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Nach einem Jahr: Prämie für Elektroautos zündet nicht

27.06.2017 09:10 Uhr
Einen Monat vor dem ersten Jahrestag (2. Juli) waren nur rund 20.600 Prämien beantragt - ein Bruchteil der mehr als 300.000 möglichen Förderungen.
© Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

4.000 Euro Zuschuss für ein neues E-Auto - das hört sich erst einmal nicht schlecht an. Doch das seit einem Jahr bestehende Subventionsangebot wird nur von wenigen genutzt. Dafür gibt es gute Gründe.

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Von Christian Ebner, dpa

Ein Jahr nach seiner Einführung hat der staatlich subventionierte Kaufanreiz für Elektrofahrzeuge noch nicht so recht gezündet. Statt eines regelrechten Ansturms wie bei der Abwrackprämie im Jahr 2009 erlebten die Beamten des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) in Eschborn bei Frankfurt bei dem Thema bisher eher beschauliche Tage.

Einen Monat vor dem ersten Jahrestag (2. Juli) waren nur rund 20.600 Prämien beantragt – ein Bruchteil der mehr als 300.000 möglichen Förderungen. Ginge es in diesem Tempo weiter, würde der Fördertopf noch 15 Jahre lang reichen, obwohl laut Gesetz im Sommer 2019 Schluss sein soll. Zum Vergleich: Die fast zwei Millionen Abwrackprämien waren nach einem halben Jahr komplett weg und hatten die Autoproduktion nach der Finanz- und Wirtschaftskrise ordentlich angekurbelt.

Das Bafa kommt auch wegen des vollelektronischen Antragsverfahrens nicht ins Schleudern, lediglich zehn zusätzliche Mitarbeiter wurden eingestellt. 4.000 Euro "Umweltbonus" erhalten derzeit Käufer eines vollelektrischen Autos. 3.000 Euro sind es bei Plug-in-Hybridwagen, die per Stecker geladen werden und einen ergänzenden Verbrennungsmotor haben. Im ersten Jahr haben vor allem Unternehmen das Angebot wahrgenommen: Sie haben laut Bafa mehr als 11.000 E-Fahrzeuge zugelassen – im Vergleich zu gut 9.000 Autos, die an Privatleute gingen.

Der Staat zahlt seine Bonus-Hälfte erst, wenn auf der Rechnung ein entsprechender Netto-Preisnachlass des Herstellers ausgewiesen ist, was besonders bei Leasingverträgen zu häufigen Nachfragen des Amtes führt. Einige Autobauer haben zur Prämieneinführung ihre zuvor gewährten Rabatte zusammengestrichen, berichtet das CAR-Institut der Universität Duisburg-Essen.

Zulassungsziel in weiter Ferne

Längst haben sich Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Vertreter Sigmar Gabriel (SPD) verbal von der eigenen Zielvorgabe verabschiedet, nach der im Jahr 2020 in Deutschland eine Million Elektroautos unterwegs sein sollten. Zu kümmerlich sind die Zahlen.

Zum Jahreswechsel waren in Deutschland laut Kraftfahrt-Bundesamt 34.000 Vollstromer zugelassen, immerhin 33,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Zahl hätte aber noch viel höher sein können, wenn nicht viele hier gekaufte E-Fahrzeuge nach wenigen Wochen oder Monaten in Nachbarländer exportiert würden.

Exakte Zahlen zum Bestand der ebenfalls geförderten Plug-in-Hybride liegen nicht vor, weil sie statistisch mit anderen Hybridmodellen in einen Topf geworfen wurden. Es wird aber von einer ähnlichen Größenordnung wie bei den echten E-Mobilen ausgegangen.

"Subvention ist fehlgeleitet"

"Die Subvention ist fehlgeleitet und setzt am falschen Punkt an", sagt Stefan Bratzel, Chef des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. Das vermeintliche Problem einer zu schwachen privaten Nachfrage habe es nie gegeben. Vielmehr stünden die technologischen Probleme der mangelnden Fahrzeug-Reichweite und der fehlenden Schnelllade-Infrastruktur einem Durchbruch der E-Mobilität immer noch im Wege. "Man hätte früher ansetzen müssen und das Geld besser für den Ausbau der Infrastruktur eingesetzt", kritisiert er.

"Der Gebrauchsnutzen der Elektrofahrzeuge ist noch zu gering", sagt auch Dudenhöffer. Die Prämie sei unvorbereitet in einer "Nacht- und Nebelaktion" eingeführt worden, ohne die Industrie rechtzeitig einzubinden. Besser hätte man zunächst in Ladestationen investiert und in den Städten Carsharing-Systeme mit E-Autos gefördert, damit die Konsumenten den neuen Antrieb erst einmal kennenlernen. "Geradezu schizophren" sei aber der Umstand, dass parallel zum Elektroantrieb immer noch Diesel-Kraftstoff massiv steuerlich subventioniert werde. "Da muss man sich schon entscheiden, was man eigentlich will", verlangt der Auto-Professor.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) sieht hingegen eine vom Umweltbonus getriebene "sehr hohe Dynamik", weil sich der Elektroanteil an den Neuzulassungen in den ersten fünf Monaten dieses Jahres auf 1,2 Prozent verdoppelt hat. Technologisch seien die deutschen Hersteller ohnehin vorn dabei. Immerhin ist nun gut jedes 100. neuzugelassene Auto ein Stromer. Das reicht aber längst nicht aus, um das Millionen-Ziel bereits 2020 zu erreichen.

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KOMMENTARE


Kurbelwellenfan

27.06.2017 - 13:12 Uhr

Wer die Diskussion über das E-Auto in den letzten drei Jahren aufmerksam verfolgt hat, den wundert die Kaufzurückhaltung nicht. Das wurde vorhergesagt. Wundern kann man sich nur über die gepresst-schein-optistischen Aussagen der berufenen und dafür bezahlten Protagonisten. Beim E-Auto folgt eine Hiobsbotschaft der nächsten. Erst stellt ein schwedisches Umweltinstitut fest, dass die CO2-Einsparung beim Tesla S erst nach 8 Jahren Betriebszeit erfolgt und heute ist in der einschlägigen Presse nachzulesen, dass TESLA mit seinen Fahrassistenten eine Sicherheit vortäuscht, die eigentlich zum Entzug der Betriebserlaubnis führen müsste.


IK_31

27.06.2017 - 23:53 Uhr

Tesla wird mit dem Model 3 mal wieder Geschichte schreiben!!! Der Topf wird innerhalb von 2-3 Monaten nach Auslieferungsstart ausgeschöpft sein.. Ein Punkt zum Thema Abwrackprämie: 70%-80% der "verschrotteten" Fahrzeuge der wurden ins Ausland verkauft und exportiert.. Leider fehlen uns jetzt diese Fahrzeuge ( Fahranfänger etc.) Kurbelwellenfan, du hast bestimmt auch noch ein Nokia Handy in der Hosentasche du armer :-)Einschlägige Presse, zum tot lachen!!! Ich würde dir empfehlen, falls du Bildzeitungleser überhaupt einen Führerschein besitzt: Einfach mal ein Model S oder Model X für einen Tag ausprobieren. Ich garantiere dir, die Assistenssyteme werden dich überzeugen und das Fahrgefühl ist unbeschreiblich!! Danach wird dir jede Fahrt mit einem verbrenner vorkommen wie ein riet auf einer Kutsche :-)TESLA hat eine Mission, alle anderen wollen nur Geld verdienen!!


FMausBO

28.06.2017 - 11:04 Uhr

Traurig, das der Ton in diesem Forum auch immer aggressiver wird. Beleidigungen und Herabwürdigungen haben in diesem Forum nichts zu suchen. IK_31! Benehmen ist keine Glückssache.


bert

28.06.2017 - 12:45 Uhr

@ Ik_31: mag sein, dass Tesla eine Mission hat. Die haben aber auch eine Verantwortung Ihren Mitarbeiter gegenüber - und zwar endlich mal Geld zu verdienen. Müssen ja keine Milliarden oder Millionen sein - eine schwarze Null würde reichen. Jeder andere Unternehmer der Jahr für Jahr 100 Mio verbrennt, hätte schon den Schlüssel umdrehen und das Laicht ausmachen müssen. Ausserdem - was der Kollege in Bezug auf Co2 Schrieb, entspricht 100%ig den Tatsachen. Der Fahrspaß ist was völlig anderes - wenn ich den will kann ich mir so einen Tesla kaufen, oder einen Sportwagen aus Zuffenhausen z.B. ?


egon samu

28.06.2017 - 15:01 Uhr

Nach dem Vorbild der E-Autosubvention erwarte ich von meinen Volksvertretern demnächst eine Unterstützung aus Steuergeldern für warmes Bier und Brötchen von vorgestern... Die sind fast genauso "gefragt" und praktisch wie Elektroautos.


K. Wempe

28.06.2017 - 16:50 Uhr

@ IK_31: (...) Nicht nur dass SIE andere Kommentatoren auf diesem Fachportal duzen und runtermachen, Sie haben auch keine Ahnung, aber davon eine ganze Menge. Als Merkel Anfang des Jahrzehnts die Mär von 1 Mio. E-Autos verbreitete, da haben die Menschen die schon einige Jahre Erfahrung in dieser Branche haben, herzlich gelacht. Und sie sollten Recht behalten. Die Vorschusslorbeeren in Ehren, aber Tesla (Musk) muss erst einmal beweisen dass er Großserie kann. Denn auch diese Marke hat neben dem Mythos auch jede Menge Probleme - und seit der Gründung 2003 noch kein Geld verdient bzw. 2016 gerade mal 7 Mrd. $ Umsatz gemacht. Und auch wenn einige 100 Tsd. Interessenten schon eine Anzahlung geleistet haben: Tesla muss abliefern und das Versprochene einlösen. Außerdem hat Tesla keine Mission, denn wie wir Kaufleute alle aus der ersten Berufsschulstunde BWL wissen: "Das primäre Ziel einer jeden Unternehmung ist die Gewinnmaximierung". Ihr Halbwissen gipfelt in der Feststellung dass "70 - 80%" der Altfahrzeuge ins Ausland verkauft wurden. Setzen - Fünf!!


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