Die Nachfrage nach Autos steigt. Die Frühjahrsbelebung zeichnet sich sowohl bei Neu- als auch bei Gebrauchtwagen ab. So verzeichnet das Kraftfahrt-Bundesamt im ersten Quartal dieses Jahres vier Prozent mehr Zulassungen im Vergleich zum ersten Quartal 2023. Getoppt wird die Entwicklung von den Gebrauchtwagenumschreibungen, die sogar um acht Prozent höher liegen als im Vorjahresquartal.
Untermauert wird dies vom aktuellen "MarktReport" der Fahrzeugbörse Autoscout24. Deren Gebrauchtwagen-Nachfrage-Index (AGNI) zeigt an, dass der Markt aktuell in Bewegung ist. So liegt der AGNI nicht nur zehn Prozent über Vorjahreswert, er notiert sogar um 22 Prozent höher als noch im vierten Quartal 2023.
Lagerbestände gehen zurück
Das hat zufolge, dass die Gebrauchtwagenbestände der Händler zumindest leicht rückläufig sind (minus ein Prozent). "Hier spielt auch die kürzlich eingeführte WLTP-Kennzeichnungspflicht für Neuwagen und junge Gebrauchte eine Rolle, da die Händler diese Fahrzeuge weniger inserieren, bis sie die Nachweise vorlegen können", erklärt Stefan Schneck, Autoscout24-Vertriebschef für Deutschland. Zudem geht Schneck davon aus, dass sich langsam, aber sicher der fehlende Nachschub an mitteljungen Gebrauchten im Alter von zwei bis drei Jahren bemerkbar macht, die zu Lockdown-Zeiten weniger produziert werden konnten. "Greifen die Verbraucher künftig verstärkt zu attraktiven Neuwagen oder weichen sie auf günstige ältere Gebrauchte aus? Die nächsten Monate werden zeigen, welche Altersklasse das fehlende Mittelfeld kompensieren muss", so Schneck.
Alles im grünen Bereich? Nicht ganz.
Ein wichtiges Kriterium passt nicht zum Trend: Die Gebrauchtwagenpreise geben weiter nach: Um sechs Prozent liegen sie im ersten Quartal 2024 hinter den Werten des Vorjahreszeitraums zurück – und auch im März deutete sich keine Trendumkehr an. Im Durchschnitt lag der GW-Preis bei 27.035 Euro und damit 2.150 Euro niedriger als zum Allzeithoch im März 2023. Besonders dramatisch bleibt der Preisverfall laut MarktReport bei gebrauchten Elektrofahrzeugen. Hier beträgt die Differenz fast 11.000 Euro gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Zu den größten Verlierern zählen hier Audi e-tron (minus 32 Prozent), Tesla Model S (minus 31 Prozent) und VW ID.3 (minus 27 Prozent).
Wie der MarktReport weiter zeigt, nähern sich die Durchschnittspreise von Verbrennern und E-Autos verstärkt an. Während E-Autos noch vor einem Jahr 38 Prozent mehr kosteten als ein durchschnittlicher Gebrauchter, beläuft sich der Preisunterschied aktuell nur noch auf neun Prozent.
Ein ähnliches Bild wie bei den Beständen ergibt sich beim Blick auf die Standzeiten: Diese haben sich von Februar auf März 2024 um rund zwei Prozent reduziert, sind aber im Vergleich der ersten Quartale 2024 und 2023 um 14 Prozent gestiegen. Nach wie vor steht ein Gebrauchter somit durchschnittlich über 100 Tage auf dem Hof eines Händlers, bis er einen Käufer bzw. eine Käuferin findet. Allerdings ist die Dauer der Standzeiten stark von Marke und Modell abhängig.
Laut MarktReport steht ein Dacia mit 70 Tagen die kürzeste Zeitspanne, bis er verkauft wird. Es folgen Skoda mit 85 Tagen und Honda mit durchschnittlich 88 Tagen. Am meisten Geduld müssen Händler von Luxusmarken mitbringen. So verlässt ein Ferrari den Hof eines Händlers im Schnitt erst nach 163 Tagen, ein Maserati nach 181 Tagen und ein Jaguar-Händler muss sogar 186 Tage bis zur Schlüsselübergabe rumbringen.
Robuster Leasingmarkt: E-Autos mit Trendwende
Der Leasingmarkt zeigt sich im abgelaufenen Quartal widerstandsfähig und präsentiert sich mit guten Werten bei Angebot und Nachfrage, wie die Quartalsauswertung von Autoscout24-Tochter Leasingmarkt.de zeigt. Zwar erreiche die durchschnittliche Leasingrate nicht mehr die Spitzenwerte von Ende 2022, als sie zeitweise auf über 320 Euro kletterte. Mit durchschnittlich 280 Euro im März 2024 liegt sie aktuell aber auf einem vergleichsweise hohen Niveau.
Bemerkenswert ist die Entwicklung bei geleasten Elektrofahrzeugen: Durch den Wegfall des Umweltbonus gingen die Anfragen hier von November 2023 bis Januar 2024 um rund 70 Prozent zurück. Kurz darauf folgte die Trendwende und die Anfragen stiegen von Januar bis März um mehr als 130 Prozent. Im Ergebnis wurden im März 2024 sogar mehr Elektroautos angefragt als im Durchschnitt des für Elektroautos so guten Leasingjahres 2023. Grund für diese Entwicklung dürften die Preisanpassungen der Hersteller bei Elektroautos sein.