Wo verursachen Autofahrer viele und teure Schäden, wo kracht es nur selten? Um das herauszufinden, berechnet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) jedes Jahr die Schadenbilanzen der rund 400 Zulassungsbezirke in Deutschland und teilt die Bezirke in Regionalklassen ein.
Kfz-Haftpflicht: Regionalklassen-Änderung in 108 Bezirken
"Durch die aktuelle Auswertung ändern sich die Regionalklassen in der Kfz-Haftpflichtversicherung für rund 9,4 Millionen Autofahrer: Für 49 Bezirke und rund 4,7 Millionen Autofahrer steigen die Klassen, 59 Bezirke und ebenfalls rund 4,7 Millionen Autofahrer profitieren von besseren Regionalklassen", sagt Anja Käfer-Rohrbach, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des GDV. Für die weiteren 305 Bezirke und rund 33 Millionen Kfz-Haftpflichtversicherte bleibt es bei den Regionalklassen des Vorjahres.
Verbessern können sich insbesondere Zulassungsbezirke in Bayern: Hier erreichen 24 Bezirke und fast jeder vierte Autofahrer eine günstigere Klasse. Besonders gute Schadenbilanzen in der Kfz-Haftpflichtversicherung weisen wie in den Vorjahren Brandenburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern auf. Hier verursachen Autofahrer weniger bzw. weniger teure Schäden als im Bundesdurchschnitt. Die bundesweit beste Schadenbilanz in der Kfz-Haftpflichtversicherung hat der Bezirk Elbe-Elster in Brandenburg – hier sind die Schäden rund 30 Prozent niedriger als im Durchschnitt.
Hohe Regionalklassen gelten hingegen insbesondere in Großstädten: Die schlechteste Schadenbilanz hat Offenbach, dicht gefolgt von Berlin. In beiden Städten liegen die Schäden laut Käfer-Rohrbach fast 40 Prozent über dem Schnitt. Grundsätzlich gelte: Je besser die Einstufung in der Regionalklasse, desto günstiger wirkt es sich auf den Versicherungsbeitrag aus. Allerdings lässt sich über eine Veränderung bei der Regionalklasse keine Aussage über die Entwicklung des gesamten Kfz-Versicherungsbeitrages treffen.
Kasko: Höhere Regionalklassen nach teuren Hagelschäden
Auch in den Kasko-Versicherungen ändern sich durch die aktuelle GDV-Regionalstatistik für viele Autofahrer die Regionalklassen: Für rund 5,8 Millionen Voll- oder Teilkaskoversicherte gelten künftig höhere, für rund 4,5 Millionen niedrigere Einstufungen. Die Region mit dem niedrigsten Vollkasko-Index (60,69) und der Regionalklasse 1 ist Wesermarsch in Brake (Niedersachsen), den höchsten Index besitzt Garmisch-Partenkirchen (Bayern) mit 154,14 und der Regionalklasse 9.
Verbessern können sich dabei vor allem Teilkaskoversicherte in Baden-Württemberg und Sachsen. In Bayern und Hessen rutschen hingegen viele Zulassungsbezirke in höhere Voll- und Teilkaskoklassen – was in den meisten Fällen auf regionale Hagelschauer zurückzuführen ist, die im vergangenen Jahr hohe Schäden an zahlreichen Autos verursacht hatten. Die Region mit dem niedrigsten Teilkasko-Index (60,69) und der Regionalklasse 1 ist Göttingen (Niedersachsen), den höchsten Index besitzt das Ostallgäu (Bayern) mit 233,96 und der Regionalklasse 16.
Hintergrund: Die Regionalstatistik des GDV
Die Regionalklassen spiegeln die Schadenbilanz der 413 deutschen Zulassungsbezirke wider und werden einmal im Jahr vom GDV berechnet. Entscheidend ist dabei nicht, wo ein Schaden entstanden ist, sondern in welchem Zulassungsbezirk der Fahrzeughalter seinen Wohnsitz hat.
Regionalklassen gibt es für die Kfz-Haftpflicht- sowie für die Voll- und Teilkasko-Versicherung. In der Kfz-Haftpflichtversicherung sind die Versicherungsleistungen für geschädigte Dritte nach Verkehrsunfällen maßgeblich. In der Kaskoversicherung fließen die Versicherungsleistungen nach selbstverschuldeten Unfällen und für alle anderen Kasko-Schadenfälle in die Berechnung ein, unter anderem für Autodiebstähle, Glasschäden, Fahrzeugbrände, Wildunfälle oder Schäden durch Naturereignisse. Die so berechneten Schadenbilanzen der Zulassungsbezirke werden versicherungsmathematisch in einen Indexwert umgerechnet, der die jeweilige Regionalklasse bestimmt. Für die Haftpflicht gibt es 12, für die Vollkasko 9 und für die Teilkasko 16 Klassen.
Die Regionalstatistik des GDV ist für die Versicherungsunternehmen unverbindlich und kann ab sofort für Neuverträge und für bestehende Verträge ab dem nächsten Versicherungsjahr angewendet werden.