Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hält einen schnellen Erfolg des Elektroautos in Deutschland für unwahrscheinlich. "Trotz der ganzen Transformation werden wir auch 2030 noch einen hohen Anteil an Verbrennern und Hybridfahrzeugen haben", sagte Kretschmann der "Wirtschaftswoche". Das Fortführen dieser Produktionslinien sichere auch das Überleben der Zulieferindustrie. "Die Deckungsbeiträge beim Verbrenner sind eben ganz anders als beim Elektrofahrzeug", sagte der Grünen-Politiker.
Kretschmann sieht auch strategische Gründe, an Verbrennungsmotoren und Hybridfahrzeugen festzuhalten. "So lange wir bei den Batterien noch von Asien abhängen, ist es industriepolitisch gesehen nicht ratsam, nur auf einem Bein zu stehen."
Der Regierungschef verwies überdies auf die kritische Ökobilanz reiner Elektrofahrzeuge. "Die Elektrifizierung des Verkehrs macht nur Sinn, wenn der Strom aus erneuerbaren Energiequellen kommt." Davon sei man aber noch weit entfernt. Das gelte erst recht, wenn künftig auch Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe breiter eingesetzt werden. "Denn die brauchen ja noch mehr Energie in der Herstellung."
"Auch Grüne fahren Auto"
Der Grünen-Politiker versicherte, dass seine Parteifreunde kein Problem mit dem Auto und der Fahrzeugindustrie haben. "Auch Grüne fahren Auto", sagte er. Es komme allerdings auf dessen Emissionen an. "Ein Auto, das keine Schadstoffe mehr emittiert, ist nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung."
Skeptisch sieht der Ministerpräsident des Autolandes die Entwicklung des autonomen Fahrens. Dafür fehle noch die notwendige Infrastruktur. "Dass wir irgendwann bei einer Überlandfahrt das Steuer aus der Hand geben und die Zeitung lesen können, ist noch Zukunftsmusik."
Rund 30 Prozent (Stand 2019) des Industrie-Umsatzes entfallen im Südwesten auf die Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen. Die Exportquote liegt bei 70 Prozent. (dpa)
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