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H2-Partnerschaft: Aus Müll wird Wasserstoff "made in Germany"

30.09.2024 02:02 Uhr | Lesezeit: 8 min
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Treiben die Wasserstoff-Technologie mit großen Schritten voran (v.l.): Maximilian Draxler (Head of Finance, hylane GmbH), Sara Schiffer (Geschäftsführerin, hylane GmbH) und Robert Nave (CEO, Green Hydrogen Technology GmbH).
© Foto: hylane GmbH

Das Greentech-Startup Green Hydrogen Technology (GHT) hat in einer ersten Finanzierungsrunde Partner für eine Revolution der Energieproduktion gewonnen: Gemeinsam mit dem Energieversorger RheinEnergie, dem Wasserstoff-Lkw-Vermieter hylane (DEVK-Gruppe) und dem mittelständischen Recyclingunternehmen ETG wird GHT ab Mitte Oktober die erste Anlage realisieren, die Abfälle in klimaneutralen Wasserstoff umwandelt.

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GHT bringt die Technologie ein, die RheinEnergie wird die Anlagen als Kundenlösung im so genannten Contracting ohne erforderliche Vorab-Investitionen anbieten, und hylane bietet Abnahmesicherheit für den Wasserstoff.

Innovativer Herstellungsprozess

Das Projekt hat das Potenzial, ein relevanter Eckpfeiler in der Umsetzung der Wasserstoffwirtschaft zu sein. Denn hier wird Wasserstoff dezentral, kostengünstig und nachhaltig produziert – ohne teure Elektrolyseure, Sonnenenergie oder kostbares Wasser.

GHT hat eine patentierte Technologie entwickelt, um Wasserstoff klimaneutral zu erzeugen. Herzstück der Anlage ist ein so genannter Flugstromreaktor, der nicht-recycelbare Kunststoffabfälle oder andere Materialien bei bis zu 1.600 Grad Celsius in ein Synthesegas umwandelt. Aus diesem wird direkt flüssiges CO2 als Kreislaufprodukt und Wasserstoff in Brennstoffzellenqualität gewonnen.

Abfälle drücken Produktionskosten auf ein Fünftel

Damit erschließt GHT eine Zukunft, in der Abfälle Teil des Kreislaufes sind – und in dem Wasserstoff keine teure Vision ist, sondern bezahlbare Realität. Mit Produktionskosten von bis zu 1,50 Euro pro Kilogramm Wasserstoff setzt GHT neue Maßstäbe. Zum Vergleich: Bei der herkömmlichen Elektrolyse werden bis zu acht Euro pro Kilogramm fällig. Dies eröffnet nicht nur eine völlig neue Wirtschaftlichkeit, sondern auch immense Chancen für Investoren, die frühzeitig in eine Schlüsseltechnologie der Energiewende investieren wollen. Das GHT-Modell kann wesentlich dazu beitragen, dass die Wasserstoffinfrastruktur auch in der Fläche ausgebaut und funktionstüchtig umgesetzt werden kann.

Aus einer Vision wurde Realität

Die erste Finanzierungsrunde unterstreicht das Vertrauen in die innovative Technologie des Unternehmens. "Unsere Partner teilen unsere Vision", sagt GHT-CEO Robert Nave, "wir wollen einen Beitrag dazu leisten, Wasserstoff dauerhaft nachhaltiger und günstiger herzustellen."

Das Verfahren wurde bereits erprobt und wird nun auf dem Gelände des baden-württembergischen Recyclingunternehmens ETG Entsorgung und Transport in Betrieb genommen. Künftig sollen dort pro Jahr 100 Tonnen klimaneutraler Wasserstoff aus biogenen Reststoffen entstehen – genug, um den Jahresbedarf einer Wasserstofftankstelle zu decken. Der Spatenstich erfolgt nächsten Monat, die Produktion startet 2025.

"Einzigartige Wirtschaftlichkeit"

Der deutsche Energieversorger RheinEnergie ermöglicht Kunden den einfachen Zugang zu den Wasserstoffanlagen als Contracting-Lösung und kann zudem den Betrieb übernehmen. "Mit der innovativen Wasserstoff-Lösung werden unsere Kunden nicht nur von der nachhaltigen Versorgung, sondern auch von der einzigartigen Wirtschaftlichkeit der Technologie profitieren", sagt RheinEnergie-Vertriebsvorstand Stephan Segbers. "Dank der Sektorenkopplung über alle Gewerke hinweg leisten wir zusätzlich einen wichtigen Beitrag zur Energiewende."

"Ökologisch und auch ökonomisch nachhaltiges Angebot"

hylane, ein Tochterunternehmen der 1886 gegründeten DEVK Versicherungen, garantiert als Betreiber der größten Wasserstoff-Lkw-Flotte Europas die Abnahme des produzierten Wasserstoffs. Bereits die aktuelle Flotte der hylane hat einen Wasserstoffbedarf von rund 1.000 Tonnen pro Jahr. In den nächsten Jahren wird dieser Bedarf weiter steigen. hylane plant einen wesentlichen Teil dieses Bedarfs mit der Technologie der GHT zu decken: "Solche Partnerschaften ermöglichen es uns, unsere Flotte noch schneller auszubauen und unseren Kunden attraktive und nachhaltige Transportlösungen anzubieten, sagt hylane-Geschäftsführerin Sara Schiffer. Maximilian Draxler, Leiter Finanzen bei hylane, stellt klar: "Unser Ziel ist es, unseren Kunden über die Partnerschaft mit GHT nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch nachhaltigen Wasserstoff anzubieten."

Deutliche Produktionsausweitung anvisiert

Doch das Projekt in Ebersbach ist erst der Anfang einer Reise, die die Zukunft der Energieversorgung neu definieren soll: Gemeinsam mit seinen Partnern plant GHT in den nächsten fünf Jahren mindestens fünf weitere Projekte, die jährlich über 2.000 Tonnen Wasserstoff erzeugen sollen.

Damit legt GHT den Grundstein für eine völlig neue Wasserstoff-Industrie – eine Industrie, die nachhaltig, profitabel und global skalierbar ist. Allein in Deutschland warten mehr als 1.000 Recycling- und Entsorgungsbetriebe auf innovative Lösungen, um Abfälle nicht nur nachhaltig zu entsorgen, sondern gleichzeitig profitabel weiter zu verwerten. Deshalb wird GHT zeitnah eine zweite Finanzierungsrunde starten.

Deutschland zählt mit rund 237 Kilogramm Verpackungsmüll pro Kopf zu den Spitzenreitern in der EU, vor allem bei Kunststoffverpackungen. Auch international sind die Potenziale enorm. Um Wasserstoff als zentralen Baustein einer klimaneutralen Zukunft zu etablieren, muss die Herstellung in den kommenden Jahren deutlich skalieren. Dafür braucht es niedrigere Produktionskosten, Massenproduktion und effiziente Geschäftsmodelle, die ökologische und ökonomische Vorteile vereinen – so wie das Modell von GHT.

Bund stützt den Technologie-Hochlauf

Auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) betont die Bedeutung von Unternehmensallianzen für den Wasserstoffhochlauf: "Für den Hochlauf der Wasserstoff-Wirtschaft ist es essenziell, dass sich verschiedene Branchen mit innovativen Technologien unternehmerisch daran beteiligen", sagt Bernhard Kluttig, Leiter der Abteilung Industriepolitik im BMWK. "Solche Initiativen sind wichtig, um die erfolgreichen Geschäftsmodelle der deutschen Industrie so weiterzuentwickeln, dass sie klimaneutral und dabei auch in Zukunft global wettbewerbsfähig sind."

Über die Partner

Green Hydrogen Technology (GHT) mit Sitz in Augsburg hat eine patentierte Technologie entwickelt. Sie wandelt nicht-recycelbare Abfälle in reines Synthesegas um, aus dem anschließend Wasserstoff gewonnen wird.

RheinEnergie ist ein in Köln verankerter, deutschlandweit aktiver Energiedienstleister, der neben Strom, Erdgas, Wärme und Trinkwasser zahlreiche umweltfreundliche Energielösungen anbietet. Das Team von „RheinEnergie – next energy solutions“ entwickelt dabei hochspezialisierte Lösungen für Kunden aus Industrie, Gewerbe und Immobilienwirtschaft. Mithilfe erneuerbarer Energien, modernster Anlagentechnik sowie künstlicher Intelligenz treibt die RheinEnergie gemeinsam mit ihren Partnern die Energiewende voran.

hylane vermietet wasserstoffbetriebene Lkw. Zu ihren Kunden gehören zahlreiche europäische Transport- und Einzelhandelsunternehmen. Die Flotte der hylane umfasst über 120 Wasserstoff-Lkw. Das Unternehmen wurde 2021 in Köln gegründet und ist eine Tochtergesellschaft der DEVK Versicherungen. Heute ist hylane Betreiber der größten wasserstoffbetriebenen Lkw-Flotte in der EU und setzt sich für nachhaltige und innovative Mobilität im Transportsektor ein. Dafür stellt hylane klimaschonende Fahrzeuge verschiedener Hersteller in einem nutzungsbasierten Mietmodell bereit. Führende Transportunternehmen vertrauen bereits auf das Mietmodell der hylane und sammeln risikoarm Erfahrungen mit neuen Technologien - denn sie zahlen nur die tatsächlich gefahrenen Kilometer.

ETG entsorgt seit mehr als 50 Jahren Gewerbeabfall und lagert Sonderabfall zwischen. Zu dem Unternehmen gehört eine Recyclingfirma für PET-Flaschen sowie eine Firma für die Sammlung, Verwertung und Sortierung von Papier, Pappe und Kartonagen. Außerdem ist die ETG seit mehr als zehn Jahren Pionier auf dem Gebiet der Pyrolyse: Dabei werden Materialien mit möglichst wenig Sauerstoff auf hohe Temperaturen erhitzt. Dies führt dazu, dass die Materialien nicht verbrennen, sondern sich zersetzen. An ihrem Standort in Eislingen entsteht durch Pyrolyse bereits mehr als 100 Tonnen Pflanzenkohle jährlich.

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Gemeinsame Pressekonferenz: (v.l.) Bernhard Kluttig (Leiter der Abteilung Industriepolitik, Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz), Robert Nave (CEO, Green Hydrogen Technology GmbH) und Gabriele Schwarz (ETG Entsorgung + Transport GmbH).
© Foto: hylane GmbH
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