HB ohne Filter: Diesel, Neuwagenportale, Peugeot
Heute: Dieseleinbrüche am laufenden Band, ADAC - Neuwagenportale im Vergleich, Tabula rasa bei Peugeot Deutschland, Größter Elektroautoverkäufer - die Deutsche Post.
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28.04.2017Heute: Dieseleinbrüche am laufenden Band, ADAC - Neuwagenportale im Vergleich, Tabula rasa bei Peugeot Deutschland, Größter Elektroautoverkäufer - die Deutsche Post.
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Dieseleinbrüche am laufenden Band!
Die Meldung der Woche: Berlin blockiert strengere Abgastests in Europa. Welch ein Zufall? Kurz danach liefert das Umweltbundesamt, eine Behörde des Bundesumweltministeriums mit Hauptsitz in Dessau-Rosslau: Auch modernste Diesel - Euro-6-Diesel - stoßen im Schnitt 507 Milligramm Stickoxide (NOx) pro Kilometer aus. Erlaubt sind 80 Milligramm. Die Präsidentin des Umweltbundesamtes Maria Krautzberger: "Der Diesel-Pkw ist der Hauptverursacher führ hohe Stickoxid-Belastungen in den Städten." Hierzu sollte der faktische Nachweis noch offen auf den Tisch gelegt werden! Die politischen Umwelt-Damen - Bundesumweltministerin Barbara Hendricks und Maria Krautzberger - schweigen sich noch aus, welche 25 Dieselfahrzeuge der Euro-6-Norm und 27 Euro-5-Modelle vom Umweltbundesamt gemessen wurden.
Mehrere Forderungen liegen nun in Sachen Diesel auf dem Tisch. Die Hersteller müssen Lösungen präsentieren. Nachrüstungen, und zwar zu eigenen Lasten. Die Dieselfahrer haben alle im guten Glauben ihr Fahrzeug erworben, dass die vorgegebenen Grenzwerte eingehalten werden. Die zweite Forderung kommt aus der Ecke der Verbraucher- und Umweltverbände: Verkaufsverbote für neue Euro-6-Pkw, die den Grenzwert auf der Straße nicht einhalten. Die dritte Forderung sei in gleichem Atemzug genannt: Realistische Verbrauchsangaben in allen Prospekten und Veröffentlichungen.
Die Konsequenzen, die die Automobilindustrie insgesamt aus dem VW-Dieselskandal bislang gezogen haben, sind beschämend. Die Automobilhersteller haben aufgrund ihrer volkswirtschaftlichen Bedeutung ohne Frage einen gewichtigen politischen Platz in der Staatsräson. Das kann aber doch nicht soweit gehen, dass jegliche Schwindeleien und Tricksereien im großen Stil ungestraft funktionieren. Die verantwortlichen Industrieherren heben doch zu jedem öffentlichen Anlass nach außen höchste Kundenzufriedenheit auf Platz 1. Und wie sieht die Wirklichkeit aus? Welch ein Vertrauens-Verlust!
Die DAT legt aktuell das "Diesel-Barometer" vor. Darin werden fortlaufende Befragungsergebnisse zum Diesel an Endverbraucher, Auto-Handel, Wertverläufe etc. publiziert. Sie können den Diesel-Barometer jeweils abrufen unter: www.dat.de/diesel-barometer. Sehr prägnant kommt hier aktuell "Meinauto.de" zur Sache. Geschäftsführer Alexander Bugge: "Der erneute deutliche Einbruch der Dieselnachfrage hat ein bemerkenswertes Ausmaß. Wir spüren eine extreme Verunsicherung der Interessenten darüber, wie zukunftssicher die Investition in eine Dieselfahrzeug heute noch ist." Im Klartext: Vor Bekanntwerden des Abgas-Skandals bei Volkswagen im September 2015 lag die markenübergreifende Dieselnachfrage – so Meinauto.de – bei durchschnittlich 42,5 Prozent. Heute liegt diese nur noch bei 24,47 Prozent. Ein Einbruch um 42,4 Prozent. Und das soll auf die Restwerte keine Auswirkung haben? Wenn Stuttgart zum 1. Januar 2018 mit dem Feinstaualarm ernste Zeichen setzt, wird das auf den Diesel weitere Auswirkung haben. Da vertraue man in der gesamten Auswirkung lieber dem gesunden Menschenverstand als einer von wem auch immer durchgeführten Befragung.
ADAC - Neuwagenportale im Vergleich
Man lasse die Testergebnisse des aktuellen ADAC-Tests auf sich wirken:
45 Prozent der Ergebnisgewichtung macht der Preis aus. Wer immer auch die Gewichtung im Gesamttest festlegt. Der ADAC gibt zumindest den wahren Studienerheber als Quelle nicht an. Handelt es sich wirklich um eine hausgemachte Erhebung? Wie auch immer: Preis, Preis und nochmals Preis! Tatsache ist, dass die meisten Online-Kunden nie das Auto kaufen, das so reißerisch im Netz der Portalbetreiber obenan steht. Da kommen dann in Wahrheit, in der Verkaufsrealität andere Preiswerte heraus.
Die zweite Fragwürdigkeit der ADAC-Analyse ist der Preisvergleich mit der Anfrage bei 50 Autohäusern. Das stellt eine andere Realität dar. Warum? Sie hätten die Angebote bei den 50 gleichen Händlern anfordern müssen, die in der Börse mit den Wahnsinnsrabatten hantieren. Dann hätten sie bei diesen Discounthändlern sicher vergleichbare Nachlässe erhalten.
Und da ist noch die Krux am ganzen Konstrukt zu benennen. Vermutlich durchschauen die ADAC-Analysten die Details dieser Börsen-Geschäftsmodelle gar nicht. Der Kunde erfährt erst nach seiner Unterschrift des Vermittlungsvertrages mit dem Börsenbetreiber, wer eigentlich der liefernde Händler ist, mit dem er nun im Vertrag steht. 35 Prozent des ADAC-Testlevels ist der Transparenz gewidmet. Dass aber der liefernde Händler, die eigentliche Vertragspartei, im Voraus nicht einmal bekannt ist, darüber ist vom ADAC kein Satz zu lesen. Warum?
Der ADAC behauptet außerdem, in der Studie die zehn größten freien Neuwagenbörsenbetreiber darzustellen. Komisch, sie haben von "Mobile.de" wohl noch nie etwas gehört. Interessant, dort wird bei der Neuwagenofferte jeweils der liefernde Händler aufgeführt! Geht doch! Und wie sieht es dort mit den Rabatten aus? Kein ADAC-Wort! Außerdem führt der ADAC "Autohaus24" auf. Sixt hat von "Autobild" – aus welchem Grunde auch immer – 2016 deren Anteile übernommen und ist nun alleiniger Betreiber dieser Börse. Wo bleibt aber in der ADAC-Aufstellung die freie Neuwagenbörse "Sixt-neuwagen.de"? Für einen 19,8 Millionen mitgliederstarken und überreichen Club muss man zur Qualität der Studienergebnisse sagen: lausig!
Hinter den "freien Neuwagenbörsen" steht aber doch die Fragwürdigkeit des ganzen Modells. Wären die Händler, die diese Börsen beliefern - vorwiegend große - im Netz offen dargelegt, bekannt, würden diese derartige Offerten gar nicht tätigen. Der Schacher läuft so, dass sich die Börsen discountwillige Händler aussuchen, die über entsprechende Mengen um jeden Preis Rabatte, Verkaufsprämien und Boni ausdrücken. Manche werden gar - so ist zu hören - von ihrem Hersteller/Importeur ganz gezielt dazu angestachelt. Man braucht sich doch nur die E-Mail-Hilferufe der Distriktleiter jeweils zum Monatsende anzuschauen. Und diese weiß mancher Händler für sich nutzbar zu machen. Für sich! Diese Preisabwärtsspirale verdeutlicht im Verbund mit der Mengengetriebenheit den Verdrängungswettbewerb, der da tobt. Die Frage ist, wer kann das noch wie lange finanziell durchstehen? Opel mit 48 Prozent Tageszulassungen bei Gott nicht. Und dem ZDK sei abermals ins Stammbuch geschrieben, endlich wettbewerbsrechtlich über einen Prozess für Verbrauchertransparenz zu sorgen. Der Käufer hat vor seiner Unterschrift das Recht, den Lieferanten zu erfahren. Öffentlich, im Netz! So sieht fairer Wettbewerb aus. So sollte die digitalen Spielregel für diesen Vertriebsweg u.a. aussehen.
Tabula rasa bei Peugeot Deutschland
"Wir haben daraus gelernt!" So lautete das offizielle Statement aus dem Hause Peugeot zur preisreißerischen Offerte: Peugeot-Sixt & 1x1 für 99 Euro inkl. allem, außer Benzin. Teure Lehrstunden. Es gibt allerdings auch Lehrstunden, die kann man sich schwäbisch ersparen. Das Peugeot-Beispiel lehrt, dass da immer wieder neue, junge Manager im Vertrieb der Hersteller/Importeure an die Schaltstelle gesetzt werden, die das 1 x 1 im Verkauf nie gelernt haben bzw. nicht beherrschen. Das Beispiel Peugeot belegt außerdem, dass der monatliche Druck inzwischen an einem Punkte angelangt ist, der Menge immer mehr nur noch über sehr fragwürdige Angebote bzw. Verlockungen möglich macht. Sie wollen immer noch nicht wahrhaben, dass man eine Zitrone eben nur ausdrücken kann. Dann ist sie alle! Das Peugeot-Sixt-Ergebnis, in der Kasse: riesige Aktionsverluste! Klar, bei einem eingebauten Preisnachlass von über 40 Prozent. Die Wirkung der Restwerte läuft erst später ein. Und Sixt trägt in Sachen Marketing gerne groß auf. Da wurden weitere Millionen "verschleudert". Die Frage ist für wen? Die Aktion brachte angeblich viele neue Kunden in die Peugeot-Autohäuser. Das waren aber sicher dominant jene, die Sixt zur kostenlosen Probefahrt geschickt hat.
Man möchte sich zur vorzeitigen Beendigung der Aktion, die bis Ende Juni laufen sollte, offiziell nicht äußern. Ebenso nicht zur verkauften Menge. Es sollen 5.200 Einheiten gewesen sein. Die Vertraulichkeit der Geschäftsbeziehung lässt Offenheit nicht zu. Typisch! Was für eine Maskerade! Sonst könnte man das offen kommunizieren. Nein, man muss verbergen! Typisch Sixt! Sie wissen doch, dass Sixt den traditionellen Autohandel ausradieren will. Sixt will das Amazon der Automobilbranche werden. So ist es offiziell aus Pullach angekündigt! Erstaunlich, und einschlägige Händler bedienen diesen Wolf im Schafspelz. Pure Geldgier zu Lasten der Gesamtheit! Ohne Weitblick!
Offensichtlich hat der vehemente und andauernde Protest der Peugeot-Händlerschaft auch in der Zentrale zu Paris Wirkung gezeigt. Der Peugeot-Händlerverband (VPPD) hätte eigentlich gleich Klage einreichen sollen. Aber da trifft man sich im Peugeot-Vertriebs-Ausschuss zum Gespräch beim Importeur in der Deutschlandzentrale und redet durchaus Tacheles. Jeder weiß um die "Schweinerei", die da mit einem namhaften Dritten (Sixt) zu Lasten des Vertragshandels vom Deutschen Peugeot-Management gedreht wird. Nach außen findet man dann abgespeckte, zurückhaltende, diplomatische Erklärungen, um die Konflikte nicht öffentlich machen zu müssen. Eine Scheinwelt!
Andere Marken haben sicher daraus gelernt, dass man künftig sofort mit geballter Kraft marschieren muss. Ein Händler einer anderen Marke sagte mir: "Wenn die das bei uns machen würden, ich würde denen in der Zentrale sofort an die Gurgel gehen." Das wird dann der Vorteil großer Handelsgruppen sein. Die werden das abzustellen wissen oder sind selbst von vornherein in derartige Aktionen aktiv mit eingebunden.
Größter Elektroautoverkäufer - die Deutsche Post!
Eine weitere Blamage für die Automobilindustrie! Die Deutsche Post mit Sitz in Bonn ist mit 75.000 "gelben Fahrzeugen" Deutschlands größter Flottenbetreiber. 2010 ff. war die Post bei Iveco, Renault, MB, Volkswagen vorstellig und schlug ein E-Mobil für emissionsfreien Stadtverkehr mit überschaubarer Reichweite vor. Paketzustelldienst, DHL! Eine sinnvolle Fragestellung. Die Herren der Automobilindustrie boten ob der überschaubaren Menge allenfalls Umrüstungen von Diesel- auf Elektroantrieb an. Arroganz pur!
Die Post wurde daraufhin an der RWTH in Aachen vorstellig. Und siehe da: 2016 wurden bereits 1.669 Exemplare (!) von der eigenen Marke mit dem Modell "Streetscooter" verkauft! Verkaufspreis 32.0000 Euro, Herstellungspreis 22.000 Euro. Höchstgeschwindigkeit 80 km/h, Reichweite 80 Kilometer. Bis Ende 2017 soll die Produktionskapazität auf 17.000 Einheiten an zwei Produktionsstandorten ausgeweitet werden. Jetzt hat die Post den Vertrieb für freie Interessenten freigegeben. Toll! Offensichtlich liegt eine große Nachfrage vor. 2018 will man mit dem "E.Go Life" einen elektrischen Kleinwagen vorstellen und der Automobilindustrie zeigen, dass elektrische Einstiegsmodelle nicht teuer sein müssen. Die Deutsche Post als Wettbewerber von Tesla! "Ä Wohnsinn!" Tesla hat 2016 in Deutschland 978 Einheiten vermarktet, BMW i3 sage und schreibe in Deutschland ganze 485 Exemplare! VW-Golf schlappe 548. Renault mit dem Zoe obenan mit 1.836.
Eine erweiterte Betrachtung. Es wäre zu wünschen, dass die Post MB vormacht, wie man echte Taxis produziert. So ist man bei jeder zweiten Daimler-Taxifahrt dazu verdammt, auf dem Rücksitz auf dem Boden zu sitzen, nachdem auf diesem "Daimler-Diesel-Esel" schon 400.000 Kilometer geritten wurde. Wehe, es lässt sich der Beifahrersitz nicht nach vorne schieben, fühlt man spätestens nach einem Kilometer MB-Taxi-Fahrt massiven Trombosendruck auf seiner Kniespitze. Im Taxi-Metier wirkt das Daimler-Motto "Das Beste oder nichts" nur peinlich!
Spruch der Woche:
"Prospekte sind wie wertvolle Schriftrollen einer Lebensphilosophie aus Kraftstoff, Komfort und Tempo." (Malte Jürgens)
Mit meinen besten Grüßen und Wünschen zum Wochenende
Ihr
Prof. Hannes Brachat
www.brachat.de
Jens Nietzschmann
Bernd Hönnighausen
Francis L.