Von Peter Maahn/SP-X
Italien ist beliebt wegen seiner historischen Altstädte mit malerisch engen Gassen, weniger hingegen wegen seiner allgegenwärtigen Parkplatznot. Warum bringt Fiat also ausgerechnet im Mekka der Kleinwagen und verstopften Innenstäte einen großen Pick-up mit dem Gardemaß von 5,30 Metern? "Weil auch in Europa immer mehr Kunden diese Art von praktischen Autos lieben", sagt Stephane Gigou. "Unser Fullback ist die ideale Art, Beruf und Freizeit in Einklang zu bringen", preist der Europa-Chef von Fiat Professional sein Produkt. Seit rund neun Monaten verkaufen die Italiener den Geländeriesen mit Ladefläche auch in Deutschland, haben bislang 700 Kunden überzeugen können und setzen ihrem "Vollrücken" jetzt die Krone auf: Beim neuen, stylisch aufbereiteten Spitzenmodell Cross für immerhin 44.387 Euro ist daher viel Ausstattung inklusive.
Zur Erinnerung: Nicht überall, wo Fiat draufsteht, ist auch Fiat drin. Der Fullback ist nahezu identisch mit dem Mitsubishi L 200, wird von den Japanern in Thailand gebaut und vor Ort mit dem Fiat-Logo versehen. Da Mitsubishi mittlerweile zu Renault-Nissan gehört, ergibt sich die pikante Situation, dass sich der Turiner Konzern mit Hilfe des Pariser Konkurrenten die Pick-up-Lücke im Angebot schließt. Dem Kunden kann´s egal sein. Er bekommt mit dem neuen Fullback Cross ein robustes, auffallendes Auto, das alleine schon durch seine Größe ein Statement ist.
Wer die Sinnhaftigkeit eines Pick-ups nicht hinterfragt, kann dem Fullback Cross also durchaus Positives abgewinnen. Sicher ist das seitliche Erscheinungsbild wegen der durch die deutliche Fuge angepappt wirkenden Ladefläche Geschmackssache. Unbestritten ist dagegen die solide Technik eines der weltweit meistverkauften Fahrzeuge dieser Art, eine komfortable Kabine für fünf Erwachsene, die beim Topmodell durch Lederbezüge der Sitze aufgewertet wird und zu guter Letzt eine Ladefläche, die je nach Beruf oder Hobby genutzt werden kann. Ob Weinkisten für den Winzer, erlegte Wildschweine für den Jäger bis hin zum Surfbrett oder Motorcross-Bike für den Hobbysportler. Der Fullback schleppt was weg. Nachteil für die Urlaubreise: Wer sich nicht für gut 2.000 Euro eine Art horizontaler Jalousie als Abdeckung der Nutzfläche leistet, muss mit nassem Gepäck leben. Dieses Extra wird dann an dem aerodynamisch geformten Kunststoffbügel ohne Bohrungen befestigt.
Fiat Fullback Cross
BildergalerieTreuer Gefährte auch abseits fester Straßen
Von außen ist der Edel-Fiat zudem noch an der reichlichen Verwendung schwarzer Farbe zu erkennen. Ob die Speichen der Alu-Räder, das Trittbrett, die Umrandungen der Radhäuser oder das Kühlergrill – alles in Lifestyle-Mattschwarz. Hinzu kommt beim Cross noch der serienmäßige Einbau eines 7-Zoll-Touchscreen-Monitors für das Navi, piepsende Spurhaltewarnung, Rückfahrkamera oder DAB-Radio. Das Thema Allradtechnik wird durch einen Drehschalter bedient, der gleich vier Fahrmodi bereithält. Heckantrieb fürs normale Fortkommen, Allrad mit variabler Kraftverteilung auf beide Achsen, wenn´s nass oder eisig wird. Wer ins Gelände abbiegen will, wählt die Sperre des mittleren Differentials oder gar die Getriebeuntersetzung. Um einen Fullback Cross zu befreien, der im Sand oder tiefen Schnee gefangen ist, hilft die Sperre des hinteren Differentials. Mit all dem sollte der Italo-Japaner ein recht treuer Gefährte auch abseits fester Straßen sein.
Im Normalbetrieb kann die präzise Lenkung des Riesen ebenso überzeugen wie die Bremsen. Die Durchzugskraft des 2,4-Liter-Diesels lässt kaum Wünsche offen, auch wenn die etwas hektisch schaltende Wandlerautomatik dazu beiträgt, dass der Geräuschpegel der vier Zylinder immer wieder den Innenraum erobert. Wer ein solches Auto bewegt, muss auch damit leben, dass alles einen Grad härter ist, als von Pkw oder SUV her gewohnt. Das gilt vor allem beim Überqueren von Bodenwellen oder Querfugen. Alles kein Problem, aber eben recht typisch.
Unterm Strich bereichert das Topmodell des Fullback durchaus die noch recht kleine Riege der Pick-ups. Die Erfolgssignale sind vielversprechend: In Europa sollen bis Ende des Jahres rund 180.000 Pick-ups aller Marken neu zugelassen werden. Das sind 60 Prozent mehr als vor vier Jahren. Europa entdeckt den Pick-up, ob das nun vernünftig ist oder nicht.