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TÜV-Report 2023: Wieder mehr erhebliche Mängel bei der HU

10.11.2022 14:16 Uhr | Lesezeit: 5 min
TÜV SÜD Hauptuntersuchung
Die Mängelquote bei der Hauptuntersuchung ist gestiegen.
© Foto: TÜV SÜD

Laut TÜV Report 2023 sind im Vergleich zum Vorjahr wieder mehr Fahrzeuge mit erheblichen oder gefährlichen Mängeln durch die Hauptuntersuchung gefallen. Der "Corona-Effekt" scheint demnach verpufft zu sein.

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TÜV-Prüfer haben im vergangenen Jahr wieder häufiger die Vergabe der Plakette verweigert. Der Zustand der vorgeführten Fahrzeuge hat sich im Vergleich zum Vorjahr messbar verschlechtert – über alle Altersklassen hinweg.

Im "TÜV-Report 2023", der am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde, sind bei den Hauptuntersuchungen (HU) der TÜV-Organisationen 20,2 Prozent der geprüften Pkw mit "erheblichen" oder "gefährlichen Mängeln" durchgefallen. Dieser Wert ist im Vergleich zum Vorjahresreport um 2,3 Prozentpunkte gestiegen.

Fahrzeuge mit erheblichen oder gefährlichen Mängeln müssen innerhalb von vier Wochen erneut bei der Prüfstelle vorgeführt werden. Die Quote der Pkw mit "geringen Mängeln" ist mit 1,6 Punkten auf 10,7 Prozent ebenfalls kräftig angestiegen. "Jedes fünfte Auto ist in Deutschland mit wesentlichen Mängeln unterwegs", sagte Joachim Bühler, Geschäftsführer des TÜV-Verbands, bei der Vorstellung des TÜV-Reports 2023. "Der Corona-Effekt ist verpufft", stellte Bühler fest.

Weniger Fahrten während Corona-Pandemie

In den vergangenen beiden Jahren wurde pandemiebedingt weniger gefahren, zudem wurden Autos intensiver gewartet. Weil viele Leasingverträge verlängert wurden, floss ein höherer Anteil jüngerer Fahrzeuge in der Statistik mit ein. Alles zusammen führte zu geringeren Mängelquoten bei der HU.

Erstmals liegt das Durchschnittsalter der Fahrzeuge in Deutschland im zweistelligen Bereich. Generell steigt das Durchschnittsalter der Pkw in Deutschland seit Jahren kontinuierlich an und liegt laut KBA im laufenden Jahr bei 10,1 Jahren. Demnach sind 43 Prozent aller Pkw in Deutschland aktuell zehn Jahre oder älter.

Die Mängelquoten steigen naturgemäß mit dem Alter der geprüften Fahrzeuge. Der Anteil der Autos mit erheblichen Mängeln liegt bei sechs bis sieben Jahre alten Fahrzeugen bei 13,6 Prozent und bei den acht- bis neun-Jährigen bei 19,6 Prozent. Die zehn bis elf Jahre alten Pkw liegen mit einer Mängelquote von 24,4 Prozent deutlich über dem Durchschnitt aller Fahrzeuge (20,2 Prozent). "Das steigende Durchschnittsalter ist eine Herausforderung für die Verkehrssicherheit", sagte Bühler.

Der "TÜV-Report 2023" wurde am Donnerstag in Berlin vorgestellt.
© Foto: TÜV-Verband

Deutsche Hersteller liegen vorne

Gesamtsieger des TÜV-Reports 2023 ist die Mercedes B-Klasse. Der Anteil der Fahrzeuge dieses Typs mit erheblichen Mängeln liegt bei der ersten HU nach zwei oder drei Jahren bei nur 2,0 Prozent. Das ist der niedrigste Wert aller geprüften Fahrzeuge. Es folgen der Vorjahressieger Mercedes GLC mit 2,3 Prozent und der VW Golf Sportsvan ebenfalls mit 2,3 Prozent. In den höheren Altersklassen gewinnt jeweils der Porsche 911. In der Auswertung nach Fahrzeugklassen belegt der Kia Picanto mit 3,6 Prozent Mängelquote den ersten Platz bei den Minis. Bei den etwas größeren Kleinwagen gewinnt der Honda Jazz (2,7 Prozent) und die Mercedes A-Klasse bei den Kompaktwagen (2,8 Prozent). Die Top-Platzierung in der Mittelklasse sichert sich der Volvo V40 mit 3,0 Prozent. Bei den SUV liegt der Mercedes GLC vorne (2,3 Prozent) und bei den Vans die B-Klasse (2,0 Prozent).

Elektrofahrzeuge haben häufiger Bremsenprobleme

Die E-Fahrzeuge fließen noch nicht in die Statistik mit ein weil deren Gesamtzahl immer noch zu gering ist. Ausnahme ist der Renault Zoe, der erstmals als reines E-Auto mit ausreichenden Stückzahlen in der Statistik vertreten ist. Das Modell landet mit einer Mängelquote von 5,3 Prozent im Mittelfeld der zwei bis drei Jahre alten Fahrzeuge und mit 10,6 Prozent bei den fünf- bis sechs-Jährigen im unteren Drittel.

Auffällig: Der Zoe zeigt überdurchschnittlich häufig Mängel an den Achsaufhängungen und bei der Funktion der Fußbremse. "Mängel an den Bremsen sind ein typisches Problem von Elektrofahrzeugen, da sie stärker verzögern als Benziner, wenn man vom Gas geht. Die Bremsen werden daher weniger stark in Anspruch genommen. Die Folge ist Korrosion, die zum Ausfall der Bremsen führen kann", erklärte Bühler.

Laut TÜV-Verband sei die Modernisierung der Hauptuntersuchung dringend notwendig. "Neben den bestehenden Vorgaben sollten zusätzliche Punkte für die Sicherheitsprüfung von Elektrofahrzeugen in den Mängelkatalog aufgenommen werden", sagte Bühler. Für die Batterie sei derzeit nur eine Sichtprüfung vorgesehen. Bühler: "Die Prüforganisationen brauchen einen Zugang zu den Fahrzeugdaten, um den Zustand der Batterie bewerten zu können."

TÜV SÜD größter Datenlieferant

TÜV SÜD wertet zusätzlich seine Daten aus den Ländern Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen und Hamburg aus. Ergebnis über alle Altersklassen hinweg: Sachsen hat mit 15,6 Prozent die niedrigste Mängelquote, gefolgt von Bayern mit 17,5 Prozent, Baden-Württemberg mit 19,4 Prozent. In Hamburg fiel die Quote am höchsten aus: Im TÜV HANSE-Stammland mussten 25,6 Prozent aller Fahrzeuge wegen erheblicher Mängel die Werkstattrunde drehen.

"Auch wenn der Fuhrpark um fast ein Jahr älter ist, sind auch im Alter die Fahrzeuge hierzulande noch gut in Schuss. Selbst gebrauchte Fahrzeuge, die sechs bis sieben oder mehr Jahre alt sind, schneiden teils hervorragend ab", sagt Jürgen Wolz, Leiter Service Line Mobility und Amtliche Tätigkeiten Deutschland bei der TÜV SÜD Division Mobility.

Der TÜV-Report wird jedes Jahr vom TÜV-Verband veröffentlicht und gilt als einer der wichtigsten unabhängigen Ratgeber für Autofahrer und Gebrauchtwagenkäufer. In den TÜV-Report fließen die Hauptuntersuchungsergebnisse aller TÜV-Gesellschaften in Deutschland ein – 2022 mehr als 9,5 Millionen Hauptuntersuchungen (HU) zwischen Juli 2021 und Juni 2022. TÜV SÜD hat als größter HU-Anbieter mehr als vier Millionen Resultate beigesteuert.

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