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Ärger im Kfz-Gewerbe: ZDK sieht wegen Grün rot

13.10.2024 21:49 Uhr | Lesezeit: 5 min
Ärger im Kfz-Gewerbe: ZDK sieht wegen Grün rot
Bundesinnungsmeister und ZVK-Chef Detlef Peter Grün treibt die Trennung der gemeinsamen Geschäftsstelle mit dem ZDK voran.
© Foto: ProMotor

Der Zentralverband des Kraftfahrzeughandwerks will geschäftlich wieder eigene Wege gehen. Bis zum Jahresende soll die gemeinsame Geschäftsstelle mit dem Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe Geschichte sein. Dort sorgen die Bestrebungen für Unverständnis.

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Die angekündigte Trennung der Geschäftsstelle des Zentralverbands des Kraftfahrzeughandwerks (ZVK) vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) sieht eher nach einer bewussten Inszenierung aus als nach der Lösung zur Sicherung der Akkreditierung der Überprüfung (AKÜ) von AU, SP und GAP. Das Kfz-Gewerbe hätte aktuell andere Aufgaben als sich in internen Scharmützeln zu zerlegen. Die Branche befindet sich im Rückwärtsgang, die E-Mobilität braucht zur Ankurbelung eine staatliche Förderung, die Berufsausbildung muss im Hinblick auf den Fachmangel forciert werden, man muss den OEM auf Augenhöhe entgegentreten können, der ZDK hat Nachwuchsprobleme und zu viele Ältestenräte usw. Die Agenda der eigentlichen Herausforderungen ist lang. Die PS-Branche braucht eine starke Stimme in Berlin – nicht in Bonn – und keine Provinzfürstentümer in den jeweiligen Bundesländern. Mit dem Lächeln eines Ministerpräsidenten kann man in Berlin leider kein Gesetz beeinflussen. Dass das Kfz-Gewerbe einheitlich möglichst stark und geachtet auftritt, ist im Interesse jedes Mitgliedsbetriebs sein. Dafür bezahlt er schließlich Mitgliedsbeiträge.

Der Spaltpilz ist jetzt allerdings gesät, und das kostet wertvolle Ressourcen: Die von Bundesinnungsmeister und ZVK-Präsidenten Detlef Peter Grün am 10. Oktober 2024 verkündigte und im ZDK-Organ "kfz-betrieb" veröffentlichte beabsichtigte Trennung der gemeinsamen Geschäftsstelle von ZVK und ZDK, die von Dr. Kurt-Christian Scheel und Stellvertreter Matthias Kenter geleitet wird, werten zahlreiche Vorstandsmitglieder des ZDK als Affront gegen einen starken Verband.

Historischer Zusammenschluss

Der 1978 geschmiedete Zusammenschluss der beiden Verbände kann durchaus als historisch bezeichnet werden. ZDK-Vizepräsident Grün will laut "kfz-betrieb" zwar keinen Ausstieg. Was am Ende rauskommt, darüber lässt sich allerdings nur spekulieren. Eine Verbandsstruktur zu ändern, ist in Deutschland bekanntlich wie Flüsse umzuleiten. Das beschäftigt eigentlich Legionen und ist teuer.

Bis zum Ende des Jahres, so der Bundesinnungsmeister, soll der Prozess bereits abgeschlossen sein. Die Separierung begründet Grün mit dem Ernst der Lage bei der Akkreditierung, die den Betrieben die Durchführung von Abgasuntersuchung (AU), Sicherheitsprüfung (SP) und Gasanlagenprüfung (GAP) ermöglicht. Es hätte die Gefahr bestanden, dass man die Akkreditierung verliere und damit die angeschlossenen Betriebe ihre Erlaubnis die Prüfung durchzuführen. Das wäre zweifellos ein finanzieller Supergau gewesen und damit eine Katastrophe für Innungen und Betriebe. Da wurden zweifellos in den Gremien beider Verbände Fehler gemacht, sonst wäre es nicht so weit gekommen. Bereits im September wurden die Mitglieder über den möglichen Verlust der Akkreditierung durch die Deutsche Akkreditierungsstelle (DAkkS) informiert.

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Die Liste der Beanstandungen ist definitiv lang. Das hat für verständliche Missstimmung gegen "die in Berlin" gesorgt. Ob dies im Nachhinein so beabsichtigt war, lässt sich nur spekulieren. Laut ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn gibt es allerdings einen Passus in einem Sitzungsprotokoll des Präsidiums, der belegen soll, dass Grün als verantwortlicher Präsident für die Akkreditierung die Mitglieder in Sicherheit über den Erhalt derselben gewiegt hat – alles im grünen Bereich quasi! Dann hieß es, dass die DAkkS wiederholt Abweichungen bemängelt hätte.

Vorgehen nicht abgesprochen: "Total enttäuscht"

Fakt ist auch, dass man beim ZDK inzwischen nicht untätig geblieben ist. "Der Gutachter hat uns bestätigt, dass wir die Kuh vom Eis bekommen und damit eine große Chance besteht, dass die Akkreditierung bleibt", sagt Helmut Peter, Chef der Autohaus Peter Gruppe, Nordhausen, und Präsident des Kfz-Verbands Thüringen. Und weiter: "Wir haben im Vorstand verschiedene Szenarien auch mit Herrn Grün besprochen, um diese essenzielle Akkreditierung verlängert zu bekommen. Von einer Trennung war dabei nicht die Rede. Ich bin total enttäuscht, über dieses nicht abgesprochene Vorgehen. Da wurde auch hinter unserem Rücken mit der DAkkS verhandelt. Das schädigt das Kfz-Gewerbe in Berlin und macht uns zu einer Lachnummer."

Andere Mitglieder sprechen von einem sehr merkwürdigen Verhalten des Bundesinnungsmeisters und fordern Konsequenzen. Die Abstimmung ging jedenfalls zu Gunsten des ZVK-Präsidenten aus. Laut "kfz-betrieb" haben neun von 14 Landesverbände, dem Entschluss zugestimmt. Zitat Grün: "Wir haben den minimal invasivsten Weg gewählt, damit wir unser akkreditiertes System auf Dauer auf sichere Füße stellen können."

"Der ZVK-Vorsitzende ist sich anscheinend nicht bewusst, wohin diese erzwungene Abstimmung führt und mit welchen Kosten dies verbunden ist. Wir werden uns jedenfalls mit allen Mitteln gegen dieses verbandsschädigende Vorhaben wehren", sagt dagegen Peckruhn, der auch Chef der Fabrikatsvereinigungen ist. Der Ehrenpräsident des Bayerischen Kfz-Gewerbes, Klaus Dieter Breitschwert, kommentiert das Vorgehen so: "Wir schwächen uns mit diesem Schauspiel nur noch weiter und können damit in Berlin nicht als starker Verband auftreten. Das ist anscheinend so gewollt."


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KOMMENTARE


Andreas Tröger

14.10.2024 - 15:33 Uhr

Sehr geehrter Herr Meunzel, ich würde Sie schon bitten, in ihren Recherchen zu dem Artikel "ZDK sieht wegen Grün rot", auch die beteiligten LiV's zu hören. Denn wie so oft, liegt die Wahrheit im Detail..... Danke


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