Besonders häufig sind Autobahn-Unfälle im Längsverkehr, insbesondere der Zusammenstoß mit einem Fahrzeug, das vorausfährt oder wartet. Etwa 40 Prozent der Unfälle mit Getöteten ereignen sich bei Dunkelheit.
Auf den etwa 13.000 km Bundesautobahnen (2 % des gesamten deutschen Straßennetzes) wird knapp ein Drittel der Gesamtfahrleistung der in Deutschland zugelassenen Kraftfahrzeuge abgewickelt.
Mit Bezug auf die Fahrleistung gelten Bundesautobahnen zwar als sicherste Straßen Deutschlands im Vergleich zu Landstraßen und Innerortsstraßen. Jedoch weisen sie mit insgesamt 2.500 Verletzten je 1.000 Kilometer und 32 Getöteten je 1.000 Kilometer die größte Dichte an Verunglückten auf Außerortsstraßen auf. Besonders kennzeichnend für die Struktur des Unfallgeschehens auf Bundesautobahnen sind die Unfälle im Längsverkehr und Fahrunfälle.
Deshalb hat die Unfallforschung der Versicherer (UDV) ein Forschungsvorhaben initiiert und in Kooperation mit SHP Ingenieure durchgeführt. Ziel dieses Forschungsvorhabens war, die infrastrukturellen, betrieblichen und verkehrlichen Einflussgrößen auf die Verkehrssicherheit auf Bundesautobahnen zu identifizieren und zu quantifizieren.
Die wesentlichen Ergebnisse des Forschungsvorhabens lassen sich laut UDV wie folgt zusammenfassen:
Unfallanalyse
1. Unfälle im Längsverkehr (61 %) und Fahrunfälle (26 %) dominieren das Unfallgeschehen auf Autobahnen. Männer verursachen etwa 70 % der Unfälle dieser beiden Unfalltypen. Die schwersten Unfälle verursachen die Güterkraftfahrzeuge, insbesondere bei Kollisionen im Längsverkehr.
2. Zu den häufigsten Unfallarten gehören der Zusammenstoß mit einem Fahrzeug, das vorausfährt oder wartet (45 %), der Zusammenstoß mit einem Fahrzeug, das seitlich in gleicher Richtung fährt (14 %), das Abkommen von der Fahrbahn nach rechts (17 %) und nach links (13 %).
3. Nicht angepasste Geschwindigkeit (35 %), Ungenügender Sicherheitsabstand (34 %) und Fehler beim Überholen (etwa 9 %) stellen die häufigsten Unfallursachen (Mehr-fachnennungen möglich) dar.
4. Etwa 40 % der Unfälle mit Getöteten auf Autobahnen ereignen sich bei Dunkelheit. Für die übrigen Straßen (also Landstraßen und Innortstraßen zusammen) sind es nur etwa 28 %.
5. Der Straßenzustand (trocken, nass/feucht oder Winterglätte) scheint keinen Einfluss auf den Grad der Verletzung zu haben.
Gestaltung der Infrastruktur
1. Abschnitte mit mittleren Kurvigkeiten (zwischen 10 gon/km und 30 gon/km) sind tendenziell sicherer als Abschnitte mit sehr geringen oder zu hohen Kurvigkeiten.
2. Bei Kurvenradien zwischen 3.000 m und 6.000 m im Zuge von zweistreifigen Richtungsfahrbahnen sind die Unfallkostenraten und die Wahrscheinlichkeit einer Unfallhäufung am geringsten.
3. In Rampen haben mittlere Radien (80 m bis 125 m) tendenziell eine niedrige Unfallkostendichte.
4. Einfahrtypen E1 und E4 nach den Richtlinien für die Anlage von Autobahnen (RAA) sind hinsichtlich Unfallkostendichte besonders günstig.
5. Ausfahrten mit Fahrstreifensubtraktion nach RAA sind deutlich ungünstiger als die übrigen Typen.
Zu den folgenden Parametern konnte kein statistisch belastbarer Einfluss auf die Verkehrssicherheit festgestellt werden: Welligkeit, Hügeligkeit, Längsneigung, Verkehrsstärke, zulässige Höchstgeschwindigkeit. Dies gilt auch für untersuchte Kombinationen wie z. B. Geschwindigkeitsbeschränkung mit dem durchschnittlichen täglichen Verkehr (DTV) oder mit Kurvenradius. (fi)