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Potential-Analyse: I vor E Reparatur reduziert CO2-Emissionen auf rund die Hälfte

19.03.2023 04:58 Uhr | Lesezeit: 7 min
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Innovation Group Vorstand Matthew Whittall treibt die "grüne Reparatur" voran. Die Reparaturbeispiele zeigen die unter Werkstatt-Realbedingungen erreichte CO2-Einsparung im Vergleich von Austausch und Reparatur von Bauteilen. Die mit Abstand größten CO2- (und auch Kosten-) Reduzierungen bringt dabei die Instandsetzung eines Seitenteils.
© Foto: Presse + PR Pfauntsch / Grafik Innovation Group 2023

Schadenmanager Innovation Group hat mit dem Fraunhofer Institut in Kooperation mit Axalta und Identica-Bultink die Potenziale einer nachhaltigen Reparatur analysiert. Das Ergebnis: Wird dem Instandsetzen von Bauteilen der Vorzug vor dem Teiletausch gegeben, sinken die CO2-Emissionen auf rund die Hälfte.

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Dass die Reparatur von Unfallschäden die klimafreundliche Alternative zum Ersetzen von Bauteilen ist bestätigt eine aktuelle Studie der Innovation Group mit dem Fraunhofer Institut, in der die CO2-Emissionen unterschiedlicher Bauteile beim Reparieren und Ersetzen gegenübergestellt und quantitativ analysiert wurden. Unterstützt wurde die Studie durch den Lackhersteller Axalta und den Karosseriebetrieb Identica-Bultink, in dessen Werkstatt in Hagen die Analysen durchgeführt wurden.

In allen untersuchten Varianten liegt der CO2-Einfluss der Reparatur deutlich unter den Emissionen, die bei einem Austausch entstehen. Reparaturen verursachen zwischen 40 und 60 Prozent weniger CO2-Emissionen als der Austausch von Teilen (siehe Grafik).

Auf dem Weg zum "grünen Reparaturbetrieb"

Wie die Studie darüber hinaus belegt, liegt ein weiterer, wesentlicher Hebel, um CO2 einzusparen, in der Werkstatt selbst: Mit einem guten Energiekonzept lässt sich nicht nur die CO2-Bilanz der Reparatur positiv beeinflussen, sondern nachweislich Kosten und Zeit sparen. So zeigt die Studie, dass Recycling oder moderne Energiekonzepte weitere Einsparpotenziale bieten. Hier setzt die Innovation Group an. Derzeit analysiert der Schadenmanager Kriterien für einen "grünen Reparaturbetrieb". Nachhaltig wirtschaftende Werkstätten im Partnernetzwerk sollen künftig mit einem entsprechenden Siegel ausgezeichnet und gefördert werden.

"Hebel liegen in den Werkstätten"

"Wir wissen, dass wir in der Kfz-Branche in der Verantwortung stehen, den Klimawandel einzudämmen. Der Schlüssel dafür liegt in einer ganzheitlichen Betrachtung des Reparaturprozesses und demnach operativ in den Werkstätten", sagt Matthew Whittall, Vorstand der Innovation Group Deutschland. "Durch die Studie mit dem Fraunhofer Institut, bei der uns Axalta und Identica-Bultink tatkräftig unterstützt haben, zeigen wir, wo im Reparaturprozess die kritischen Hebel sind. Nun schauen wir, wie wir hier gemeinsam Anreize schaffen."

Ökobilanz typischer Schadenbilder

Konkret haben die Innovation Group und das Fraunhofer Institut mit dem Seitenteil, dem Stoßfänger und der Seitentür eines Pkw exemplarisch drei spezifische Bauteile und ihre Eigenschaften im gesamten Reparaturprozess untersucht. Jeweils hinsichtlich ihrer CO2-Emissionen bei der Reparatur im Vergleich zum Ersatz des Bauteils. Einerseits war hierdurch eine Untersuchung nach Metall- und Kunststoffelementen möglich, andererseits wird oftmals, wie im Fall des Seitenteils, die hybride Bauweise bei der Bewertung einer Reparaturoption kritisch beurteilt.

Betrachtung aller Prozessabläufe

Die Untersuchung der Innovation Group und des Fraunhofer Instituts basiert auf einem Top-down-Ansatz, bei dem alle Ressourceneinsätze (insbesondere Energiebedarf des gesamten Betriebs), der Reparaturprozess (Demontage, Vorbereitungsarbeiten am Ersatzteil, Reparatur, Lackierarbeiten, Montage) und die weiteren Emissionen (Abfall, Lackier-Emissionen, Entsorgung) berücksichtigt wurden.

Herstellung von Ersatzteilen treibt Energieverbrauch

Ein wesentlicher Treiber des CO2-Fußabdrucks bei der Instandsetzung mit Neuteilen ist laut der gegenständlichen Studie der CO2-Verbrauch für die Herstellung der Ersatzteile. Hinzu komme die Umweltbelastung durch die Entsorgung der Altteile. Ist ein Austausch von Teilen unumgänglich, reduziere aber immer noch das Recycling der ersetzten Teile den CO2-Einfluss – bei einem Stoßfänger etwa um 30 Prozent. Auch Leichtbauteile seien dafür vorteilhaft: "Sie reduzieren die Emissionen mitunter um bis zu einem Fünftel."

Werkstatt-Energiekonzept sollte nachhaltig sein

Der CO2-Impact von Reparaturen beruhe hingegen im Wesentlichen auf dem Strom- und Wärmebedarf der Werkstatt. Denn bei einer Reparatur ist der Anteil der Energiezufuhr im Gesamtverbrauch relativ höher als beim Austausch von Teilen. Kfz-Betriebe, die regenerativ erzeugten Strom nutzen, arbeiten im Reparaturprozess nochmals effizienter. Fazit: Je umweltfreundlicher das Energiekonzept der Werkstatt, desto besser ist nicht nur die CO2-Bilanz, sondern auch die Kostenersparnis. "Angesichts der Entwicklungen auf dem Energiemarkt können Werkstätten mit einer regenerativen Energiezufuhr ihre Kosten im Reparaturprozess erheblich beeinflussen“, so Whittall. "Wir prüfen deshalb im nächsten Schritt, welche Parameter innerhalb des Werkstattbetriebs die CO2-Bilanz konkret beeinflussen. Auf dieser Basis werden wir ein Siegel entwickeln, dass den Kunden zeigt: Das hier ist eine nachhaltig arbeitende Werkstatt."

Karosseriebau Fritz GmbH als Vorreiter

Eine Werkstatt im Partnernetzwerk der Innovation Group, die sich bereits seit längerem erfolgreich einem Nachhaltigkeitskonzept verschrieben hat, ist die Karosseriebau Fritz GmbH aus Backnang. Der Kfz-Betrieb hat vor rund acht Jahren begonnen, seine Prozesse nachhaltiger zu gestalten. Das beginnt bei einer energiesparenden Ausstattung, der Reduzierung von Müll, geht über kostengünstige und schnellere Reparaturmethoden, bis hin zum eigenen Blockkraftheizwerk.

"Es geht doch darum, sich konkret und intensiv mit der Thematik auseinanderzusetzen und konkrete Rückschlüsse für sich selbst zu ziehen. In der Branche stehen wir im Spannungsfeld zwischen Herstellervorgaben und Instandsetzungsquoten sowie Kostenreduzierung und Kundenzufriedenheit", sagt Ernst Fritz, Inhaber und Geschäftsfrüher der Fritz GmbH. Der Kfz-Meister betont: "Alle Beteiligten, von der Versicherung über den Hersteller bis hin zum Verbraucher, können mit einem Umdenken zu mehr Nachhaltigkeit beitragen. So können die OEMs die Vorgaben ,grüner' gestalten und die Versicherung nachhaltigere Reparaturmethoden mit schnelleren Freigabeprozessen fördern."

Ganzheitlicher Ansatz wichtig

Die Hebel für eine bessere Klimabilanz im Kfz-Schadenmanagement seien laut der Untersuchung vielfältig. Nachhaltigkeit in der Kfz-Reparatur bedürfe allerdings eines ganzheitlichen Blicks von allen Beteiligten bis hin zum Verbraucher, der bisher noch der Meinung ist, wonach "neu = besser" sei. Dass Reparieren ebenso gut und vor allem umweltfreundlicher sowie kosten- und zeiteffizienter ist, belegt die neue Studie und zeigen nachhaltig arbeitende Kfz- bzw. Karosserie-Handwerksbetriebe.  (kaf/wkp)

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KOMMENTARE


Peter Börner

20.03.2023 - 07:43 Uhr

Vor solchen Studien sollte man vielleicht besser die Gründe analysieren, warum so wenig instandgesetzt wird. Diese sind aus meiner Sicht „unsachgemäße Reparatur“, UPE-Aufschläge, Reparaturfreigaben der Hersteller und zuletzt schlicht und einfach das fachliche Können. Zunächst sollte sichergestellt werden, dass auf die Betriebe nach der Reparatur und später bei der Leasingrückgabe nicht tausende von Euro für eine „unsachgemäße Reparatur“ im Raume steht. Wenn einfach nur bei der Rückgabe die Schichtdicke gemessen wird und dann ohne die Gründe dafür zu beachten auf den Messergebnissen basierend solche nicht haltbaren Aussagen der „unsachgemäßen Reparatur“ getroffen werden, spricht ein wesentlicher Faktor leider noch immer gegen das Instandsetzen. Sehr oft wird der Betrieb in Regress genommen soll dann nochmals das Ersetzen an den rücknehmenden Händler zahlen, die Reparatur wird somit zweimal gemacht und hat einen miserablen CO2-Fußabdruck. Bei 20% UPE-Aufschlag mancher Einrichtungen ist die Entscheidung für oder gegen das Instandsetzen eine rein wirtschaftliche und leider keine ökologische. Wenn ein Scheinwerfer 3.000 Euro kostet und die Haltelasche abgebrochen ist, spielt Marge von 20% eine vordergründige Rolle. Was wir in diesem Fall an CO2 verursachen, wenn ein Scheinwerfer in der Industrie neu produziert wird, lässt die gut gemeinte Studie leider völlig offen. Leider ist die Reparatur dieser Haltelasche oder das Reparaturlackieren an einigen Stellen vom Hersteller nicht freigegeben. Darüber hinaus gilt in der Rechtsprechung „neu“ immer als „gut“ und „instandsetzen“ gilt als „schlechte“ Reparatur. Als letzter Grund steht schlicht das mangelnde Können eine Seitenwand instandsetzen zu können im Raum, welches in vielen Betriebe nicht und in den guten Betrieben immer weniger vorhanden ist. Wer keine ausreichenden Löhne zahlen kann, wird auch keine Spezialisten beschäftigen können, eine Seitenwand instandsetzen zu können. Meine Forderungen an dieser Stelle für eine ökologisch annehmbare Reparatur: 1. Die Versicherungen müssen den Betrieben fachliche und finanzielle Unterstützung beim Leasing-Rückgabestreit leisten, wenn die Reparatur sach- und fachgerecht ausgeführt wurde! 2. Der Hersteller muss offenlegen, welchen CO2-Fußabdruck die Produktion eines Neuteiles (Scheinwerfer, Seitenwand) verursacht und dann die Werkstatt, was instandsetzen oder erneuern verursacht! 3. An vielen Stellen in der Unfallreparatur (Scheinwerfer, Stoßfänger, Träger, Halter) müssen Methoden erforscht und freigegeben werden, die das Instandsetzen gleichwertig zum Neuteil bestätigen! Institute gibt es dafür, der Einspareffekt von CO2 wird wesentlich größer ausfallen. 4. Es müssen auskömmliche Stundensätze von den Versicherungen gezahlt werden, um die wenigen und letzten Spezialisten in den Reihen der Karosserie- und Autolackierfachbetrieben zu halten, die das Instandsetzen können! Jeder Job in der Industrie wird deutlich besser bezahlt als das, was ein mittelständiger Handwerksbetrieb bei Rechnungskürzungen und verhandelten Stundensätzen in der Lage ist zu zahlen. 5. Eine branchenweite gemeinsame Lösung muss gesucht werden, den CO2-Ausstoß gesamtheitlich, von der Produktion bis zur Reparatur, zu reduzieren und glaubwürdig dem Markt und den Entscheidern präsentieren! Mit Kollegialen Grüßen ZKF-Präsident Peter Börner


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