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Renault Mègane E-Tech Electric: Schnell leer, schnell voll

30.12.2022 07:00 Uhr | Lesezeit: 4 min
Renault Mègane E-Tech Electric
© Foto: Timo Bürger/Autoflotte

Vieles gefällt an dem schicken Elektro-Franzosen. Beim Tempomaten gibt’s allerdings Nachholbedarf - und beim Laden eine Faustregel.

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Die gute (alte) Kompaktklasse: Wohl in keinem anderen Segment (abgesehen von den Kompakt-SUV) tummeln sich so viele Modelle. So ziemlich jeder Autobauer hat einen Kompaktwagen im Portfolio – die wenigsten allerdings einen mit vollelektrischem Antrieb. Die deutschen Premiumhersteller Audi, BMW und Mercedes stehen diesbezüglich mit völlig leeren Händen da, den Ford Focus gibt’s nicht elektrifiziert (und bald gar nicht mehr) und der elektrische Opel Astra ist noch nicht auf dem Markt. Einzig VW kann mit dem ID.3 eine Elektro-Kompakten offerieren. Der neue Renault Mègane E-Tech Electric ist so gesehen also wirklich etwas Besonderes.


Renault Mègane E-Tech Electric Fahrbericht (2022)

Renault Mègane E-Tech Electric Fahrbericht (2022) Bildergalerie

Und dieser besondere Franzose begrüßt den sich nähernden Fahrer mit einer Art Scheinwerfer-Feuerwerk, wie man es nur selten sieht: Da flackert die LED-Signatur, beim Öffnen der Türen wird der Renault-Rhombus auf den Asphalt projiziert, die versenkbaren Türgriffe werden ausgeklappt. Irgendwie charmant!

Anmutig wird es auch, sobald man im Innenraum ("openR Cockpit") Platz nimmt. Die Materialien machen einen wertigen und soliden Eindruck, an Gestaltung und Bedienbarkeit der Tasten und Knöpfe gibt es nichts auszusetzen, das Innenraum-Design wirkt stimmig und gefällt. Der große Touchscreen (Rekord laut Renault mit 774 Quadratzentimeter) punktet mit hoher Sensitivität, auch während der Fahrt lassen sich die meisten Funktionen unkompliziert bedienen.

Und auch nach viel "Betatschen" bleibt das Display erstaunlich sauber. Etwas gewöhnungsbedürftig: Für die Klimatisierung (Temperatur und Lüftungsausrichtung) gibt es separate Schalter unterhalb des Screens – die Sitzheizung wird dann aber wieder über das Display geregelt. Die ist an diesen eiskalten Tagen eine Wohltat, kommt sie doch sehr schnell auf Touren. Eher mau dagegen (und selbst nach zehn Minuten nur lauwarm) arbeitet die Lenkradheizung.

TESTBERICHTE AUTOFLOTTE

Vorne sitzt man bequem, wenngleich der Testwagen nicht die hochwertigsten Sitze verbaut hat. Lederbezug und Massagefunktion (inkl. "Memory"-Einstellung) sind nur für die höchste Ausstattung "Iconic" zu bekommen. Immerhin gibt es eine elektrisch verstellbare Lordosenstütze. Umständlich ist es, die Lehen, richtig zu justieren, da man nur mit Mühe an den dafür notwendigen Griff gelangt. Platz ist für Erwachsene zumindest auf den vorderen Sitzen genügend vorhanden. Hinten wird es allerdings eng: Mit 4,20 Metern Länge rangiert der Renault am unteren Ende der Kompaktklasse – und vor allem die Coupé-artige Silhouette beschneidet den Platz im Fond doch erheblich.

Apropos hinten: Die Sicht nach hinten ist quasi nicht vorhanden – da hätte Renault die Heckscheibe auch zubetonieren können: Die C-Säulen sind einfach zu wuchtig, zur Einschränkung des Ausblickes tun die drei Kopfstützen ihr übriges. Auch in die andere Richtung wird der Blick etwas eingeengt – die A-Säulen sind ebenfalls nicht gerade schmächtig geraten.


  • Länge: 4,20 Meter, Breite: 1,77 Meter, Höhe: 1,51 Meter
  • Radstand: 2,69 Meter, Kofferraumvolumen: 440 – 1.392 Liter
  • Elektromotor mit 160 kW/218 PS, Lithium-Ionen-Batterie mit 60 kWh
  • Drehmoment 300 Nm, 0 -100 km/h: 7,4 s, Vmax: 160 km/h
  • Stromverbrauch: 16,1 kWh/100 km (WLTP), CO2-Ausstoß: 0 g/km, Reichweite: 450 km
  • Ladezeiten (100 Prozent) 6 h 25 min bei 11 kW Wallbox. 3 h 10 min bei 22 kW
  • 1 h 14 min an DC-Schnelllader 130 kW
  • Wartungsinterwall: 30.000 km/1 Jahr; Garantie Elektro-Antrieb: zwei Jahre
  • Preis Testwagen: ab Euro 42.689Euro (alle Preise netto zzgl. MwSt.)


Kommt der gut 1.700 Kilogramm schwere Renault Mègane E-Tech Electric erst einmal in Fahrt, gibt es nichts auszusetzen. Das Fahrwerk ist komfortabel bis leicht straff ausgelegt, zudem rollt der Wagen geschmeidig und nicht allzu akustisch aufdringlich über die 20-ZoU-Leichtmetallräder Soren ab und auch die Windgeräusche halten sich bei moderat schnellem Autobahntempo in Grenzen. Das Autobahntempo wird zuweilen überraschend vom oft benutzten intelligenten adaptiven Tempomaten bzw. der Verkehrszeichenerkennung mit Geschwindigkeitswarner beherzt reduziert: Dann identifiziert das System nicht die Tempolimit-Schilder der eigenen Fahrspur, sondern die der Nebenfahrbahn oder des Autobahnzubringers – und bremst das Fahrzeug urplötzlich ab.

Und freilich – wer bei dieser nasskalten Witterung allzu forsch aufs Pedal latscht, bekommt sein forsches Auftreten mit einem Durchdrehen der Räder quittiert – Fronttriebler mit ordentlich Power eben.


Renault Austral (Fahrbericht)

Renault Austral (Fahrbericht) Bildergalerie

Verbaut ist im Franzosen eine 60 kWh große Batterie. Die sollte laut Datenblatt vollgeladen für 450 Kilometer Reichweite gut sein. Papier ist das eine, Winter das andere. In diesen zwei Testwochen im Dezember 2022 bei teilweise frostigen Temperaturen unter null Grad Celsius und zurückhaltender Fahrweise waren nie mehr als 260 Kilometer drin. Heißt: Von München bis Stuttgart schafft man es problemlos mit einer Ladung - die angegebene Reichweite halbiert sich aber fast im Winter. Das kann man Renault aber nicht ankreiden – denn der nach über 2.000 Kilometern attestierte Durchschnittsverbrauch von 21,6 kWh geht angesichts der Witterung völlig in Ordnung.

Umso wichtiger ist es, das Fahrzeug wieder schnell mit Strom zu versorgen – und das klappt beim Renault ziemlich gut: Ist der Akku nur zu einem Zehntel gefüllt, startet der DC-Ladevorgang tatsächlich mit dem versprochenen Maximum von 130 kW. Für alles anderen Batteriezustände gilt die 50/50-Fausregel: Startet der Ladevorgang bei etwa 50 Prozent Akkuladung, wie mit etwa 50 kW geladen. Insgesamt ist der Renault in eineinviertel Stunden komplett voll, an der Wallbox (11 kW) dauert es laut Hersteller sechseinhalb Stunden, bei 22 kW sind es knapp dreieinhalb Stunden.

Wer das recht üppige und zweithöchste Ausstattungsniveau "Techno"noch verfeinern will, ist mit dem Augmented Vision & Advanced driving-Paket (2.185 Euro netto) gut bedient: Das beinhaltet u.a.

  • die geschilderten intelligenten adaptiver Tempopiloten
  • den Rückfahr-Notbremsassistenten, Querverkehrs-Warner;
  • Toter-Winkel-Warner mit aktivem Lenkeingriff
  • rahmenloser Innenspiegel automatisch abblendend mit Heckkamera-Display (n den sich die Augen erst einmal gewöhnen müssen)
  • 360°-3D-Kamera (die im Winter gerne mal verschmutzt)
  • Einparkhilfe vorne, hinten und seitlich mit Easy-Park-Assistent

Eine gute Investition ist sicherlich auch die Wärmepumpe (924 Euro netto) und das OpenR link Infotainmentsystem 12-Zoll mit Harman/Kardon Soundsystem, das in den Kompaktklässler einen wohlig-raumfüllenden Klang liefert.

Wer sich für den Renault Mégane E-Tech entscheidet, macht nichts falsch – vorausgesetzt, er legt keinen Wert auf üppige Platz- und Ladeverhältnisse. Damit kann der Franzose nicht dienen – wohl aber mit einem überzeugenden E-Antrieb und durchaus akzeptabler Ladeleistung, einer wertigen Ausstattung, schönen Komfort-Features und dem einem oder anderem charmanten Detail.

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#Kompaktklasse

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KOMMENTARE


N.Eutrum

30.12.2022 - 09:11 Uhr

Ok. - nach Abzug der - hoffentlich noch zu erwartenden - Prämien, bekomme ich dann für 42.800,-- € inkl. MwSt. ein Auto, welches für die Kurzstrecke in der Anschaffung sehr teuer - und für die Langstrecke so gar nicht zu gebrauchen ist . Wieder mal ein gelungenes Beispiel dafür, welchen Irrweg diese Mobilitätswende gerade nimmt. Trotzdem - Wünsche ein gutes neues Jahr !


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