Ausgabe 22/2013: Gewusst wie

Volkswagen nennt das Projekt MARTA, setzt es erstmals beim Nischenfahrzeug XL1 ein und man braucht für die Anwendung in der Werkstatt lediglich einen Tablet-PC. MARTA, das steht für Mobile Augmented Reality Technical Assistance. Übersetzt steht dies für mobile technische Unterstützung mit Hilfe erweiterter Realität. Klingt futuristisch und bietet ungeahnte Möglichkeiten. Für jede anstehende Aufgabe gibt das System dem Anwender vor, wie er sich zum Fahrzeug positionieren muss. Stimmen das von der Kamera des Tablet PC gelieferte Echtbild und die angezeigte Position überein, erfolgt die Initialisierung. Nun blendet das System kontextgerecht die erforderlichen Arbeitsschritte ein. Noch sind solche ausgefeilten Arbeitsmittel, an denen auch andere Automobilhersteller arbeiten, die Ausnahme im Werkstattalltag. Solche Systeme geben bereits einen Vorgeschmack auf das zukünftige Arbeiten in den Werkstätten.Vernetzte DiagnoseAuch die Diagnose moderner Fahrzeuge ist eine komplexe Aufgabe, welche sich erfolgreich und in wirtschaftlich vertretbarer Zeit nur noch mit modernen Diagnosesystemen ausführen lässt. Nur mit dem Auslesen eines Fehlercodes lässt sich heute kaum noch ein Fehler in einem elektronischen Fahrzeugsystem aufspüren. Dies liegt sowohl an der Vernetzung der Fahrzeugsysteme untereinander als auch an der stark gestiegenen Anzahl möglicher Fehlercodes. Tritt irgendeine Störung auf, so führt dies zu Fehlereinträgen in vielen Steuergeräten.Auch bei der Diagnose wird dabei heute zunehmend auf die Vernetzung gesetzt, was bedeutet, dass alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zur effektiven Fehlersuche genutzt werden. So lassen sich das Auslesen von Fehlercodes, die Durchführung von gezielten Messungen, das Abfragen von vergleichbaren Fehlerbildern und vieles mehr in der geführten Fehlersuche kombinieren. Eine immer stärkere Rolle bei der Diagnose spielt das Internet. Moderne Diagnosegeräte nehmen dem Anwender heute bereits eine Fülle zeitraubender, grundlegender Aufgaben ab. So genügt es bei manchen Systemen, den Diagnosestecker in die Diagnoseschnittstelle zu stecken, und schon wird automatisch die möglichst präzise Identifizierung des Fahrzeugs über die Fahrgestellnummer (VIN) gestartet. Auch das generelle Auslesen aller Steuergeräte oder das Auslesen servicerelevanter Daten geschieht zum Teil vollautomatisch.Doch so richtig ans Eingemachte geht es bei der Fehlersuche in einem elektronischen System. Die modernen Diagnosegeräte bieten dafür heute eine Vielzahl integrierter Funktionen an. So lassen sich Bauteillisten, Schaltpläne und Montageanleitungen per Mausklick auf dem Bildschirm anzeigen. Außerdem ist es möglich, die ausgelesenen Infos an einen zentralen Rechner zu übertragen, der in kürzester Zeit eine anhand der Wahrscheinlichkeitsberechnung erstellte Liste mit Lösungsvorschlägen zurücksendet.Angesichts der Vielfalt der Systeme ist es heute quasi ausgeschlossen, sich eine so gute Systemkenntnis anzueignen, dass man ohne diese modernen Hilfsmittel erfolgreich Fehler findet. Dazu kommt, dass sich viele Fehler der Logik entziehen, da sie zum Beispiel durch Software verursacht werden. Die Datenbanken der Diagnosegerätehersteller enthalten zigtausende Fehlerbeschreibungen und Lösungsanleitungen. Auch moderne Autos verfügen über typische Fehlerquellen. Es macht daher Sinn, bei einer Fehlfunktion in einer Datenbank gezielt nach bekannten Fehlern beim betreffenden Fahrzeugtyp zu suchen.Wie eine virtuelle GenossenschaftDie Datenbanken mit den bekannten Fehlern und den Daten für die Berechnung der wahrscheinlichsten Fehlerursache bei bestimmten Fehlercodes beruhen auf der Mitwirkung jedes Anwenders. Nur wenn der Anwender immer wieder Feedback gibt, können diese Systeme funktionieren. Da sich die Daten in einem Auto zum Beispiel durch ein Update oder eine technische Modifikation heute sehr viel schneller ändern können als bei früheren Fahrzeuggenerationen, ist es zunehmend wichtig, auf aktuelle Diagnosesoftware zu achten. Und bei den verwendeten technischen Daten bieten onlinebasierte Datenquellen die Gewähr, stets mit den aktuellsten Informationen zu arbeiten.Die klassischen Handheld-Diagnosegeräte haben angesichts der aufwändigen, vernetzten Diagnosesysteme ihre Berechtigung nicht verloren. Diagnosegeräte werden für viele routinemäßige Arbeiten am Auto benötigt, ob es nun darum geht, einen Fehler aus dem OBD-System zu löschen, das Signalbild eines Sensors auszulesen oder ein Inspektionsintervall zurückzustellen. Für diese Aufgaben genügen die klassischen Diagnosegeräte völlig. Die Hersteller von Diagnosegeräten bieten inzwischen eine Vielzahl an Geräten mit fein abgestufter Leistungsfähigkeit und Funktionsumfängen an. Für den professionellen Einsatz in der Werkstatt sind allerdings fast nur Diagnosegeräte geeignet, welche mehrmarkenfähig sind. Die Beschränkung auf die reine OBD-Funktionalitäten engt die Einsatzmöglichkeiten sehr ein. Einige Diagnosegeräte verfügen neben der Steuergerätediagnosefunktion auch über Messtechnik, was die Einsatzmöglichkeiten erheblich erweitert. Praktisch ist der Einsatz einer über Bluetooth angebundenen Diagnoseschnittstelle an die Bedieneinheit.

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