches Aktionszentrum findet.
Mehr zu den Entwicklungen im Abgas-Skanda: http://www.autohaus.de/themenspecials/abgas-skandal-1685458.html
Aktuelles zum Brexit gibt es hier: http://www.autohaus.de/themenspecials/brexit-1805815.html
Mercedes Servicegipfel
Vom 16. bis 18. Juni 2016 fand zum neunten Mal die "MB-Automechanika" in Hannover statt. Diesmal in engem Verbund zwischen Vertrieb und Service. 120 gelistete MB-Aussteller zeigten die dominanten Entwicklungen im Service auf. Dabei standen die Schwerpunktthemen Mobilität der Zukunft und damit "Mercedes me" sowie die Elektromobilität im Zentrum der Botschaften. Richtung alternativer Antriebe wurden gezielte Baureihen, aber auch die MB-Brennstoffzelle vorgestellt, die bereits 2015 kommen sollte, nunmehr für 2017/2018 angekündigt wurde.
Im Verbund mit Bigdata wurde die Digitalisierung im Service wie im Verkauf den 11.000 Besuchern bewusst gemacht. Auf den Ständen präsentierten sich all die klassischen Marken, mit denen Daimler zusammen arbeitet. Von der Werkstattausrüstung bis zu den Reifenmarken. In Foren wurden einschlägige Servicethemen behandelt, u.a. die weitere Ausdünnung von Servicebetrieben. Wie zu hören ist, soll auch das Vertreternetz von 83 Vertretern deutlich abgesenkt werden. Und zur Digitalisierung im Vertrieb: Die Kunden können ihren Daimler in Italien schon jetzt über Amazon bestellen. Der Wandel vom Verbrennungsmotor zu alternativen Antrieben ist angekündigt. Über den Abschied vom Diesel wird nicht offen gesprochen. Es wird sich aber etwas sichtbar verändern.
Teilnehmer des Service-Gipfel berichteten von einer großartigen Messe, die gerade auch für Mitarbeiter hohen Motivationsgrad hatte. Eine glückliche Symbiose zwischen Produktpräsentationen und Foren sei es gewesen. "Gemeinsam 1", der Slogan, geprägt auch auf dem Rücken von T-Shirts, kam an. Natürlich stehen derartige Messen oder auch Messen der Großhändler wie Stahlgruber u.a. in direktem Wettbewerb zur anstehenden "Automechanika" in Frankfurt.
E-Automobilität an der Front
Es ist nicht nur so, dass seit kurzer Zeit die Automobilindustrie - voran Volkswagen und MB, BMW schon früher - das E-Auto ins Rollen bringt. Vor Ort, an der Front finden derzeit auffällig viele Veranstaltungen zum E-Auto statt. Die Evangelische Akademie im Bad Boll inszenierte eine Großveranstaltung. Diverse Volkshochschulen engagieren sich. Auch im Verbund mit aktiven Autohäusern vor Ort. In Steißlingen/Singen brachte sich die Unabhängige Wählervereinigung Steißlingen ein. Martin Fehringer, ein Mann der Branche, initiierte dort im Verbund mit dem Obermeister der Kfz-Innung Singen-Hegau einen Veranstaltungsabend. Blender, engagierter Renault-Händler, gab zusammen mit Dr. Alexander Ludwig von der Energieagentur Landkreis Konstanz den Besuchern der Veranstaltung umfassenden Einblick in die E-Autothematik. Von der Ladeinfrastruktur, den Ladezyklen, den Steckersystemen über das Fahrverhalten der E-Fahrer und deren Nutzungsmöglichkeiten bis hin zum Betriebskostenvergleich zwischen E-Autos und Verbrennungsmotoren. Natürlich wurde auch das neue E-Förderprogramm vorgestellt. Die Fragestellung der Teilnehmer zeigt, wie groß nach wie vor der Beratungsbedarf ist.
Man trifft im Gespräch um das E-Auto auf viele Vorurteile und Unsicherheiten. Beim einen brennt die Batterie, beim anderen lässt sich die Batterie nicht entsorgen, beim Dritten werden durch die Prämie Begüterte bevorzugt, der Vierte zaudert, weil die deutschen Hersteller selber keine eigenen E-Batterien haben. Martin Fehringer ist guter Dinge, dass das E-Auto kommen wird, sobald eine solide Reichweite vorliegt und der normale Fahrer sich ein preistaugliches E-Auto leisten kann. Der Technische Fortschritt wird auch dafür sorgen, dass kürzere Ladezeiten Realität werden. Gesucht ist das emissionsfreie Automobil. Es wird kommen!
Man staune, selbst Banken sind in Sachen E-Mobilität unterwegs. Hier die VR-Bank in Aulendorf.
VR-Bank plus E-Auto – in Aulendorf
Im Porsche-Museum Zuffenhausen steht die erste Porsche-Konstruktion mit E-Motor der Welt. Ins Fahrgestell der k.u.k. Hof-Wagen-Fabrik Lohner implantiert Ferdinand Porsche 1898 einen selbst konstruierten Elektromotor. Er wird 1900 auf der Weltausstellung in Paris präsentiert. Der Verbrennungsmotor hat in Folge den E-Motor verdrängt. Kommt nun die Wende?
Porsches erster Elektromotor 1898
Frage der Woche: Bewertungen
AUTOHAUS.de führt jede Woche eine Befragung zu einem aktuellen Thema durch. Diese Woche ging es um die Bedeutung von Bewertungen im Netz. Jeder Zweite Teilnehmer meint, dass "Sterne"-Bewertungen für den eigenen Betrieb nicht von Belang seien.
Ich kann sehr wohl die Vorbehalte verstehen. Die Bewertungen haben aber Wirkung! Wenn beispielsweise ein Kunde sich im Netz informiert und ein Restaurant, ein Hotel, einen Reiseanbieter oder anderen Lieferanten sucht und dort eine Bewertung mit Sternen vorfindet, wird er sich danach orientieren. Je mehr Bewertungen vorliegen, umso besser. Man achte also auf viele Sterne und zahlreiche Bewertungen. Dann lassen sich auch negative Bewertungen gut integrieren.
Nachstehende Abb. zeigt, welche Börsen neben Mobile.de, Autoscout24 social-media-kfz-spezifisch zu empfehlen sind. Man muss aber nicht bei jeder Börse dabei sein. Fazit: Mitmachen!
Bild der Woche: Autoland-Chef Wilfried Wilhelm Anclam
Was muss in einem Menschen vorgehen, der sich bei seinem Abschied von der Studentenschaft in Geislingen spontan auf die "Fensterbank" seines Maybach S 62 schwingt und mit Frohsinn winkt. Und das nach einem gestrengen Tag. Roter Anzug, weiße Schuhe! Anclam: "Das sind unsere Firmenfarben. Farbe und Licht, ein Faszinosum. Stilmittel für Markenbildung."
Wilfried Wilhelm Anclam ist nicht nur der größte, sondern auch der erfolgreichste markenungebundene Automobilhändler Deutschlands. Wenn einer mit 550 Mitarbeitern in 20 Autohäusern in den neuen Bundesländern 20.000 Automobile verkauft und dahinter nicht 2,3 Prozent Rendite, sondern eine zweistellige Renditezahl steht, auf alle Fälle mehr als zehn Prozent, dann sollte man hier mit Respekt hinschauen. Der Autodiscounter steuert seine automobile Welt - u.a. jeden Freitag in vier Bundesländern mit einer ganzseitigen Anzeige in "Bild" - von seinem 400.000 Quadratmeter großen Firmenareal in Leipzig-Brehna aus.
Anclam faszinierte in seinem Bilderbuchvortrag nicht nur mit professionellen Charts, sondern auch mit seinen inhaltsstarken und originellen Kommentierungen. Er zeigte vom (internationalen) Einkauf bis zum Marketing seine originären Aktivitäten in seinem Unternehmen auf. Das Ganze paarte er mit einer Sondereinladung für das automobile Schlusssemester zur Werks- und Museumsbesichtigung bei Porsche in Zuffenhausen. Nimmt man den Applaus der Zuhörer zum Beurteilungsmaßstab für hohe Klasse, so hat Wilfried Wilhelm Anclam ohne Frage im Sommersemester 2016 den besten Gastvortrag an der Hochschule gehalten. Einfach in jeder Form außergewöhnlich. Es wird zum besonderen Ereignis, dieses Handelsgenie live zu erleben! Er ist nicht nur der Größte, der Erfolgreichste, er ist auch der Beste! Ich weiß, von was ich an dieser Stelle rede. Ich darf mir diese Beurteilung erlauben, weil ich die Hintergründe dazu kenne, u.a. eine Eigenkapital-Basis von 50 Prozent. Viele wirtschaften mit 20 Prozent und weniger!
Spruch der Woche:
"Nirgends ist man weiter weg von Europa als in Brüssel." (Gabor Steingart)
Mit meinen besten Sommergrüßen und Wünschen
Ihr
Prof. Hannes Brachat
Herausgeber AUTOHAUS
www.brachat.de