Fahrzeugleasing ist längst auch beim Endverbraucher ein gern gesehener Weg zur individuellen Mobilität: Mit rund 54 Prozent erreichte der Anteil der Privatkunden 2020 laut der Studie Leasing-Rückspiegel 2021 ein Rekordhoch. Vor allem E-Fahrzeuge standen hoch im Kurs: Jeder vierte Autofahrer entschied sich im vergangenen Jahr für ein Modell mit alternativem Antrieb, was einen deutlichen Anstieg für Elektro- (+ 9,1 Prozentpunkte) und Hybridfahrzeuge (+ 13,4 Prozentpunkte) bedeutet.
Kein Wunder, dass die ADAC SE, die im Bereich e-Leasing bereits seit 2018 für ihre Mitglieder aktiv ist, ihr Engagement in Sachen Privatleasing weiter ausbaut. Gemeinsam mit dem strategischen Partner Mobility Concept GmbH wurde Mitte Mai die Onlineplattform ADAC Fahrzeugwelt gestartet, die einen komplett digitalen Bestellprozess vorkonfigurierter Neuwagen ermöglicht. Mahbod Asgari, Vorstand der ADAC SE für Mobilität, Automotive & Reisen, und Ludger Kersting, Geschäftsführer der ADAC Service GmbH, erläutern im Exklusiv-Interview mit AUTOHAUS die Hintergründe.
AH: Herr Asgari, was ist neu an der ADAC Fahrzeugwelt und warum hat sich der ADAC zu diesem Schritt entschieden?
M. Asgari: Wir beobachten bereits seit einigen Jahren einen Trend zur individuellen Mobilität, der immer vielfältiger, digitaler und einfacher wird – denken Sie an Sharing-Angebote oder Abomodelle. Auch Privatkunden suchen ihr nächstes Modell nicht nur im Internet, sondern wünschen sich einen schnellen, transparenten Komplettprozess, wie sie ihn aus anderen Bereichen gewöhnt sind. Genau diesen bieten wir mit der ADAC Fahrzeugwelt an: Innovativ, mit zahlreichen Vorteilen für unsere Mitglieder und in der verlässlichen ADAC-Qualität. Es geht um Convenience und klare Angebote ohne versteckte Zusatzkosten und Kleingedrucktes. Der gesamte Leasingvertrag kann innerhalb weniger Minuten inklusive eines Online-Identverfahrens und Bonitätsprüfung abgeschlossen werden, auf Wunsch mit Auslieferung des zugelassenen Fahrzeugs vor die eigene Haustür.
Kosten immer voll im Blick
AH: Welche Vorteile bieten Sie den Leasingkunden konkret?
M. Asgari: Transparenz, Sicherheit und Qualität, die aus meiner Sicht Benchmarks setzen. Die Monatsraten beinhalten bereits sämtliche Nebenkosten wie Überführung und Auslieferung beim Händler, die Fahrzeugzulassung, aber auch ein neutrales Rückgabegutachten und die Rückführung und Abmeldung.
Auf Wunsch sind Services wie eine personenunabhängige Kfz-Versicherung, Wartungs- und Verschleißpaket sowie Lieferung an die Haustür zubuchbar. Auch dann gilt: Der Leasingnehmer weiß immer, wie viel er bezahlt, die Rate verändert sich mit jeder zusätzlichen Auswahl ohne versteckte Kosten und Lockvogelangebote. In der Zukunft möchten wir den Mitgliedern auch die Kosten der Abschlussrate für einen eventuellen Fahrzeugkauf nach Ablauf der Leasingfrist anzeigen – daran arbeiten wir bereits.
AH: Gibt es weitere Besonderheiten im Vergleich zu anderen Anbietern?
M. Asgari: Alle Verträge wurden bei uns im Haus aus Verbrauchersicht geprüft und enthalten zum Beispiel ein Sonderkündigungsrecht bei Schicksalsschlägen wie Arbeitslosigkeit, Berufsunfähigkeit oder Todesfällen. Ebenso fair gestaltet sich der Rücknahmeprozess auf Basis eines DEKRA-Gutachtens. Beschädigungen bis 300 Euro sind standardmäßig vom Rückgabeschutz abgedeckt. Wir stellen dem Leasingnehmer einen Schadenskatalog zur Verfügung, der vom Verband markenunabhängiger Mobilitäts- und Fuhrparkmanagementgesellschaften e. V. erarbeitet wurde. Dort ist genau geregelt, welcher Schaden als Gebrauchsspur akzeptiert wird – es gibt also auch am Ende der Laufzeit keine bösen Überraschungen.
AH: Im Moment bieten Sie eine relativ überschaubare Palette von Modellen und Ausstattungsvarianten an. Wo liegen die Gründe dafür, Herr Kersting?
L. Kersting: Wir haben in Zusammenarbeit mit Opel und Kia erfolgreich begonnen, attraktive Mitgliederangebote an den Markt zu bringen. Die Konzentration auf wenige, vorkonfigurierte Fahrzeuge erlaubt uns ein hervorragendes Preis-Leistungs-Angebot zu realisieren. Eine Erweiterung oder auch Anpassung des aktuellen Modellportfolios erfolgt insbesondere mit Blick auf unser bisheriges Kundenfeedback. Wir werden in den nächsten Wochen und Monaten daher zunehmend weitere attraktive Modelle anbieten.
Nicht ohne den Fahrzeughandel
AH: Welche Hersteller sind mit an Bord?
M. Asgari: Wir bieten aktuell Modelle von Opel, Kia, Seat und Skoda über die ADAC Fahrzeugwelt an. Wichtig ist mir an dieser Stelle, dass wir mit der Automobilindustrie, ihrer jeweiligen Handelsorganisation und den Händlerverbänden kooperieren. Wenn das Mitglied keine Haustürlieferung wünscht, holt er sich das Fahrzeug bei einem teilnehmenden Autohaus seiner Wahl ab. Die Autos werden also über den Handel abgerufen und ausgeliefert, wie bei jeder anderen Flotte mit einem Großkundenvertrag auch. Die ADAC SE tritt nicht als Händler auf, kauft und verkauft selbst kein einziges Auto. Für die Zukunft ist die Zusammenarbeit mit weiteren Marken geplant, wir arbeiten daran, bestehende Kooperationen mit anderen Herstellern in Sachen E-Fahrzeuge in die ADAC Autowelt zu integrieren. Der Handel ist immer mit an Bord, wir führen keinen Preiskampf mit anderen Portalen oder wollen die Negativspirale weiter beschleunigen, die ohnehin nur Verlierer kennt.
L. Kersting: Wir sprechen ja von Leasing-Laufzeiten von drei bis vier Jahren, für die man in jedem Fall ein Servicenetz braucht. Die ADAC-Mitglieder wünschen sich den Kontakt, sie möchten wissen, welches Autohaus ihr Ansprechpartner ist. Wartung und Service müssen unserem Anspruch an die Qualität ebenso entsprechen wie der Bestellprozess. Also ist der grundlegende Plattformgedanke ganz klar, aber auf gar keinen Fall ist die Fahrzeugwelt eine Plattform ohne den Autohandel!
AH: Die ersten Rückmeldungen aus der Branche waren dennoch nicht durchweg positiv. Können Sie die Kritik an der ADAC Fahrzeugwelt nachvollziehen?
M. Asgari: Uns ist bewusst, dass wir aufgrund der Strahlkraft der Marke ADAC mit seinen 21 Millionen Mitgliedern unter genauer Beobachtung stehen. Dem stellen wir uns auch, insofern die Kritik fair und sachlich bleibt. Auch in der Vergangenheit haben neue Entwicklungen und Produkte unseres Hauses den Markt bewegt und das ist auch gut so. Aktuell ist die Gemengelage zwischen Automobilindustrie und Autohäusern beziehungsweise Händlerverbänden ohnehin sehr speziell. Der Trend zum Direktvertrieb ist unübersehbar, der Handel kämpft um seine Margen im Verkauf. Deswegen war uns, wie bereits gesagt, wichtig, sowohl die Marken als auch die Händlerverbände und Autohäuser einzubeziehen. Aus meiner Sicht wäre nicht nur etwas mehr Gelassenheit, sondern vor allem Geschlossenheit gefragt.
AH: Aus welchen Gründen?
M. Asgari: Wenn Sie ins Ausland blicken, entstehen dort Wettbewerber, die unter ganz anderen Vorzeichen in den Markt eintreten – etwa autohome in China, die 25 Prozent der Auslieferungen und 75 Prozent der Anbahnungen auf sich konzentrieren. Diese branchenfremden Konzerne wollen neue Märkte erobern und setzen dabei komplett auf Hightech-Plattformen und die Vorteile der Digitalisierung, die wir bei Amazon schätzen gelernt haben: Transparenz und absolute Vergleichbarkeit, aber vor allem ein niedriges Preisniveau. Es sollte also unsere gemeinsame Aufgabe sein, den Endkunden attraktive Angebote zu machen, die den Händlern betriebswirtschaftlich sinnvolle Konditionen ermöglichen.
AH: Herr Asgari, Herr Kersting, vielen Dank für dieses Gespräch. (kt)