Von Michael Gebhardt/SP-X
Levorg? Eine Elfen-Figur aus "Herr der Ringe"? Eine fremde Existenz, irgendwo im Star-Wars-Imperium? Nein, die Wahrheit ist um einiges weniger spannend: Levorg ist ein Kofferwort aus Legacy, Revolution und Touring und steht für Subarus Mittelklasse-Kombi, der sein Glück im VW-Passat-Segment-Klasse versucht. Mit zugegeben mäßigem Erfolg: Nur 238 der mindestens 29.990 Euro teuren Levorgs hat Subaru dieses Jahr in Deutschland bislang unters Volk gebracht, was ihn nach dem eingestellten WRX zum Ladenhüter der Japaner macht. Zum Vergleich: VW verkauft knapp 200 Passats – pro Tag.
Ein bisschen Elfen-gleich weltentrückt wirkt der Levorg allerdings tatsächlich: Boxermotor und Allradantrieb versprechen Fahrspaß, das CVT-Getriebe lässt eher Langeweile vermuten und die große Hutze auf der Motorhaube sieht aus wie aus dem Tuning-Handel und passt nicht so recht zum Rest des unaufgeregten Mittelklasse-Kombis. Eine gewagte Kombi, der Levorg-Käufer auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind: Auswahl gibt es weder bei Antrieb, Schaltung noch Motor. Und das in einem Segment, wo nach wie vor der Diesel gefragt ist: Zwei Drittel aller Mittelklässler werden in Deutschland noch immer mit Selbstzünder bestellt – eine Technik, der Subaru nach einem nur kurzen Intermezzo wieder den Rücken zugekehrt hat.
Unter der wuchtigen Levorg-Haube steckt also immer der turbogeladene 1,6 Liter große Boxer mit 125 kW / 170 PS, der seiner Arbeit so nachgeht, wie man es von einem Boxer erwartet: kräftig, ruhig und kultiviert. Mit 250 Newtonmeter schiebt das flach bauende Triebwerk den 1,6 Tonnen schweren Subaru mühelos an, der Levorg sprintet in 8,5 Sekunden auf Tempo 100 und ist dabei kaum zu hören – würde ihn die stufenlose Automatik beim Beschleunigen nicht zu hohen Touren zwingen, merkte man gar nicht, das er da ist. Am CVT-Getriebe scheiden sich wieder einmal die Geister: Natürlich hemmt es die Dynamik ein bisschen und arbeitet nicht so geschmeidig wie ein moderner Wandler. Doch der Levorg will kein Sportwagen sein, sondern ein solider Alltags-Begleiter. Und bei normaler Fahrweise verhält sich das CVT absolut unauffällig.
Subaru Levorg (2018)
BildergalerieDass die Kombination nicht wirklich sparsam ist, steht auf einem anderen Blatt: Auf dem Papier laufen zwar nur 7,2 Liter Benzin durch die Kraftstoffleitung, in der Praxis aber näherte sich der Verbrauch schnell auch der Zehn-Liter-Marke. Dazu trägt freilich auch die permanente Kraftverschiebung zwischen den Achsen ihren Teil bei. Andererseits sorgt sie aber für eine ordentliche Portion Souveränität, und zusammen mit dem tiefen Schwerpunkt liegt der Levorg satt und sicher auf der Straße. Dazu passt auch die feinfühlig arbeitende Lenkung, deren Befehle der Subaru unmittelbar umsetzt. Kritik ruft nur der eigentlich kommod abgestimmte Unterbau hervor, vor allem bei niedrigem Tempo wissen Federn und Dämpfer aber manchmal nicht so recht, wie sie mit Trambahnschienen oder Schlaglöchern umgehen sollen und reichen diese dann ziemlich unverblümt in den Innenraum weiter.
Das Interieur wird es eher nicht aufs Cover von "Schöner Wohnen schaffen. Funktional, schlicht und – abgesehen von dem aufgesetzten Infodisplay auf der Mittelkonsole – auch recht übersichtlich präsentiert sich das Cockpit. Statt den Innenraum in eine Wellness-Oase verwandeln zu wollen, setzt Subaru lieber auf das, was sich seit Jahren bewährt hat:klassische Instrumente und echte Tasten und Schalter. Dazu kommen reichlich Ablagen, zahlreiche USB-Anschlüsse und (in der 37.200 Euro teuren Top-Ausstattung) ein gut zu bedienendes Touchscreen-Navi-und-Infotainmentsystem. Einziges Manko: Trotz seiner stattlichen 4,70 Meter Länge ist der Subaru innen nicht sonderlich geräumig und auch der Kofferraum zählt mit 522 bis 1.446 Litern nicht zu den größeren seiner Klasse.
Nette Spielereien verspricht das Kamerasystem
Während Subaru einerseits auf grundsolide Technik setzt, erlauben sich die Japaner andererseits ein paar nette Spielereien: Zum Beispiel behält der Levorg an der Ampel den Verkehr im Blick, und gibt Bescheid, wenn es weitergeht. Und es gibt einen Innenspiegel mit Kamerafunktion: Ist die Sicht nach hinten versperrt, zeigt der Rückspiegel per Tastendruck ein Kamerabild des Blicks nach hinten. Auch das Bild der Frontkamera kann man sich hier anzeigen lassen, vor allem bei höherem Tempo fliegt dann allerdings nur die Landschaft vorbei. Hilfreich ist die Funktion vor allem in engen Baustellen. Schade nur, dass die ebenfalls der höchsten Ausstattung vorbehaltenen Kameras nicht gleich auch die Parkpiepser mitbringen – die müssen immer extra dazu gekauft werden und kosten für vorne und hinten über 1.000 Euro. Das ist dann schon weniger solide.
Peter Kreil