Wie können die Ziele der Bundesregierung erreicht werden, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent und weiter bis 2050 zu reduzieren? Diese Frage stellte der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) den Teilnehmern seiner Podiumsdiskussion auf der Automechanika in Frankfurt. An dieser nahmen neben ZDK-Vizepräsident Wilhelm Hülsdonk auch VDA-Geschäftsführer Joachim Damasky, ADAC-Technikpräsident Karsten Schulze, sowie der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP Reinhard Houben teil.
Kritiker der Autoindustrie etwa aus den Reihen der diversen Umweltverbände oder von anderen Parteien sowie Experten von unabhängigen Forschungsinstituten suchte man in der Diskussionsrunde vergebens. Angesichts dieser Besetzung herrschte in der Runde daher auch bei den meisten Themen große Einigkeit, etwa im Hinblick auf E-Fuels und den Abschied vom Verbrenner.
"Wir tun alles um die Klimaziele zu erreichen"
ZDK-Vize Hülsdonk beispielsweise legte ein Bekenntnis zur Technologieoffenheit bei Energieträgern ab und sprach sich dafür aus, neben der E-Mobilität auch grüne Kraftstoffe und Wasserstoff zu fördern. "Wir tun alles, um die Klimaziele zu erreichen, aber wir brauchen auch die richtigen politischen Verordnungen und die richtigen Produkte der Autoindustrie, damit wir unsere Kunden nach ihren Bedürfnissen beliefern können", so Hülsdonk.
In ein ähnliches Horn stieß ADAC-Technikchef Karsten Schulze: "Wir stehen sehr klar zu den Klimazielen von Paris. Diese lassen sich jedoch nur dann erreichen, wenn wir alle Potentiale nutzen und Fahrzeuge technologieoffen weiterentwickeln." Nur so könne es gelingen "für jeden Bedarf, jedes Fahrprofil und für die globale Perspektive emissionsfreie Lösungen zu finden". Konkret schlug er deshalb vor, bei Benzin und Diesel verstärkt grüne Kraftstoffe beizumischen. Er wies zudem auf die derzeit verbreitete Fehl-Nutzung von Plug-in-Hybriden im Dienstwagenbereich hin: Hier gebe es falsche Anreize, weil viele Arbeitgeber ihren Mitarbeitern zwar die Tankkosten erstatten, den Ladestrom an der heimischen Steckdose aber nicht. Der Elektro-Fahranteil sei in dieser Gruppe daher zu gering.
"E-Mobilität wird nur funktionieren, wenn wir den Ausbau der Ladeinfrastruktur hinbekommen"
Daran störte sich auch Joachim Damasky vom VDA: Plug-ins sollten nicht nur aus fiskalischen Gründen gekauft, sondern etwa zur Hälfte auch tatsächlich elektrisch gefahren werden. Grundsätzlich brauche man alle Technologien um die Klimaziele zu erreichen, darunter auch die Elektromobilität. Aber: "E-Mobilität wird nur dann funktionieren, wenn wir den Ausbau der Ladeinfrastruktur hinbekommen. Das ist momentan unser größtes Problem", sagte er. Anders als viele Hersteller plädierte er deshalb dafür, auch nach 2035 noch Verbrenner zu ermöglichen – im Idealfall in Verbindung mit E-Fuels.
Zustimmung gab es von FDP-Wirtschaftspolitiker Reinhard Houben: "Wenn wir vorgeben wollen, mit welcher Technik die CO2-Ziele erreicht werden sollen, werden wir scheitern, weil auch die Bedürfnisstruktur der Menschen im Land sehr unterschiedlich ist." Auch er forderte daher, nicht nur die E-Mobilität zu fördern, sondern auch Verbrenner über klimaneutrale Kraftstoffe mit einzubeziehen. Deren Nutzung im Auto sollte überdies auf den Flottenverbrauch angerechnet werden.