Von Valeska Gehrke
Datenbrille und Mauszeiger statt Schraubenzieher und Hebebühne? "Das Thema Digitalisierung wird auch bei den Werkstätten nicht Halt machen", sagt Harald Hahn, Vizepräsident ASA-Verband. Damit gibt er die Richtung vor, die die Branche einschlagen wird. Denn Fahrzeuge kommunizieren künftig nicht nur miteinander, sondern auch mit Kfz-Betrieben und Autohäusern, genauso wie mit eingesetzten Servicegeräten. Per Fern-Diagnose wird beispielsweise eine notwendige Reparatur diagnostiziert. Das teilautomatisierte Fahrzeug navigiert den Fahrer anschließend in die Werkstatt, wo der Kfz-Mechatroniker mit aufgesetzter Augmented Reality Brille das defekte Verschleißteil ausbaut, während der 3D-Drucker bereits für das notwendige Ersatzteil sorgt.
Neben der Vernetzung der Fahrzeuge geht es auch um "die Vernetzung und Digitalisierung in der Werkstatt selbst. Dies bedeutet, dass die Geräte sowie Software-Module miteinander sprechen und Daten austauschen", weiß Harald Hahn, Vizepräsident vom ASA-Verband. Denn um die im Fahrzeug verbaute Elektronik mit unzähligen Sensoren und Steuergeräten reparieren und warten zu können, muss die Werkstattausrüstung mit der Technik der Automobile mithalten. Vernetzte Geräte sowie digitalisierte Prozesse bieten Werkstätten zudem die Möglichkeit ihr Geschäft zu professionalisieren und ganzheitliche Serviceprozesse zu etablieren.
Die Zukunft hat bereits begonnen
Vernetzte Lösungen wie Augmented-Reality-Brillen unterstützen den Mechaniker in Zukunft bei der Arbeit. Dabei werden Daten wie Echtzeit-Messwerte, Schaltpläne oder benötigtes Werkzeug überlagernd in das reale Bild eingeblendet und erweitern so die Wirklichkeit um nützliche Zusatzinformationen. Bei Bedarf kann ein Techniker über das Headset zugeschaltet werden, der dem Mechaniker weitere Hilfestellungen gibt. Mittels OBD-Stecker und Smartphone-App oder einer im Fahrzeug verbauten SIM-Karte werden Daten an Servicebetriebe übermittelt, um beispielsweise notwendige Reparatur- und Wartungsarbeiten präventiv zu erkennen und bei Bedarf direkt den nächsten Werkstatttermin zu vereinbaren. Auch die Aktualisierung von Software Over-the-Air (OTA), also per Online-Verbindung, ist inzwischen möglich.
Digitalisierte Prozesse – ob papierlose Dialogannahme oder digitale Werkstattdisposition – können im Service die Arbeit erleichtern. Voraussetzung: Sie sind als durchgängige Prozesse in lokale IT-Systeme integriert und weisen die notwendigen Schnittstellen auf. Dann bringen sie Vorteile wie Transparenz, Zeitersparnis, einheitliche Daten- und Informationserfassung sowie erhöhte Kundenbindung.
Die Technik der Fahrzeuge und die der Werkstattausrüstung wird also immer komplexer. Kfz-Mechatroniker müssen damit Schritt halten. "Nur mit der richtigen Art und Weise der Aus- und Weiterbildung können wir auch in Zukunft alle Kraftfahrzeuge ordnungsgemäß und im Sinne unserer Kunden instand setzen", sagt Neofitos Arathymos, Geschäftsführer vom ZDK. Augmented Reality-Anwendungen oder moderne Diagnosegeräte werden die Arbeit zwar zunehmend unterstützen, aber für die Werkstatt der Zukunft sind qualifizierte Mitarbeiter weiter essentiell, die Fehlermeldungen und Diagnose-Daten entsprechend bewerten und in den richtigen Kontext einbetten können.
Sonderschau gibt Antworten
Auf welche neuen Technologien müssen sich die Automobil-Branche und damit auch die Mitarbeiter in der Werkstatt künftig einstellen? Antworten auf diese Fragen will die Sonderschau "Mobilität und Service der Zukunft" auf der Automechanika 2016 geben. In der Festhalle (2.0) der Messe Frankfurt zeigen Unternehmen vom 13. bis 17. September 2016 ihre Ideen für die Zukunft der Kfz-Branche. In den vier Kapiteln "Alternative Antriebe", "Werkstatt von Morgen", "Werkstoffe der Zukunft" sowie "Vernetzte Mobilität" ist damit heute schon zu sehen, was morgen in den Werkstätten ankommen wird.
Als Medienpartner präsentiert AUTOHAUS die Sonderausstellung sowie das Vortragsprogramm in der Frankfurter Festhalle mit den wichtigsten Thesen, Themen und Ausstellern. Mehr dazu unter: http://www.autohaus.de/Webspecial