Ausgabe 01-02/2007: Werkstattausrüstung / Ein Blick in die ...

Werkstattausrüstung / Ein Blick in die Entwicklung der Werkstattausrüstung mit freundlicher Unterstützung von Beissbarth, Blitz Rotary, Bosch und Snap-on Equipment.Schraubergeschichtevon thomas seidenstückerWas wäre ein Auto ohne Werkstatt und Werkzeug? Was wären die Werkstattausrüster ohne Automobil? Beide sind von jeher wie Zwillinge verbunden. Und genauso, wie sich das Automobil in den letzten 100 Jahren stark verändert und sich der Moderne stetig angepasst hat, geht es auch der Werkstattausrüstung. Dabei hat die Branche aus zwei Strömungen zusammengefunden, die sich stets in idealer Form ergänzten und die Innovationen kontinuierlich vorantrieben: Zum einen waren dies die Zulieferunternehmen, die die Fahrzeughersteller mit Komponenten beliefern und für ihre eigenen Produkte auch das entsprechende Reparaturwerkzeug entwickelten (mussten). Zum anderen prägten viele kleine und mittelständische Tüftler und Erfinder die Branche. Sie sahen für ihre Werkzeuge und Maschinen einen Markt und erleichterten mit ihnen die Fahrzeugreparatur oder machten sie gar erst möglich. Noch heute sind diese Strömungen in der Werkstattausrüsterbranche vorhanden, wobei die Organisation und Herausforderung, der sie sich inzwischen stellen muss, enorm zugenommen hat. Vorbild FriseurstuhlZu den ersten Erfindungen der Werkstattausrüstung gehört die Hebebühne. Und im Falle der amerikanischen Firma Rotary gibt es sogar eine kleine Anekdote dazu: Auf einem Friseurstuhl kam Peter Lunetti im Jahre 1924 die Idee, den Drehmechanismus des Friseurstuhls bei einer Hebebühne zu verwenden. Die meisten Fahrzeuge der zwanziger Jahre hatten noch keinen Rückwärtsgang. Durch das Drehen der Arbeitsbühne konnte man auf den Rückwärtsgang verzichten und die Autos nach der Reparatur wieder vorwärts aus der Werkstatt fahren. 1925 wurde die Technik patentiert und heute ist Rotary Lift der größte Hebebühnenhersteller der Welt. Hebebühnen sind zudem ein Phänomen der Branche. Denn hier beweist sich, wie viel Optimierungspotenzial noch heute in einem Produkt steckt, an dem auf den ersten Blick nicht viel zu verbessern ist. Beeindruckend ist nicht zuletzt die Vielzahl möglicher Hebebühnenvarianten, die in jüngerer Zeit auf dem Markt verfügbar sind und die der Werkstatt unzählige Möglichkeiten der individuellen Anpassung geben. Weg vom Schmuddelimage Spricht man von der Ausrüstung deutscher Werkstätten mit Prüf- und Messeinrichtungen, kommt man an einer Firma nicht vorbei: Bosch. Die Entwicklung dieses Unternehmens zum inzwischen größten Zulieferer der Welt ist beispielhaft und gründet hauptsächlich auf dem Hochspannungs-Magnetzünder, den Robert Bosch im Jahre 1898 erstmals an Daimler für das Phönix Transportfahrzeug lieferte. Nicht umsonst ist der rotierende Anker traditionell das Logo der Firma und heute auf allen Produkten des Hauses in einheitlicher Form vertreten. Kurz nach dem ersten Weltkrieg etablierte sich Bosch als Hersteller von Prüfeinrichtungen für Kraftfahrzeuge. Zu den ersten Produkten gehört ein Zündkerzentester (1927). 1938 kommt der erste Prüfstand für Dieseleinspritzpumpen auf den Markt, zwei Jahre nachdem der erste serienmäßige Diesel-Pkw der Welt vorgestellt wurde. Aufgrund der fortschreitenden Entwicklung der Elektrik im Fahrzeug entwickelt Bosch in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts verschiedenste Messinstrumente für die Werkstätten, die sich in Setzkästen individuell kombinieren lassen. Aus dem Jahre 1955 datiert der erste Universal-Elektrotester, mit dem sich alle wesentlichen elektrischen Aggregate im Fahrzeug (Zündkerze, Zündspule, Lichtmaschine, Lichtmaschinenregler, Zünd- und Entstörkondensatoren) prüfen ließen. Er wird zu Preisen zwischen 500 und 800 DM verkauft. Im nächsten Schritt und ab den 60er Jahren werden die vormals einzelnen Geräte zu Testerkabinetten zusammengefasst. Die 50er und 60er Jahre sind auch die Zeit, als Bosch das Thema moderne Werkstattausrüstung in sein Verkaufsmarketing integriert. Mit dem Slogan: "Stammkundschaft gewinnen" vom September 1955 wirbt man für seine Prüfgeräte und appelliert, dass Werkstattkunden zunehmend Wert auf eine moderne und leistungsfähige Einrichtung der Werkstatt legen. Weg vom Schmuddelimage – so könnte bereits damals die Losung gelautet haben. Nicht ölige Lappen neben vollen Aschenbechern, sondern Krawatten tragende Mechaniker mit exakter und geräuschloser Technik sollten beim Kunden das Idealbild einer Autowerkstatt prägen. Doch noch heute, ein halbes Jahrhundert später, ist der Krawatten tragende Mechaniker eine sehr selten anzutreffende Spezies in der Werkstatt.Vom Strich zur RolleNeben Bosch gibt es drei weitere Unternehmen, die das Bild der deutschen Werkstattausrüsterzunft von Beginn an prägen: Hofmann, Blitz und Beissbarth. 1934 präsentiert Hofmann die erste Auswuchtmaschine für industrielle Anwendungen, 1949 kommt die erste Wuchtmaschine für die Werkstatt. Damit ist Hofmann zwei Jahre schneller als Beissbarth, die das Modell Nürburg 1951 entwickeln und 1956 auf den Markt bringen. Schon 1953 schiebt Hofmann eine elektrisch messende Rad-Auswuchtmaschine nach, 1959 kommt der Finishbalancer für mobiles Auswuchten am Fahrzeug. Ab 1963 bietet Bosch den Motortester an, der die Diagnose von Vergaserfunktionen, später die Prüfung von Einspritzanlagen, ermöglicht. Ab 1965 vermarktet Beissbarth mit der "W24" eine elektronische Radwuchtmaschine, die bereits die Gewichtsgröße und Stelle für das Ausgleichsgewicht anzeigen kann. Im Jahr 1967 präsentieren die Münchner das legendäre optische Achsmessgerät "P5", welches in modifizierter Form noch heute erhältlich ist. In den sechziger Jahren beginnt die Ära der Rollen-Bremsenprüfstände, nachdem die Fahrzeuge immer schneller werden und schwarze Striche nach Bremsproben auf der Straße zur Beurteilung der Bremsfunktion nicht mehr ausreichen. Gäbe es mehr Farbbilder aus der damaligen Zeit – die Bremsenprüfstände der Frühzeit sehen heutigen Exemplaren sehr ähnlich. Denn oberflächlich betrachtet haben sich in all den Jahren lediglich die Anzeigen verändert. Moderne Bremsenprüfstände erkennen jedoch automatisch, ob das Fahrzeug ein Allradsystem hat, und regeln den Prüfablauf automatisch ein, können anhand grafischer Kurvendarstellung das Ansprechverhalten und eventuelle Fehler der Bremsanlage aufdecken oder sich auf verschiedene Achsabstände einstellen lassen. Technisch hat sich also doch einiges getan. Sieg der ElektronikDie 70er Jahre sind geprägt vom Einzug des ABS (1978) und der elektronischen Motorsteuerung "Motronic" (1979), nachdem Bosch bereits 1967 seine Benzineinspritzung "Jetronic" in die Serie brachte. Und die Elektronik findet auch im Werkstattequipment immer mehr Anwendung: 1971 schickt Hofmann die neue geodyna Wuchtmaschinen-Reihe ins Rennen, bei der sich erstmals geometrische Raddaten eingeben lassen. 1977 wird ein Mikroprozessor bei Wuchtmaschinen integriert. Im Rahmen der Inspektion etabliert sich die CO-Messung, Abgasabsauganlagen werden zum Thema, und für die Karosseriereparatur kommen Schutzgasschweißanlagen in die Werkstatt. 1984 zeigt Hofmann die geodyna 45P mit pneumatischer Schnellspannvorrichtung. Ab 1987 findet die geodyna 88 mit Laufruhenoptimierung von selbst die beste Stellung für den Reifen auf der Felge.Tester denken nichtStetig mehr Elektronik in den Fahrzeugen verschiebt zunehmend die Schwerpunkte der Arbeit. Vor allem die Diagnose der Elektrik, Elektronik und Gemischaufbereitung gewinnt an Bedeutung, nachdem die ASU in den achtziger Jahren für zusätzliche Auslastung und den Einzug von AU-Geräten in die Betriebe sorgt. Viele meinen, die Elektronik mache das Leben leichter und die aufkommende Fehlercode-Auslese der Steuergeräte würde automatisch zeigen, was zu reparieren ist. Doch die Komplexität nimmt trotz der handlichen Scantools stetig zu. Die Tester können dem Mechaniker das Denken nicht abnehmen. Vor allem die rasante Vergrößerung der Modellpaletten und Besetzung von Nischen sowie die inflationäre Bestückung der Fahr-zeuge mit Komfortelektronik und Sicherheitssystemen zieht eine Flut technischer Informationen nach sich, die mit Handbüchern nicht mehr zu beherrschen ist. Das Diagnosegerät der 90er Jahre entwickelt sich zum Informationsmedium, Hotlines und Callcenter für technische Unterstützung sprießen aus dem Boden oder dienen zunehmend als Kundenbindungsinstrument der Werkstattausrüster. DiagnosehungerMit dem ASA-Netzwerk versucht man seit Ende der 90er Jahre, die Abläufe in der Werkstatt zu optimieren und die Datenausgabesprache der Werkstattgeräte zu vereinheitlichen. Dies scheitert aber in den fabrikatsgebundenen Werkstätten überwiegend daran, dass die DMS-Anbieter den ASA-Standard nicht unterstützen oder die Fahrzeughersteller eigene Netzwerklösungen präferieren. Und die Ausrüstung der Neuzeit? Sie ist weiter geprägt vom fortschreitenden Diagnosehunger in der Werkstatt, weil die Diagnose von Steuergeräten und Bussystemen inzwischen die meisten Probleme bereitet und sukzessive auch bei klassischen Verschleißarbeiten zu berücksichtigen ist. Teilweise lässt sich nicht einmal mehr der Bremsbelag ohne Diagnosetool wechseln. Und ohne Datenabo oder Updatevertrag sind Diagnosegeräte bereits nach einem halben Jahr nur noch eingeschränkt verwendbar. Dank Kamerasystemen dauern Achsvermessungen nur noch wenige Minuten. Beim Auswuchten von Rädern kann man den Platz fürs Gewicht im Voraus bestimmen. Das ist zwar nicht immer sinnvoll, doch Optik und Design wollen inzwischen immer mehr berücksichtigt sein.

Ausgabe 01-02/2007: Werkstattausrüstung / Ein Blick in die ...

MEISTGELESEN

Nach Sondierungen: Union und SPD planen "Kaufanreiz" für E-Autos

Ford: Finanzspritze für verlustreiche Deutschland-Tochter

Opel-Vertriebschef: "Sind keine Freunde von Verboten, sondern von Angeboten"

STELLENANGEBOTE

Neu- und Gebrauchtwagenverkäufer (m/w/d)

Referent für Automobilwirtschaft (m/w/d)

BMW Verkaufsleitung (m/w/d)

Großkunden/Fleet-Verkäufer (m/w/d)

BMW Serviceleiter (m/w/d)

WEITERLESEN

NEWSLETTER