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Fahrbericht Toyota bZ4X: Spät, aber nicht zu spät

28.02.2022 10:07 Uhr | Lesezeit: 4 min
Der Toyota bZ4X überzeugt bei einer ersten Ausfahrt.
© Foto: Toyota

Das japanische Elektro-SUV ist quirlig unterwegs - und die Reichweite geht auch völlig in Ordnung.

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Die Elektromarke Tesla war der erste Autohersteller, der batterieelektrische Mobilität in praxistauglicher Form anbieten konnte. Die Marke wurde und wird noch immer wie kaum ein anderer Autobauer gehyped, aber: Volkswagen hat in Deutschland letztes Jahr fast doppelt so viele Elektroautos zugelassen wie Tesla. Daher wäre es vermessen zu sagen, Toyota sei mit seinem elektrischen bZ4X zu spät dran, um erfolgreich zu werden.

Toyota bZ4X ab gut 47.000 Euro

Ob potenzielle Kunden sich seinen kryptischen Namen merken können, wenn sie ins Autohaus strömen, um nach ihm zu fragen – das wird sich zeigen. Toyotas frisches, auf einer neu entwickelten Elektroplattform fußende Batteriefahrzeug startet im Juni ab 47.490 Euro, allerdings ist der Umweltbonus hier noch nicht mit eingerechnet. Der bZ4X wird wahlweise mit Vorderradantrieb (150 kW / 204 PS) oder als 160 kW / 218 PS starke, zweimotorige Allrad-Variante angeboten.


Toyota bZ4X

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Der Einstieg in die knapp über 1,65 Meter hohe Karosse gelingt tadellos. Die Japaner preisen ihr erstes einer breiten Masse zugängliches E-Auto als Crossover-SUV und RAV4-Schwestermodell an – zumindest kann man dem Stromer mit den markanten Radhausverkleidungen einen gewissen Trekkingcharme nicht absprechen.

Innen weht dem Fahrer eine Brise Prius entgegen: Vor allem das weit vom Lenkrad entfernte Kombiinstrument dürfte treuen Markenkunden bekannt vorkommen. Allerdings haben die Techniker an seiner Brillanz geschraubt. Gestochen scharf erscheinen nicht nur die Ziffern für das aktuell gefahrene Tempo und sonstige gerade benötigten Grafiken, sondern auch die Farbkarte auf dem wirklich nicht zu klein geratenen Zentralscreen.

Bei der Bedienung bleiben sich die Japaner treu, die Zahl der anwählbaren Icons sind immens. Und es gibt noch physische Schalter im Bereich der Mittelkonsole und auf dem Lenkrad sowie berührungsempfindliche Touchflächen, die zur Steuerung der Klimaautomatik bestimmt sind. Verspielter könnte es kaum zugehen, doch auch diese Art hat zweifellos ihre Fans.

Flott unterwegs

Wenn man sich in der betont großzügigen Kabine eingerichtet hat, kann es losgehen. Und das passiert nach der Anwahl der Fahrstufe „D“ nahezu lautlos, aber mit ordentlich Punch (7,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h). Kein Wunder angesichts 218 Pferdestärken und zweier angetriebener Achsen. Mangelnde Traktion ist das geringste Problem, wenn man den knapp 4,70 Meter messenden Allrounder über kurvige Landstraße das Hochland um Barcelona herum hinauftreibt. Schon eher, dass die Gefahr besteht, saftige Strafzahlungen für zu schnelles Fahren aufgebrummt zu bekommen – also Augen auf bei der Tempowahl, 90 km/h sind schneller überschritten, als einem lieb ist.

Doch der Druck verlockt, und obwohl der bZ4X kein Sportler ist, macht es Spaß, ihn mit Schmackes in die Kehre zu werfen, was dank Elektronik und satter Zugkraft mit allen vier Rädern zur recht neutralen Angelegenheit wird. Natürlich geht dieses Fahrverhalten auch auf das Konto der im Bereich des Wagenbodens montierten Batterie und des damit verbundenen niedrigen Schwerpunkts.


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Freuen dürfen sich Interessenten schon jetzt auf die allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt lieferbare „by wire“-Lenkung. Dann bestimmt der Rechner abhängig vom jeweiligen Fahrumstand, welcher Lenkeinschlag dem Lenkwinkel zugewiesen wird. Dadurch wird der elektrische Toyota vielleicht nicht unbedingt drahtiger, aber definitiv leichter einzuparken. Denn erkennt er eine Rangier-Situation, kann er eine deutlich längere Lenkübersetzung simulieren und einen kompletten Einschlag schon mit einer halben Lenkradumdrehung realisieren.

Abseits der Landstraße lotsen die Techniker den Neuling durch einen Parcours mit tiefem Matsch, auch vergleichbar mit einer Tiefschnee-Situation. Und dann – passiert erst einmal nichts, die Räder scharren, das Vehikel scheint hilflos steckenzubleiben. Doch nach dem Aktivieren des entsprechenden Fahrprogramms beschleunigt der bZ4X schon bei geringem Fahrpedalwinkel wie wild, und nicht nur das.

Eine spezielle Traktionsregelung schafft es jetzt, den Allradler eindrucksvoll aus dem Schlamm zu treiben. Wenn das in der Praxis beispielsweise auf verschneiten Straßen nur halb so gut klappt wie hier auf der Demo-Fahrt, könnte der Stromer noch zum Liebling von Hochgebirgsbewohnern werden, die häufig mit widrigen Wetterverhältnissen konfrontiert werden.

Batterie mit 71 kWh

Zum Schluss noch ein paar Wörter zur Ladetechnik – beim Elektroauto schließlich ein zentraler Punkt im Hinblick auf die Praxistauglichkeit. So installieren die Ingenieure obligatorisch eine Batterie mit 71 kWh, was in diesem Segment schon als großer Akku gelten darf. Die kombinierte Reichweite beziffert Toyota mit mindestens 410 Kilometern. Wie schnell die Batterie mit Gleichstrom im Schnitt lädt, muss sich in späteren Tests noch erweisen.

Fahrzeugseitig sind bis zu 150 kW Ladeleistung möglich. Interessant wird sein, ob der Japaner auch mit 22 kW-Wechselstrom-Ladegerät zu haben sein wird. Über eine Wärmepumpe verfügt der bZ4X jedenfalls, so dass die Heizleistung den Stromspeicher nicht allzu sehr belastet. Die ersten beiden Buchstaben des Modellnamens "bZ" stehen übrigens für "beyond Zero" – und der 4X soll nur der Auftakt einer ganzen Elektroauto-Modellfamilie sein.


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