Seit mehr als zwei Wochen herrscht in Deutschland Dauerfrost mit Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt. Da heißt es gamnz besonders: Augen auf beim Ausmischen und Lackieren. Denn kalte Temperaturen setzen den Lackmaterialien zu. "Die ideale Verarbeitungstemperatur liegt bei 20°C. Darunter steigt die Viskosität an, die Produkte werden dickflüssiger. Das führt zu Verlaufsstörungen bis hin zum Lackläufer", erklärt Jörg Sandner, Trainingsleiter bei Spies Hecker.
Mischraum heizen, Fehlstellen vermeiden
Konkret bedeutet das: Nicht ausreichend temperierte Lackmaterialien und auch die Applikation bei zu niedrigen Temperaturen erhöhen die Gefahr von zu hohen Schichtdicken auf dem lackierten Objekt. Die Folge sind Fehlstellen wie zum Beispiel Kocher oder Orangenhaut, die aufwändige Nacharbeiten erfordern. Deshalb empfiehlt Lackexperte Sander: "Gerade im Winter muss auch der Mischraum konstant geheizt werden und alle Lackmaterialien, Grundierungen und Füller sollten gut temperiert sein."
Konstante Temperaturen im Lager und bei der Verarbeitung
Besonderes Augenmerk gelte im Winter auch dem Wasserbasislack. Die Lagertemperatur für diese Produkte sollte zwischen +15°C und +25°C liegen, optimal sind +20°C. Eine kurzfristige Lagerung von wenigen Tagen mindestens bei +5°C sei auch möglich, auf jeden Fall müssten aber die Verarbeitungstemperatur eingehalten und die Produkte frostfrei gelagert werden.
Bei sehr ungünstigen Bedingungen könne eine beheizbare Mischbank helfen, so Jörg Sandner. "Um allerdings mögliche Fehlerquellen, wie offenstehende Schiebetüren oder nicht ausreichende Bevorratung in der Mischbank auszuschließen, sollten Sie eine konstant temperierte Raumtemperatur anstreben."
Achtung, kaltes Fahrzeug!
Vorsicht auch beim Untergrund: Das zu lackierende Fahrzeug darf ebenfalls nicht zu kalt sein. Sonst kann es zur Kondensatbildung auf der Oberfläche kommen, wenn sich das Fahrzeug in der Halle erwärmt. Darüber hinaus können zu kalte Autos Einfluss auf die Farbtonmessung haben. "Am besten holen Sie das Auto schon einige Stunden vor dem Lackieren in die beheizte Halle", rät der Trainingsleiter. Eine mögliche Kondensatbildung könne zu Haftungs- und Beschichtungsfehlern führen.
Optimalen Härter einstellen
Die Werkstatt sollte darüber hinaus prüfen, ob sie den optimalen Härter für die vorherrschende Witterung nutzt: "Die Verwendung des falschen Härters kann zu Auskochern und Nadelstichen führen. Zudem können schlechter Verlauf oder fehlerhaft aufgenommener Spritznebel auftreten."
Weg mit den Streusalzresten!
Vor der Reparatur sollten die Fahrzeuge auf jeden Fall gründlich gereinigt werden. "Achten Sie im Winter besonders darauf, alle Streusalzreste zu entfernen. Denn gelangen Salze in die Beschichtung, droht Blasenbildung", so Sander weiter. Deshalb gelte, dass nach der Reinigung mit einem konventionellen Silikonentferner immer mit dem wässrigen Permahyd Silikonentferner 7080 nachgearbeitet werde. "Denn Salze lösen sich nur in Wasser. Wird ausschließlich mit konventionellen Silikonentfernern gereinigt, können Rückstände verbleiben, die Fehlstellen verursachen."
Vor dem Bekleben drei Monate warten
Auch nach der Lackierung sollten Betriebe die niedrigeren Temperaturen immer im Blick haben. "Gerade bei kaltem Wetter sollten in den ersten drei Monaten nach der Beschichtung bei der Reinigung der Oberfläche keine Hochdruck- oder Dampfstrahlgeräte verwendet werden. Zur Reinigung eignen sich kaltes Wasser ohne Zusatzmittel und eine weiche Waschbürste", führt der Experte aus. Außerdem empfiehlt er, mit dem Aufbringen von Klebefolien auf frisch lackierten Fahrzeugen im Winter noch drei Monate zu warten: "Beschriftungsarbeiten sollten außerdem nur an temperierten Oberflächen bei 18 bis 20°Celsius durchgeführt werden." (wkp)
Instandsetzung bei Dauerfrost: Perfekt lackiert – auch im Winter

Blasenbildung, Orangenhaut und Co.: Frostige Temperaturen haben Einfluss auf das Lackmaterial und den Reparaturprozess. Spies Hecker hat deshalb für Lackierer einige Tipps zusammengestellt, mit denen in der kalten Jahreszeit Fehlstellen und teure Nacharbeit vermieden werden können.