Ausgabe 04/2010: Full Service

Full ServicePrüfdienste E Die Akkreditierung als Technischer Dienst ermöglicht der GTÜ, neue Dienstleistungen anzubieten. Kritik an AU-Gebühren. Von Ralph M. MeunzelEin Rückblick auf 2009, neue Projekte und Dienstleistungen sowie ein Ausblick auf 2010 waren die Themen unseres Gesprächs mit Rainer de Biasi, Geschäftsführer der GTÜ.AH: Herr de Biasi, hat die GTÜ im Jahr 2009 ihre Ziele erreicht?R. de Biasi: Wir hatten uns zu Jahresbeginn auf ein schwieriges Umfeld eingestellt und wurden positiv überrascht. Die Abwrackprämie hat etwa 1 Mio. Fahrzeuge vorzeitig in die Schrottpresse geschickt. Wir sind deshalb sehr stolz, dass wir hinsichtlich der Fahrzeugprüfungen um 3,5 Prozent zulegen konnten. Unseren Marktanteil haben wir voraussichtlich auf fast 14 Prozent gesteigert.Erwartung 2010AH: Was erwarten Sie für 2010?R. de Biasi: Aufgrund des Rückgangs der Neuzulassungen und der damit verbundenen geringeren Besitzumschreibungen werden wir wiederum ein schwieriges Jahr vor uns haben. Die Service- und Kundenorientierung unserer Partner wird sich allerdings auch in diesem Jahr bewähren, um damit den allgemein erwarteten Rückgang zu kompensieren. Wir wollen unseren Marktanteil deshalb leicht steigern.VerkehrssicherheitAH: Hat sich die Verschrottungsaktion auf die Verkehrssicherheit ausgewirkt?R. de Biasi: Das ist sicher so. Die Fahrzeuge, die aus dem Markt genommen wurden, verfügten weder über ABS, ESP oder mehrere Airbags. Rechnerisch sind gleichzeitig über 3,5 Millionen erhebliche Mängel verschrottet worden. Allerdings sind noch 40 Millionen erhebliche Mängel auf der Straße. Arbeit für die Betriebe ist also weiterhin vorhanden.Technischer DienstAH: Wie hat es die GTÜ geschafft, sich als dritte Kraft im Prüfgeschäft zu etablieren?R. de Biasi: Das lässt sich in erster Linie auf die Service- und Kundenorientierung unserer Partner zurückführen. Unsere Kunden erwarten eine umfassende Dienstleistung. Wir unterstützen unsere Partner dabei. Im vergangenen Jahr haben wir die Akkreditierung als Technischer Dienst beim Kraftfahrt-Bundesamt durchlaufen und werden nun in Kürze den Geschäftsbetrieb aufnehmen. Damit können wir weitere Dienstleistungen anbieten.AH: Welcher Art? R. de Biasi: Im ersten Schritt können wir gemäß Fahrzeuggenehmigungs-Verordnung Gutachten zur Erteilung von Einzelgenehmigungen und (Kleinserien-)Typgenehmigungen für Neufahrzeuge erstellen. Da es aber keinem Kunden vermittelbar ist, warum ein Technischer Dienst bei nachgewiesener Kompetenz nicht auch veränderte Gebrauchtfahrzeuge begutachten darf, ist die weitere Zielrichtung klar: Mittelfristig wollen wir auch z. B. Räder- und Reifenkombinationen gemäß § 21 StVZO begutachten können. Daran arbeiten wir. Ein Thema, das sicher länger dauern könnte, ist das Thema Fahrerlaubniswesen. Hier geht es um die Diskussion, ob nicht Psychologen oder Pädagogen anstelle der Prüfingenieure die geeigneteren Prüfer sind. AU-Gebühren zu niedrigAH: Die AU ist nun Teil der HU. Sind Sie mit der Lösung zufrieden?R. de Biasi: Mit der Lösung ja, mit der Gebührenordnung kann man nicht zufrieden sein. Die Entwicklung ist dramatisch. Zuerst wurde das Entgelt für die AU bei OBD-Fahrzeugen deutlich gesenkt. In der Kombination mit der HU soll nun eine weitere Reduzierung erfolgen. Für die Werkstatt gibt es damit keine Möglichkeit mehr, mit dieser Dienstleistung noch Ertrag zu generieren. Schließlich muss laufend in neue Geräte und Personal-Schulung investiert werden. Wir setzen uns deshalb für eine Überarbeitung der Gebührenordnung ein. Die doppelte Rabattierung der Untersuchung der Abgase bei der HU als Standard muss abgeschafft werden.WerkstatttestsAH: Sie bieten im Portfolio auch Werkstatttests. Ist dies weiterhin das adäquate Mittel, um die Serviceleistung der Werkstätten zu verbessern?R. de Biasi: Wenn wir Tests anbieten, dann arbeiten wir sehr intensiv mit dem jeweiligen Hersteller zusammen, um sinnvolle Werkstatttests zu definieren. Dabei geht es beispielsweise um das konkrete Einhalten der Inspektionspläne. Wir wollen hier weiter wachsen und uns auch für andere Aufgaben empfehlen.AH: Testen wir uns nicht langsam zu Tode?R. de Biasi: Es kommt eben darauf an, wie man es macht. Wir arbeiten seit Jahren mit Mercedes-Benz zusammen und die Marke steht bekanntlich hier auf dem ersten Platz.AH: Herr de Biasi, herzlichen Dank für das Gespräch!

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