Und der Trend geht für die oberfränkische Assekuranz weiter nach oben: 150.000 Policen sind laut Vorstandssprecher Klaus-Jürgen Heitmann alleine im ersten Quartal 2019 bereits wieder neu hinzugekommen. Die HUK hält damit zur Allianz, die jahrzehntelang in Deutschland Nummer Eins im Autogeschäft war, weiterhin einen respektablen Abstand. 8,6 Mio. Kfz-Policen hatten die Münchner Ende 2018. Zum 1. Januar 2019 wurden zwar aus der Kooperation mit dem ADAC dessen 650.000 Verträge von der Allianz mit in das gemeinsame Geschäft übernommen.
Marktposition neuerlich gefestigt
Damit verblieb aber das Jahresanfangsdelta immer noch bei 2,75 Mio. Policen bzw. knapp 23 Prozent, welche die beiden Platzhirsche voneinander trennen. Angesichts der tatsächlichen Steigerungsraten eines Jahres – bei der HUK-Coburg waren es 2018 insgesamt 300.000 trotz 1,3 Mio. Kfz-Neuverträgen – ist das eine Differenz, die nicht innerhalb kurzer Zeit ohne weitere Kooperationen oder Bestandsübernahmen wettgemacht werden kann.
"Unter dem Strich können wir mit dem Neugeschäft, der Bestands- und der Ergebnisentwicklung sehr zufrieden sein", sagte HUK-Coburg Vorstandssprecher Klaus-Jürgen Heitmann denn auch mit sichtbarer Zufriedenheit am gestrigen Mittwoch bei der Bilanzpressekonferenz in München. Erneut habe man Marktanteilsgewinne verbuchen können. Heitmann weiter: "Das Jahr 2018 verlief rundum positiv für unser Unternehmen. Wie im Vorjahr haben wir zum Teil sogar unsere eigenen Ziele übertroffen."
Während der Versicherungsmarkt 2018 um 2,1 Prozent zulegte, stiegen die gebuchten Bruttobeiträge 2018 des HUK-Konzerns um 4,2 Prozent auf 7,7 (Vorjahr: 7,4) Mrd. Euro. Die Leistungen an Kunden (brutto) erreichten wie im Vorjahr 7,0 Mrd. Euro.
Versicherer verdient in Kfz und auch insgesamt Geld
Durch eine erneut niedrigere Schaden-/Kostenquote in der Autoversicherung verbesserte sich die Schaden-/Kostenquote des Konzerns insgesamt um 1,8 Prozentpunkte auf 90,7 Prozent.
In der Kfz-Versicherung, der wichtigsten Sparte des Konzerns, stiegen die Bruttobeitragseinnahmen um 4,7 Prozent auf 4,1 (3,9) Mrd. Euro. Für Kfz-Schäden bezahlte die Gruppe 3,4 (3,3) Mrd. Euro. Der Schadenverlauf war insgesamt von rückläufigen Personenschäden geprägt. Zudem blieb die Elementarschadenbelastung insgesamt niedrig. Die kombinierte Schaden-/Kostenquote (brutto) verbesserte sich auf 93,7 (96,0) Prozent.
Mit anderen Worten: Nach kompletter Schadenabwicklung inklusive eigener Kosten verbleiben dem oberfränkischen Versicherer in der Kraftfahrt von 100 Euro Prämie 6,30 Euro als Gewinn. Angesichts des ruinösen Wettbewerbs vergangener Jahre und insbesondere der 1990er Dekade, wo fast alle Versicherer bei teilweise deutlich über 100 Prozent Combined Ratio lagen, ist dies eine wirtschaftlich zweifellos bemerkenswerte Situation.
Einen beachtlichen Prämienanstieg um 5,4 Prozent auf 919 (872) Mio. Euro verzeichneten auch die Haftpflicht-, Unfall- und Sachversicherungen. Der Bestand legte um 3,2 Prozent zu.
Diesel-Klagen könnten belastend werden
Und selbst in der Rechtsschutzversicherung setzte sich die positive Entwicklung fort: Mit rund 137.000 (135.000) neuen Verträgen, erreichte die Gruppe einen neuen Rekordwert. Die Beitragseinnahmen stiegen um 2,4 Prozent auf 270 (264) Mio. Euro. Vorstandschef Heitmann erwartet aber in Rechtsschutz einen nicht unerheblichen Kostenanstieg, den er auf Kundenklagen in Zusammenhang mit der Diesel-Affäre zurückführt. In einem ersten Schritt wurden 50 Millionen Euro im Wirtschaftsplan 2019 für derartige Rechtsschutzfälle eingestellt.
Erneuter Preiskampf in Kraftfahrt erwartet
In seinem Ausblick für das laufende Jahr erwartet Klaus-Jürgen Heitmann aufgrund vor allem der Anstrengungen des Konkurrenten Allianz einen erneut zunehmenden Preiskampf in der Autoversicherung. Unbenommen davon erwartet er für sein Unternehmen in allen Sparten einen "deutlichen Bestandszuwachs".
Telematik für Jedermann – mit bis zu 30 % Beitragsnachlass
Nach den positiven Erfahrungen mit dem Telematikprodukt für junge Fahrer wird die HUK-Coburg am heutigen 4. April als einer der ersten Versicherer in Deutschland ein Telematikprodukt für alle Altersgruppen auf den Markt bringen. Es bietet einen Beitragsnachlass bis zu 30 Prozent. Heitmann: "Unsere Erwartungen bei Smart Driver wurden absolut übertroffen: am Ende haben sich 75.000 Kunden für das Produkt entschieden. Und dabei war es gerade mal auf junge Fahrer begrenzt. Wir sind davon überzeugt, dass Telematikprodukte in Deutschland an Bedeutung deutlich zunehmen."
Heitmann verspricht sich neben einer risikogerechteren Tarifierung insbesondere positive Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit. Er erwartet, dass Autofahrer mit einem „elektronischen Beifahrer“ besser fahren und weniger Schäden verursachen. Aber auch Versicherungsunternehmen profitieren nach Ansicht Heitmanns von dieser Technik. Telematik versetze Versicherer in die Lage, den Umgang mit Big Data und künstlicher Intelligenz zu lernen. Zudem ließen sich auch Kundenkontakte steigern. (wkp)