Bei allem Hype ums SUV, bei deutschen Autofahrern steht nach wie vor auch der klassische Kombi weit oben auf der Beliebtheitsskala. Je nach Segment entscheiden sich bisweilen bis zu 90 Prozent der Kunden für diese Variante, wie beispielsweise dies beim VW Passat der Fall ist. Ähnlich sehen die Zahlen in der Premium-Mittelklasse aus, wo Audi, BMW, Mercedes und Volvo mit A4 Avant, 3er Touring, C-Klasse T-Modell und V60 zu Hause sind. Für Hyundais noch junge Nobel-Tochter Genesis der Grund, genau hier einen Fuß in die Tür zu setzen.
Gelingen soll dies mit dem G70 Shooting Brake, einem sportlich gezeichneten Kombi, der speziell für den europäischen Markt entwickelt wurde und ab 40.300 Euro angeboten wird. Erkennbar ist der Koreaner an seinen waagerecht geteilten Quad-Scheinwerfern und Rückleuchten sowie an dem schildförmigen Grill. Ein Hingucker ist der Genesis allemal.
Zum Erfolg braucht es Besonderheiten
Die Strategen in Seoul wissen allerdings sehr wohl, dass es mehr als extravagantes Design bedarf, in diesem schwierigen Umfeld dem Kunden eine neue Marke schmackhaft zu machen. Gerade der deutsche Markt zählt zu den anspruchsvollsten überhaupt. Da braucht es Besonderheiten, Alleinstellungsmerkmale, von Marketing-Menschen auch gerne USP (Unique Selling Propositions) genannt.
Doch welche Trümpfe kann hier Genesis beim G70 Shooting Brake neben dem Design ausspielen? Ist es vielleicht der besondere Antrieb? Eher nicht, denn in der Preisliste ist weder ein Plug-in-Hybrid noch ein batterieelektrischer Motor zu finden. Genesis hat sich ganz nach traditioneller Art für einen Benziner und einen Dieselmotor entschieden. Beide Aggregate sind Turbo-Vierzylinder, eine zusätzliche Elektrifizierung (Mild-Hybrid) gibt es nicht. Sehr klassisch haben die koreanischen Ingenieure auch das Antriebs-Layout ausgelegt: längseingebauter Motor vorn, Automatikgetriebe, Kardanwelle, Hinterradantrieb. Optional kann Allradantrieb gewählt werden, jedoch nicht für jede Motorisierung.
Genesis G70 Shooting Brake
BildergalerieKunde steht im Mittelpunkt
Ein echtes Alleinstellungsmerkmal soll bei Genesis dagegen das Kümmern um den Kunden sein. "Er steht bei uns klar im Mittelpunkt", verspricht Dominique Boesch, Managing Director von Genesis Motor Europe. Der spezielle Service beginnt mit dem GPA, dem Genesis Personal Assistant. Dieser persönliche Berater weist den Interessenten nicht nur in die Welt von Genesis ein und wickelt den Verkauf ab, sondern steht dem Kunden im Rahmen eines Service-Pakets auch für fünf Jahre als Ansprechpartner zur Verfügung. "Neben einer Fahrzeug- und Mobilitätsgarantie umfasst das Paket alle planmäßigen Wartungsarbeiten und die Bereitstellung eines Ersatzwagens", sagt der Genesis-Manager. Eine Werkstatt muss der Kunde nicht aufsuchen, der Wagen wird bei ihm zu Hause abgeholt und dorthin auch wieder zurückgebracht. Boesch: "Wir schenken dem Kunden Zeit."
Bei der Gestaltung des Interieurs hält sich Genesis dagegen eher an Gewohntes. Der Innenraum wirkt gediegen und luxuriös, das Cockpit bildet eine gute Mischung aus Digitalisierung, Touchscreen und klassischen Knöpfen und Schaltern. Dahinter steckt Kalkül: Man will den neu gewonnen Kunden bei der Bedienung mit einer erst in diesem Jahr bei uns gestarteten, neuen Automarke nicht überfordern. Und das klappt. Vieles im G70 lässt sich intuitiv bedienen, auch die Sprachsteuerung funktioniert gut. Etwas Eingewöhnung erfordert hingegen die Aktivierung mancher Assistenzsysteme. Hat man dies jedoch auf dem Schirm, fährt der G70 Shooting Brake auf der Autobahn nahezu alleine. Lediglich die Hände müssen am Lenkrad bleiben.
Recht hoher Verbrauch
Am Fahren selbst gibt es nichts zu mäkeln, Diesel wie Benziner bilden in Verbindung mit der Achtgang-Automatik eine prima Antriebskombination. Der G70 rollt leise und federt komfortabel, die Leistungen von 192 bis 245 PS sind mehr als ausreichend für jede Verkehrssituation. Ein wenig gewundert hat uns der Verbrauch. Beim Benziner standen etwas über 9, beim Diesel 7,6 Liter auf dem Display des Bordcomputers, obwohl auf der Autobahn nicht schneller als 120 km/h gefahren wurde. Zu den knauserigen Kombis in seiner Klasse zählt der G70 Shooting Brake also nicht.
Eher schon zu den Lademeistern. Und dies trotz seiner hinten recht schräg abfallenden Dachlinie, die ja meist zu Lasten des Gepäckvolumens geht. Doch irgendwie haben es die Genesis-Designer geschafft, aus ihrem Shooting Brake mit 465 Litern (umgelegt 1.535 Liter) sogar ein Quäntchen mehr an Ladekapazität herauszuholen als Mercedes dies beim T-Modell der C-Klasse geschafft hat.