Die Autohersteller haben in den vergangenen zwölf Monaten bei Kfz-Ersatzteilen kräftig an der Preisschraube gedreht. Im Schnitt habe es seit August 2021 eine Erhöhung um knapp acht Prozent gegeben, sagte Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), am Mittwoch in Berlin und verwies auf Berechnungen des Verbands. Einige Ersatzteile wie Seitenwände, Motorhauben und Stoßfängerquerträger seien sogar noch teurer geworden.
Im Unterschied zur allgemeinen Inflation gab es aber bei Pkw-Teilen schon vor 2021 kräftige Preisaufschläge. Asmussen macht dafür ausschließlich die Autobauer verantwortlich. "Autofahrer und Werkstätten können viele Ersatzteile nur vom Hersteller des Autos kaufen, es gibt auf diesem Markt keinen freien und fairen Wettbewerb", betonte er.
Bei den Versicherern führen die höheren Ersatzteilpreise zu steigenden Reparaturkosten nach Unfällen. "Im vergangenen Jahr kostete ein Pkw-Sachschaden die Kfz-Haftpflichtversicherer im Durchschnitt 3.375 Euro, ebenfalls rund acht Prozent mehr als im Vorjahr", so Asmussen weiter. 2013 hatte dieser Wert noch bei 2.400 Euro gelegen.
Mit dem erneuten Anstieg setzt sich eine Entwicklung fort, die die Versicherungswirtschaft seit Beginn ihrer Studie im Jahr 2013 beobachtet: Die Kosten für Pkw-Ersatzteile steigen rasant und unabhängig von der allgemeinen Preisentwicklung. Während der Verbraucherpreis-Index seit Januar 2013 um 22 Prozent nach oben ging, lag der Zuwachs bei Ersatzteilpreisen bei mehr als 55 Prozent. Lut GDV kosten Kofferraumklappen mittlerweile fast 73 Prozent mehr, Rückleuchten sogar 79 Prozent.
Designschutz der Hersteller
Möglich wird der seit Jahren hohe Preisanstieg durch ein Quasi-Monopol der Hersteller. Der sogenannte Designschutz schützt aktuell nicht nur das Design eines Autos, sondern aller sichtbaren Karosserie-Ersatzteile wie Kotflügel, Motorhauben, Außenspiegel oder Türen. Eine bereits beschlossene Gesetzesänderung sieht zwar eine Änderung vor, schreibt die bestehenden Rechte der Autohersteller aber bis ins Jahr 2045 fest.
Für ihre Untersuchung recherchieren die GDV-Experten in der Schadenkalkulations-Datenbank von Audatex jährlich die Ersatzteilpreise für verschiedene Fahrzeugtypen. Die Auswahl der Modelle umfasst aktuell 34 Fabrikate mehrerer Hersteller. Für jedes Fahrzeug wurden die Preise von bis zu 20 – im zeitlichen Verlauf vergleichbaren – Ersatzteilen erhoben, die nach Unfällen häufig ausgetauscht werden müssen.
Mehr Details sind in den PDF-Downloads abrufbar!
- GDV - Preise für Auto-Ersatzteile 2020 und 2021 (46.9 KB, PDF)
- GDV - Preise für Auto-Ersatzteile 2013 und 2021 (47.8 KB, PDF)
Karl Tuwat