Eigene Akademie und Schadenerfassungs-Software sowie eine enge Kooperation mit dem Scannerhersteller ADI: Das Hagelschaden-Zentrum Deutschland (HZD) zählt mit zu den großen Dienstleistern der Branche.
Freilich stellte die Corona-Pandemie auch das HZD in den vergangenen beiden Jahren vor neue Herausforderungen, wie Lars Rottmann, geschäftsführender Gesellschafter des in Ibbenbüren ansässigen Unternehmens gegenüber unserer Redaktion berichtet. Sammelbesichtigungen, wie man sie bis 2019 kannte, mussten den jeweils geltenden Abstandsregeln und Hygieneschutzmaßnahmen angepasst werden. Dem erreichten Grad an Digitalisierung, Automatisierung und funktionierenden KI-Systemen sei es zu verdanken gewesen, dass weiterhin eine hohe Dienstleistungs-Schlagkraft sichergestellt werden konnte. "Teilweise haben wir sogar noch ganz neue Prozesse aufgestellt und damit weitergehende Möglichkeiten für alle Akteure in der Schadensteuerung eröffnet", erläutert Rottmann in der Analyse der Corona-Jahre 2020 und 2021.
Vorbereitet auf den "worst case"-Schaden
Der letztjährige Junihagel in Süddeutschland und die Flutkatastrophe im Ahrtal von Mitte Juli brachten neue Herausforderungen, die man aufgrund der optimierten Aufstellung gut habe meistern können. Wenngleich kaum jemand vorhersagen könne, wann und wo das nächste Naturereignis hierzulande auftreten wird, sei aber das Hagelschaden-Zentrum Deutschland "gut vorbereitet". Einen innovativen und leistungsfähigen Dienstleister zeichne aus, sich frühzeitig auch auf "worst case"-Szenarien einzustellen. "Das haben wir getan", so Rottmann. "Sowohl von unserer Unternehmensgröße, als auch in puncto Fachpersonal, vorgehaltener Infrastruktur, technischem Equipment und Know-how sind wir bestens gerüstet. Unsere Kerndienstleistung, die Instandsetzung von Hagelschäden, beherrschen wir heute in jedweder Größenordnung."
Stolz ist Rottmann nicht zuletzt auch darauf, dass er – trotz eines eher hagelarmen Schadenjahres 2020 bei gleichzeitig hohen und kostspieligen politischen Corona-Vorgaben – sein "gesamtes Stammteam halten und sogar weiterentwickeln" konnte. Gerade mit Blick auf die weitere Optimierung aller digitalen Prozesse in 2020 hätten in der aktuellen Saison "viele neue Projekte mit aufgenommen"werden können, weshalb 2021 auch "sehr erfolgreich gewesen" sei.
Wichtiger Meilenstein
Neben dem eigentlichen Hagelvolumen habe man noch diverse Pilotprojekte – z.B. externe Schadenerfassung, Gutachtenerstellung etc. – durchführen können. Wegen geltender Reisebeschränkungen vor allem im Vorjahr seien zwar etliche internationale Fachkräfte und Subunternehmer nicht im gewohnten Umfang zur Verfügung gestanden. "Dennoch sind wir froh und stolz, dass alles gut funktioniert hat", so Lars Rottmann. Die noch engere Einbindung des Hagelscanners und der eigenen Schadenerfassungs-Software sowie die umfangreiche Softwareanbindung von Partnerbetrieben in die eigenen HZD-Systeme sei für die erfolgreiche Saison 2021 von daher auch ein wichtiger Meilenstein gewesen. Im HagelBranche-Gespräch mit unserer Redaktion nahm Rottmann auch zu weiteren Themen Stellung:
Caravan-, Glas- und Felgenreparatur
AH: Im Vorjahr hatten wir u.a. auch über die HZD-Akademie berichtet. Wie ist eigentlich der weitere Aufbau verlaufen und wo stehen Sie da aktuell?
L. Rottmann: Angefangen hat die HZD-Akademie mit der Idee, eine Fort- und Weiterbildungsinstitution für Smart-Repair-Profis zu schaffen. Und zwar in Gewerken, die der PDR-Branche angegliedert sind wie etwa die Weiterentwicklung von Werkzeugen und auch Reparaturtechniken. Die aktuellen Kernthemen beschäftigen sich zum Beispiel mit der Caravan-Struktur-Reparatur, also Smart Repair an strukturierten Oberflächen an Wohnwagen und Wohnmobilen, außerdem mit Reparatur und Instandsetzung von Autoglas, Smart Repair an hochglanzgedrehten Felgen mittels modernster Technologie sowie der softwaregestützten Schadenbewertung. Erste Partnerschaften konnten wir zudem mit anderen Netzwerken, großen Lackherstellern sowie Bildungsinstitutionen schließen.
Hagelsoftware und Scannertechnologie
AH: 2019 hatten wir bekanntermaßen über Ihre Software zur Hagelschadenerfassung und 2020 auch über die HZD-Kooperation mit dem Hagelscanner von ADI berichtet. Wie hängt das nun mit der in 2021 gegründeten HZ D@ta GmbH zusammen?
L. Rottmann: Das ist eine insgesamt spannende Entwicklung. Nach Fertigstellung unserer hauseigenen Software für die digitale Schadenaufnahme 2019 hatten wir uns im vergangenen Jahr dazu entschieden, den DriveNscan-Hagelscanner der Firma ADI GmbH mit einzusetzen. 2020 gab es allerdings durch den wenigen Hagel auch nur ein entsprechend geringes Schadenvolumen. Dennoch haben wir zusammen mit unserer IT-Abteilung und der ADI GmbH das Ganze weiter entwickelt, woraus sich letztlich auch eine sehr enge Partnerschaft ergeben hat. So konnten die Stärken beider Unternehmen vereint und eine Symbiose aus starker Hardware und performanter Software zu einem großartigen Produkt entwickelt werden. Diese Volldigitalisierung ist ein wichtiger Schritt in Richtung Zukunft für die Abwicklung von Schäden und hat aus unserer Sicht enormes Potential für die Branche. Diese Komplettlösung wird jetzt unter dem Brand der HZ Data GmbH auf dem deutschen Markt ausgerollt. Parallel lassen sich die Lösungen aber auch unabhängig voneinander nutzen. Die Software gibt es bei uns, den Scanner über die ADI GmbH.
AH: In welchen Ländern wird der ADI-Hagelscanner bereits eingesetzt?
L. Rottmann: Der Scanner ist aktuell in verschiedensten Projekten auf der ganzen Welt produktiv im Einsatz. Unter anderem wird ein System erfolgreich in Australien betrieben. Ein weiteres System bedient erfolgreich den slowenischen Markt und seit diesem Jahr wird es auch von einem Versicherungsunternehmen in der Schweiz eingesetzt. Außerdem sind in den USA und in Rumänien Systeme vorhanden, wo alle vorherigen Pilotprojekte mit unterschiedlichen Ansätzen sehr gute Ergebnisse erzielt haben. Natürlich sind auch in Deutschland verschiedene Pilotprojekte gelaufen. Hier wird selbstverständlich die Kooperation mit der Softwareeinbinden der HZ-Data GmbH priorisiert, um eine gesamte Prozessabwicklung für den deutschen Markt anbieten zu können. Die Anwendungsfälle und Möglichkeiten des marktreifen Systems sind sehr umfangreich. Es ist nahezu alles denkbar und für alles einsetzbar.
AH: Vielen Dank, Herr Rottmann, für dieses Gespräch. (wkp)