Mit der Geschäftsentwicklung des Vorjahres "insgesamt sehr zufrieden" zeigte sich Dr. Frank Walthes, Vorsitzender des Vorstands, anlässlich des Jahrespressegesprächs. Im gesamten Versicherungsgeschäft lagen die Beitragseinnahmen mit 7,82 (7,62) Mrd. Euro 2,7 Prozent über denen des Vorjahres und auch über dem Marktdurchschnitt. Walthes dazu: "Wir haben damit deutlich Marktanteile gewonnen."
Das Konzernergebnis vor Steuern konnte auf 360,0 (347,5) Mio. Euro erhöht werden, nach Steuern lag es bei 192,4 (201,4) Mio. Euro. Der Kapitalanlagebestand wuchs um 3,7 Prozent auf 48,5 Mrd. Euro und hat sich seit Konzerngründung 1995 mehr als vervierfacht. "Das Wachstum unseres Kapitalanlagebestandes ist auch ein Zeichen für eine stetig steigende Deckungsrückstellung und damit für ein kontinuierlich wachsendes Unternehmen", so das Fazit von Walthes. Das Nettoergebnis aus Kapitalanlagen lag bei 1,58 Mrd. Euro, die Nettoverzinsung bei 3,3 Prozent.
Zuwachs in der Schaden- und Unfallsparte
Mit einem Plus von 6,4 Prozent auf 2,49 (2,34) Mrd. Euro Beitragseinnahmen konnte das Marktwachstum, das bei nur 2,9 Prozent lag, deutlich übertroffen und der Marktanteil weiter ausgebaut werden. Dieser Zuwachs gilt gleichermaßen für die Anzahl der Verträge. Hier konnten die Kompositversicherer des Konzerns VKB einen Zuwachs von 3,0 Prozent auf 11,7 Mio. verzeichnen.
VKB-Onlineversicherer BavariaDirekt hat 200.000 Fahrzeuge im Bestand
Das Wachstum komme insbesondere aus der privaten Wohngebäude- und Haftpflicht- sowie aus der Reiseversicherung. Im gewerblichen Bereich überzeugten die Sachversicherungen und ebenfalls die Haftpflichtversicherung. BavariaDirekt, der Direktversicherer des Konzerns VKB, führt zum Jahreswechsel etwa 315.000 Risiken im Bestand. Mit rund 200.000 Fahrzeugen entfällt der größte Teil auf das Kfz-Geschäft.
Angesichts einiger Großschäden, wie beispielsweise dem Brand des Straubinger Rathauses und dem Hochwasser in Niederbayern, nahm das Schadenvolumen gegenüber dem Vorjahr zu. Vor dem Hintergrund der Flutkatastrophe in Niederbayern betonte Walthes die herausragende Bedeutung der privaten Absicherung von Gebäuden und des Hausrats gegen Elementarereignisse. Dies umso mehr nach der Entscheidung der Bayerischen Staatsregierung, ab dem 1. Juli 2019 keine staatlichen Soforthilfen mehr zur Verfügung zu stellen, wenn Immobilien gegen diese Risiken versicherbarbar gewesen wären.
Der Brutto-Schadenaufwand der Versicherungskammer lag bei rund 1,67 Mrd. Euro. Die Betriebskostenquote (brutto) im selbstabgeschlossenen Geschäft beträgt 23,9 Prozent und die Schaden-Kostenquote (brutto) 93,1 Prozent.
Weitere Sparten
Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen ging Walthes auch auf die Kranken- und Pflegeversicherung sowie die Lebensversicherung ein und betonte: "Mit unserem erfreulichen Wachstum haben wir die führende Marktposition in der Krankenzusatzversicherung und Pflegevorsorge weiter ausgebaut." Der Forderung nach einer Einheitsversicherung erteilte der Vorstandsvorsitzende eine Absage und forderte vielmehr das Gesundheitssystem auf den demografischen Wandel durch den Ausbau von kapitalgedeckten Komponenten vorzubereiten. Bei der Lebensversicherung indes stellte er ein "unvermindert hohes Interesse an privater Altersvorsorge" fest. Noch für dieses Jahr kündigte der Konzern VKB eine neue kapitalmarktnahe Lebensversicherung, insbesondere für Anleger von Einmalbeiträgen mit kurzfristigem Anlagehorizont, sowie eine Pflegerente an.
Auch in puncto Solvency II-Quoten seien der Konzern VKB und alle seine Unternehmen gut kapitalisiert: "Unsere nachhaltige Geschäftspolitik gewährleistet, dass wir alle Risikoanforderungen gut erfüllen werden."
"Transformation und Digitalisierung für den Kunden"
Auch in Zukunft werde es den Versicherungsbedarf der Kunden geben – "und dem werden wir gerecht", so Dr. Stephan Spieleder, im Vorstand verantwortlich für IT und Betriebsorganisation. Damit brachte er auf den Punkt, dass sich der Konzern VKB dank der technischen Möglichkeiten "immer konsequenter auf die Bedürfnisse seiner Kunden und das sich wandelnde Marktumfeld einstellt". Spieleder gab sich überzeugt, dass die Kunden künftig vermehrt von Serviceleistungen und einer noch besseren Betreuung profitieren werden.
Beispielhaft erwähnte er unter anderem eine neu implementierte Big Data-Plattform, die höchste Flexibilität bei der Echtzeit-Auswertung unstrukturierter Datenmengen ermöglicht. Im Zusammenspiel mit modernen Front-end-Lösungen, wie der Software Watson, arbeitet er mit Mustererkennung und der weiteren Entwicklung künstlicher Intelligenz: "Unser Ziel ist es, dem Kunden während des Kontakts eine maßgeschneiderte Lösung anzubieten. In Deutschland sind wir einer der ersten Versicherer, der diese Technologie derzeit so einsetzt."
Integration von Online-Banking der Sparkassen
Zunehmend integriere der Konzern VKB InsurTech-Wissen in sein Tagesgeschäft. "Bei Analysen kooperieren wir z.B. mit dem WERK 1-Start-Up Minnosphere, das sich insbesondere mit neuen Methoden der Risikoanalyse befasst", so Spieleder. Bereits zur Jahresmitte binde die Versicherungskammer ihr Kundenportal über ein Single Sign-on in das Online Banking der Sparkassen ein: "Wir sind damit Vorreiter bei der Integration in die Internetfiliale 6.0 der Sparkassen und bieten den ganzheitlichen Ansatz mit Finanzdienstleistungslösungen aus einer Hand."
Apps für die Kfz-Versicherung und auch andere Bereiche
Der Konzern biete zudem zahlreiche Apps. In der Kfz-Versicherung Foto-Apps zur Angebotserstellung oder Schadenmeldung, inklusive Regulierungsfreigabe innerhalb weniger Stunden sowie eine bAV-App, mit der Arbeitnehmer den Nutzen einer betrieblichen Altersvorsorge für sich errechnen können. Die RundumGesund-App in der Krankenversicherung, die bereits jetzt bei zehn Prozent aller Leistungsanträge zum Einsatz kommt, sei Teil des digitalen Leistungsprozesses mit vollautomatisierter Prüfung und Auszahlung. Schrittweise entwickeln die Krankenversicherer des Konzerns VKB derzeit einen persönlichen digitalen Gesundheitsordner, in dem Kunden ihre Gesundheitsdaten geschützt ablegen können. Dieser enthält auch die vom E-Health-Gesetz geforderten Daten, wie beispielsweise Notfalldaten oder Impfausweis. (efk)