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Klimafreundlich zur Arbeit: So soll die Zukunft des Pendelns aussehen

05.04.2022 08:17 Uhr | Lesezeit: 5 min
Die Denkfabrik Agora Verkehrswende fordert eine umfassende Reform des Pendelverkehrs.
© Foto: picture alliance / Fabian Nitschmann/dpa

Millionen von Menschen in der Bundesrepublik fahren mit einem Benziner oder einem Diesel zur Arbeit - auch weil der öffentliche Nahverkehr nicht gut genug ausgebaut ist? Das ist nur ein Dilemma, wenn es um die Zukunft des Pendelns geht.

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Millionen von Pendlern in Deutschland fahren jeden Tag oft weite Strecken zur Arbeit - meist mit dem Auto, meist alleine. Das ist nicht nur schlecht fürs Klima und droht die Infrastruktur zu überlasten. Sondern es treibe die Menschen in Zeiten des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine auch in eine "Ölpreisfalle", so die Denkfabrik Agora Verkehrswende - die nun in einer Studie Vorschläge für eine umfassende Reform des Pendelverkehrs macht.

"Pendlerinnen und Pendler brauchen von der Politik nicht immer neue finanzielle Entlastungen, sondern einen Plan, wie sie künftig klimafreundlich zur Arbeit kommen können", sagte Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende. Es müsse eine grundlegende Trendwende im Pendelverkehr eingeläutet werden. Dazu müsse der Bund den Kommunen weitreichendere Entscheidungsfreiheiten einräumen.

Die Ampel-Koalition hatte im Februar im Zuge eines ersten Entlastungspakets angesichts gestiegener Energiepreise beschlossen, die Pendlerpauschale für Fernpendler in der Steuererklärung anzuheben. Zugleich wurde vereinbart, dass in dieser Legislaturperiode eine Neuordnung der Pendlerpauschale angestrebt werden soll - um "ökologisch-soziale Belange" der Mobilität besser zu berücksichtigen.

Verkehrswende auf dem Weg zur Arbeit nötig 

Das nimmt Agora Verkehrswende auf und fordert eine Verkehrswende auf dem Weg zur Arbeit. Dafür sei ein Abbau von Autoprivilegien "unabdingbar", heißt es in der Studie. "Eine spürbare Reduzierung der Autonutzung im Berufsverkehr und der so verursachten CO2-Emissionen kann nur erreicht werden, wenn preisliche und infrastrukturelle Maßnahmen zur Begrenzung des Autoverkehrs ergriffen werden."

22,4 Prozent der klimarelevanten Emissionen des Personenverkehrs entfielen auf das Berufspendeln - diese ließen sich mit 95 Prozent fast vollständig dem Pkw-Verkehr anlasten. Dazu komme: Pendeln mit dem Pkw verbrauche wesentlich mehr Fläche als Pendeln mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Fahrrad oder zu Fuß. Die Politik habe über Jahrzehnte Anreize gesetzt, immer längere Arbeitswege in Kauf zu nehmen und diese vorrangig allein mit dem privaten Pkw zurückzulegen, so Hochfeld.

In der Studie von Agora Verkehrswende zusammen mit dem Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung in Dortmund heißt es, das Berufspendeln sei in Deutschland für rund ein Fünftel des Personenverkehrs verantwortlich. Seit 1976 hätten sich die mittleren Distanzen im Berufsverkehr von gut acht auf 16 Kilometer erhöht. Die Zahl der Menschen, die nicht in der Gemeinde arbeiten, in der sie wohnen, sei im Jahr 2020 mit 19,6 Millionen mehr als 30 Prozent höher gewesen als im Jahr 2000. Im Pandemiejahr 2020 hätten Pendlerinnen und Pendler zu 68 Prozent das Auto gewählt: "Dabei fahren sie praktisch immer allein."

Mehr mit Bussen, Bahnen und Fahrrädern fahren

Wenn es nach den Verkehrsexperten geht, könnte die Zukunft des Pendelns so aussehen: weniger mit dem Auto, viel mehr mit Bussen und Bahnen oder bei kürzeren Strecken mit dem Fahrrad. Deutliche Verlagerungseffekte könnten nur dann erreicht werden, wenn ein Maßnahmen-Mix Instrumente enthalte, die die Nutzung des Autos auf dem Weg zur Arbeit unattraktiv machten, heißt es: "Nur wenn die Pendelnden für die tatsächlichen Kosten für Autobesitz und Autonutzung aufkommen müssen, wird ein Umstieg auf alternative Verkehrsmittel in Erwägung gezogen."

Als Maßnahme genannt wird etwa eine City-Maut - und ein generelles Tempolimit von 30 Kilometern pro Stunde innerorts und weniger kostenfreie Parkplätze. Die Pendlerpauschale solle in ein Mobilitätsgeld umgewandelt werden, die Kfz-Steuer stärker an den CO2-Emissionen orientiert werden.

Ein zentraler Hebel ist laut Studie ein massiver Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, etwa durch eine höhere Taktung. Daneben gehe es darum, leistungsfähige Nahverkehrs-Achsen zu ergänzen - zum Beispiel durch Quartiersbusse und Fuß- und Radverkehrsangebote, um auch die erste und letzte Meile von Strecken unabhängig vom Auto zurücklegen zu können: "Wenn diese Tür-zu-Tür-Mobilität nicht gewährleistet werden kann, wird im schlechtesten Fall die komplette Pendelstrecke mit dem Auto zurückgelegt und die leistungsfähige ÖPNV-Verbindung entfaltet nicht ihre vollständige Wirkung."

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KOMMENTARE


mein name

06.04.2022 - 10:27 Uhr

Das kommt dabei heraus, wenn das geistige Prekariat eine Scheinstudie erstellt.


Baumgartner

06.04.2022 - 20:33 Uhr

Da ist nichts Neues dabei. Typische polemische Argumente für die keine Studie notwendig gewesen wäre. Zahlen, die vielleicht stimmen ohne zu hinterfragen, wie sie zustande kommen. Bevölkerungszuwachs findet nun mal weniger in den Ballungszentren als in Vororten statt. Und solange Verbindungen und Qualität von den öffentlichen Verkehrsmitteln nicht besser werden, wird es auch einfacher/komfortabler bleiben das eigene Verkehrsmittel zu benutzen (was ja auch beschrieben wird). Gemäss den Angaben entfallen 77,6% des vom Personenverkehr verursachten CO2 Ausstosses nicht auf den Pendlerverkehr. Diese werden dann durch all die vorgeschlagenen Massnamen bestraft, nur weil man den Pendlerverkehr eindämmen will? Als Denkfabrik dürfte auch ein wenig weitergedacht werden. Z.B. wie mit selbstfahrenden, (nahezu) klimaneutralen Mobilitätsvarianten, der Individual- mit dem öffentlichen Verkehr verbunden werden kann.


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