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Zukunftspakt: VW baut in Deutschland 23.000 Stellen ab

18.11.2016 13:30 Uhr
Volkswagen hat sich mit dem Betriebsrat auf den Abbau von weltweit bis zu 30.000 Arbeitsplätzen in den kommenden Jahren geeinigt.
© Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Ein Zukunftspakt bei Volkswagen soll helfen, die Kernmarke zu sanieren. Bis zu 30.000 Stellen fallen weg, 23.000 davon in Deutschland. Einige Bereiche werden aber auch aufgestockt. Gelingt dem Konzern die Balance zwischen Sparkurs und Aufbruch?

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Der über Monate ausgehandelte Zukunftspakt bei Volkswagen bringt dem größten europäischen Autobauer empfindliche Jobkürzungen - gleichzeitig sollen wichtige neue Themen angegangen werden. Allein in Deutschland fallen bis zum Jahr 2025 bis zu 23.000 Stellen weg, wie Unternehmen und Betriebsrat am Freitag bestätigten. Der Abbau soll aber sozialverträglich erfolgen, etwa über Altersteilzeit. Weltweit werde VW bis zu 30.000 Jobs streichen, hieß es in Wolfsburg. Der gesamte Konzern beschäftigt insgesamt mehr als 624.000 Menschen, 282.000 davon in Deutschland. Der genaue Umfang der Kürzungen ist aus heutiger Sicht noch unklar - ebenso die Verteilung auf die Standorte.

Zugleich einigte man sich auf hohe Investitionen, um VW fit für die Zukunft zu machen. So sollen auch etwa 9.000 neue Stellen geschaffen werden, so dass in Summe 14.000 wegfallen. Die Standort-Verteilung hängt auch an der Frage, welche Mitarbeiter sich letztlich für den Schritt in die Altersteilzeit entscheiden werden. Bereits bis 2020 sollen die Kosten um 3,7 Milliarden Euro pro Jahr gedrückt werden.

VW-Markenchef Herbert Diess betonte: "Dieser Pakt ist für Volkswagen ein großer Schritt nach vorne, sicherlich einer der größten in der Geschichte des Konzerns." Bisher sei VW nicht gewappnet gewesen für den Wandel, bei der Produktivität habe man an Boden verloren. Bei der Rendite sei der Konzern weit abgeschlagen. "Volkswagen muss schnell wieder Geld verdienen und sich für den Zukunftssturm wappnen."

Größtes Modernisierungsprogramm der Kernmarke

Konzernchef Matthias Müller betonte: "Der Zukunftspakt ist das größte Modernisierungsprogramm in der Geschichte unserer Kernmarke." Er ermögliche vor allem einen Transformationsprozess mit Blick auf die Zukunftsthemen Elektromobilität und Digitalisierung. "Uns allen ist bewusst: Die eigentliche Arbeit beginnt erst jetzt", sagte er.

Betriebsratschef Bernd Osterloh, der anfangs große Differenzen mit Diess über die Ausgestaltung hatte, gab sich zuversichtlich: "Mit dem Zukunftspakt schaffen wir den Einstieg in eine neue Ära. Er stellt nach langem Ringen einen tragbaren Kompromiss dar." Zudem habe der Gesamtbetriebsrat bis Ende 2025 Beschäftigungsgarantien durchgesetzt.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der wie Osterloh auch im Aufsichtsrat von VW sitzt, würdigte die Einigung als klare und konsequente Orientierung an der E-Mobilität. Wolfsburg würde im VW-Konzern das Zentrum schlechthin für den IT-Bereich und strahle damit in die Region aus. "Wir werden diese Chance beherzt nutzen. Das ist das größte Umbauprogramm in der Geschichte des Unternehmens." Aber: "Die Landesregierung bedauert diesen Arbeitsplatzabbau sehr."

Alle Standorte bleiben erhalten

Es sollen aber alle Standorte erhalten bleiben. Mit dem Zukunftspakt wollen Betriebsrat und Unternehmen vor allem die aus Sicht aller Beteiligten nötigen Reformen bei der gewinnschwachen Kernmarke VW-Pkw mit Absicherungen für die Belegschaft vereinen. Der Abschluss war die Voraussetzung für den Investitionsplan des Autobauers bis 2021, über den der Aufsichtsrat am Freitag weiter beraten sollte. Dabei geht es um die Verwendung von insgesamt rund 100 Milliarden Euro.

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann, dessen Gewerkschaft in der Belegschaft von VW traditionell stark verankert ist, sieht nun "die Weichen für die Zukunft der Marke auf nachhaltiges Wachstums gestellt". Auch wenn es in mittlerer Frist weniger Jobs geben werde, lasse sich dies "weitgehend durch die Ausnutzung der Altersfluktuation" steuern. "Der Kündigungsschutz bis 2025 gibt alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und ihren Familien eine verlässliche Perspektive", ergänzte Hofmann. Dass nun aber Leiharbeiter ihren Hut nehmen müssen, sei schmerzlich.

Volkswagen hat derzeit an vielen Stellen zu kämpfen. Der Abgas-Skandal zwingt den Autobauer zum Sparen, zugleich muss der Konzern viel Geld in zentrale neue Trends der Branche stecken: Digitalisierung, Vernetzung, alternative Antriebe. Dazu hat die Pkw-Kernmarke seit langem ein Rendite-Problem. Der Hausmarke um Golf und Passat blieben zuletzt von 100 umgesetzten Euro nur rund 1,60 Euro als Gewinn, wovon dann noch Zinsen und Steuern abgingen.

Der Konzern will seine Ausgaben stärker im Zaum halten. Den Anteil der Sachinvestitionen am Umsatz will VW bis 2020 auf rund sechs Prozent senken. Insbesondere Investitionen, die nicht direkt mit Produkten zusammenhängen, sollen zurückgefahren werden. Der Fokus liege von nun an auf umweltfreundlichen Technologien sowie Digitalisierung und Vernetzung, hieß es. Im Konzernbereich Automobile hatte die Sachinvestitionsquote 2015 noch 6,9 Prozent betragen. Bereits für das laufende Jahr hatten die Wolfsburger die Investitionen von zuvor 13 Milliarden auf zwölf Milliarden Euro jährlich gesenkt.

"Wenn man sich nicht anpasst, geht man pleite"

Der Autoexperte Stefan Bratzel hält die beschlossenen Schritte bei VW für unerlässlich. "Wenn man sich nicht anpasst, geht man pleite", sagte er der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf die nötige Schwerpunktsetzung bei neuen Technologien wie Elektroautos und autonomem Fahren. "Dafür braucht man Spezialisten."

Ferdinand Dudenhöffer sieht eine wichtige Wende eingeleitet. "Fünf Jahre früher wäre sicher besser gewesen, der Konzern war lange blockiert", sagte der Professor der Universität Duisburg-Essen am Freitag. Für die nächsten fünf Jahre sollen bei dem Konzern nun in Werke und Anlagen, vor allem aber in die Zukunftsthemen Elektromobilität und Digitalisierung Milliarden investiert werden. Der Automobilwirtschafts-Experte Hans-Gerhard Seeba von der Ostfalia-Hochschule für angewandte Wissenschaften äußerte sich ähnlich. "Dieser Schritt hätte eher kommen können", sagte er. (dpa)

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KOMMENTARE


Joseph Le Bel

18.11.2016 - 11:32 Uhr

"...sanieren helfen? Sind wir schon soweit?


RR

18.11.2016 - 17:42 Uhr

schön umschrieben, wer muss also die Fehler der Führung aus der Vergangenheit bezahlen mit Zustimmung des Betriebsrates.


reske

18.11.2016 - 20:07 Uhr

Ja mit Personalabbau geht es immer. Und die hälfte der Händler würde auch vollkommen reichen. Warum jetzt die riesen Rabatte? Da verliert der Konzern an Glaubwürdigkeit und man verbrennt den GW-Markt. Hätte man vlt. frühzeitig die Vorstandsgehälter anpassen sollen?Wo ist der VOLKSWAGEN???


Max Graf

20.11.2016 - 22:55 Uhr

Hauptsache die Bosse erhalten ihre Millionen an Gehälter.


Mark Silk

21.11.2016 - 07:02 Uhr

Und so finanziert am Ende das Tages der deutsche Steuerzahler die milliardenschweren Bußgelder, die in die USA gepumpt werden. Eine äußerst trickreiche "Wirtschaftshilfe".


THK

21.11.2016 - 10:54 Uhr

"AUTOHAUS ist ein Fachmedium für die Automobilwirtschaft...." Die Kommentare belegen das Gegenteil .. Schade das sich dieses Medium zur 2. AutoBild entwickelt .. Mal erzählt jemand vom Verbrauch seines privaten Mercedes , mal steht hier so ein unqualifizierter Mist .. Der Abbau der Abreitsplätze erfolgt über Altersteilzeit . Was das mit Gehältern der Manager ( gerechtfertigt oder nicht ) zu tun hat , entschliesst sich meiner Kenntnis .. Die Leute wären auch ohne Abgaskrise entlassen worden..Eine Veränderung der Personalstrucktur wurde bereits im Mai 2015 angekündigt um die Rentabilität zu erhöhen .


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