Im Anlegerverfahren gegen den Volkswagen-Konzern und die Dachholding Porsche SE wegen des Dieselskandals soll es eine umfangreiche Beweisaufnahme mit vielen Fragen an die frühere Führungsetage des Autobauers geben. Das Oberlandesgericht Braunschweig verkündete am Freitag einen entsprechenden Beweisbeschluss in dem Mammutverfahren. Demnach will das Gericht 86 Zeugen hören und eine Vielzahl an Dokumenten sichten.
Auf der Zeugenliste finden sich unter anderen die Namen der früheren VW-Konzernchefs Martin Winterkorn, Matthias Müller und Herbert Diess sowie der jüngst zu einer Bewährungsstrafe verurteilte Ex-Audi-Chef Rupert Stadler. Sie sollen etwa Aufschluss darüber geben, was sich rund um das Bekanntwerden der Dieselaffäre im Herbst 2015 im Einzelnen im Unternehmen zugetragen hat. Die Beweisaufnahme soll im September beginnen. Ob die Zeugen tatsächlich in Braunschweig erscheinen oder sich möglicherweise auf ein Aussageverweigerungsrecht berufen, ist aber offen.
In dem Prozess nach dem Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz (KapMug) wird seit 2018 um Schadenersatz für Investoren gestritten, die nach dem Auffliegen der Dieselgate-Affäre bei VW Kursverluste in Milliardenhöhe erlitten. Anfang März hatte das Gericht die Beteiligten darüber informiert, dass es eine umfangreiche Beweisaufnahme für nötig hält. Angesichts der zu erwartenden zeitintensiven Maßnahme mit offenem Ausgang wurde den Beteiligten empfohlen, Vergleichsgespräche zu prüfen.