Ebay-Werkstattportal: Branchenriese bringt sich in Stellung

Herausforderungen für die Servicebranche gibt es viele. Eine davon stellen Werkstattportale dar, also eine mögliche Antwort auf die Frage, wie Kundenakquise im 21. Jahrhundert auch gelingen kann. Preisdumping oder nicht? Transparenz gerne, aber wie viel? Mitmachen oder nicht? Fragen wie diesen sehen sich Autohäuser gegenüber. Leser unserer AUTOHAUS-Serie lernten bereits die Angebote von Autoscout24, Autoreparaturen.de, Drivelog, Fairgarage, Werkstars sowie Autobutler kennen. Auch die Verantwortlichen von Pitstop und A.T.U führten die Möglichkeit zur Online-Buchung ein und steigerten dadurch ihr digitales Marketingpotenzial. Die Entwicklung ist verführerisch für die Endverbraucher: Wie aus der Reisebranche bekannt, versprechen Portalbetreiber Autohaltern einen einfachen Überblick und gestatten komfortable Auftrags- und Terminvergabe. Um zu bestehen, überbieten sich die Unternehmen mit Features und Services, damit bei Nutzern und teilnehmenden Werkstätten die kritische Masse erreicht wird. Drivelog etwa warb auf der Automechanika mit einem Anfang 2015 erhältlichen Telematik-Modul, das den Informationsfluss zwischen Fahrzeug, Halter und Werkstatt vereinfachen soll. Das DAT-Angebot Fairgarage betont den ersten Teil des Markennamens und gibt sich als Werkstatt-Anwalt. Zudem offeriert man ein Webkit, das bei Einbindung auf der Homepage die Onlinebuchung vereinfacht. Vergangenen Monat richteten sich die Blicke der Branche nach Berlin, als Ebay Deutschland mit der Meldung überraschte, bei der Werkstattsuche mitzumischen: Ebay Motors umfasste bisher Handelskategorien rund um den Verkauf von Fahrzeugen (u. a. mobile.de), Ersatzteilen und Zubehör. Nun setzt der Online-Marktplatz außerdem auf die Vermittlung von Serviceleistungen und arbeitet dabei mit Autobutler zusammen. Interessanterweise ging dabei die Initiative offenbar von der Handelsplattform aus: "Als Ebay auf uns zukam und seine Idee präsentierte, waren wir sofort mit im Boot. Ein Online-Marktplatz, auf dem täglich viele Autoteile ihre Besitzer wechseln, ist eine ideale Plattform, um ein Werkstattportal zu integrieren", erläuterte Almir Hajdarpasic, Autobutler-Geschäftsleiter Deutschland. Dabei sei das Ebay Motors Werkstattportal eigenständig und erhalte lediglich die Werkstattdaten zugespielt, präzisierte er. Die Suche erfolgt also bei Ebay, Vermittlungsgrundlage bildet die Autobutler-Lösung. Alternativer Ansatz Werkstattsuchende stellen eine Anfrage auf www.ebay.de/Werkstatt und erhalten kostenfrei individuelle Angebote für Wartungen und Reparaturen. Der spezifische Servicebedarf muss selbst beschrieben werden. Die Anfrage wird anschließend von Autobutler auf Vollständigkeit geprüft und an registrierte Werkstätten weitergeleitet. Nutzer erhalten daraufhin bis zu drei Angebote von Werkstätten in ihrer Nähe. "Bei uns kann jeder Autobesitzer mit jedem Problem seine Anfrage stellen", beschreibt Hajdarpasic gegenüber AUTO-HAUS die Vermittlung. Diese Klarstellung ist notwendig, denn die Autobutler-Herangehensweise ist unorthodox: Viele Servicebörsen setzen stattdessen auf einzelne Festpreisangebote, z.B. Inspektion, Klimaservice oder Zahnriemenwechsel - und können das gut begründen. "Unsere Spezialisten nehmen persönlich Kontakt auf und versuchen, gemeinsam mit dem Autobesitzer, sein individuelles Problem so zu formulieren, dass eine Werkstatt ein konkretes Angebot unterbreiten kann. Wir sind eine Plattform, auf der Qualität im Vordergrund steht. Das belegen unsere Fahrzeuginhaber, indem sie sich zu 70 Prozent nicht für das günstigste Angebot entscheiden. Wir möchten, dass die Werkstätten am Ende eines jedes Jobs einen Neukunden gewonnen haben." Der Nutzer wählt mit einem Klick das präferierte Angebot aus und vereinbart einen Termin mit der Werkstatt. Die Zahlung erfolgt nach erledigtem Auftrag vor Ort. Anschließend wird die Leistung bewertet. Ziel: 5.000 registrierte Betriebe In den letzten Monaten vermeldete Autobutler regelmäßig Kooperationen, um die Zahl der registrierten Werkstätten - und damit die Attraktivität des Portals - zu steigern. So sind beispielsweise Euromaster-Betriebe und Partner-Werkstätten des Handelshauses Hans Hess Autoteile bei Autobutler bzw. Ebay gelistet. Das Portal nimmt aber nicht jede Werkstatt, vielmehr müssten Betriebe einen umfangreichen Anforderungskatalog erfüllen und würden durch die Dekra geprüft, hieß es. Nichtsdestotrotz ist Quantität ein Thema: "Wir haben 1.336 registrierte Werkstätten, und wenn alle Gespräche, die wir derzeit führen, fruchten, haben wir zum Jahresende unser Ziel von 5.000 Werkstätten erreicht. Wir sind momentan also genau im Plan", so Hajdarpasic. Der betonten Unabhängigkeit beider Portale zum Trotz, erhofft sich Autobutler durch die Kooperation mit Ebay eine signifikante Steigerung der Vermittlungen - Ebay wirbt schließlich mit 16 Millionen aktiven Nutzern: Ziel sei es, die Zahlen von Dänemark möglichst schnell auch in Deutschland zu erzielen. Dort würden pro Monat rund 2.000 Aufträge durchgeführt, und die registrierten Werkstätten führen durchschnittlich sechs bis sieben Aufträge pro Monat aus. Die Situation abseits des Ursprungsmarktes ist eine andere. "Bei monatlich ca. 100 durchgeführten Aufträgen und einem Durchschnitt von täglich rund 70 aktiven Werkstätten, ohne dabei die Ketten zu zählen, vergeben wir momentan ungefähr einen Auftrag pro Monat pro aktiver Werkstatt", so Hajdarpasic. Seit Beginn im zweiten Quartal 2014 seien über das Portal etwa 290 Aufträge ausgeführt worden - bei einem durchschnittlichen Wert von etwa 450 Euro. Ebay möchte durch die Kooperation das eigene Automotive-Angebot komplettieren: Den Angaben zufolge ist Ebay Motors bereits ein beliebter Teile-Handelsplatz. "Auf dem deutschen Ebay-Marktplatz werde alle drei Sekunden ein Ersatz- oder Reparaturteil für Autos verkauft", so Reinhard Schmidt, Director Automotive bei Ebay. Die Frage, ob die Berliner einen Teil der Autobutler-Einnahmen, bestehend aus Vermittlungsprovisionen und Monatsgebühr, beanspruchen, ließ Schmidt offen. Kurzfassung Ebay nutzt die Autobutler-Vermittlungslösung für Werkstattaufträge. Autobutler will von der enormen Reichweite des Partners profitieren. Für andere Anbieter bedeutet diese Liaison einen ernstzunehmenden Wettbewerber. Schließlich gilt das Google-Prinzip: Es kann nur einen geben ... maximal zwei, wie der Gebrauchtwagenmarkt lehrt.

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