Frau Labbé, viele unserer Kundinnen und Kunden haben zuletzt über zuweilen sehr lange Lieferzeiten gestöhnt. Für Sie als Vertriebsvorständin muss das eine unbefriedigende Situation gewesen sein, oder nicht?
Imelda Labbé: Absolut. Ich kann den Unmut unserer Kundinnen und Kunden auch vollkommen nachvollziehen. Stellen Sie sich vor, Sie entscheiden sich für den Kauf eines Neuwagens, fiebern der Auslieferung entgegen – und müssen dann monatelang auf ihr neues Auto warten. Das ist extrem unbefriedigend. Und zwar nicht nur für den Kunden, sondern auch für uns als Hersteller. Aber die gute Nachricht ist: Wir sehen Licht am Ende des Tunnels.
Inwiefern?
Imelda Labbé: Wir bekommen aus der Produktion positiv zurückgemeldet: Die deutschen Volkswagen Werke sind aktuell deutlich besser ausgelastet als im vergangenen Jahr. Unser Produktionsnetz in Deutschland hatte die Folgen der Corona-Pandemie, der weltweiten Chipkrise sowie der Ukraine-Krieg besonders stark getroffen.
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Unsere Marke hatte zu Jahresbeginn allein in Europa einen Auftragsbestand von rund 660.000 Fahrzeugen, der sich aufgrund des ausgelösten Teilemangels kontinuierlich aufgebaut hatte. Wir konnten die bestellten Fahrzeuge schlicht und ergreifend nicht bauen.
Und das ist jetzt vorbei?
Imelda Labbé: Ja, die Situation entspannt sich spürbar! Schauen wir uns zum Beispiel unser Stammwerk in Wolfsburg an. Im vergangenen Jahr konnte dort mit gut 400.000 Fahrzeugen gerade einmal die Hälfte der möglichen Kapazität produziert werden. Da war Kurzarbeit nahezu Normalfall im Werk. Das ist jetzt vorbei. Wir müssen seit diesem Monat sogar Sonderschichten einlegen, um die Produktionsziele zu erreichen und sind dankbar, dass alle Kolleginnen und Kollegen so motiviert mitziehen.
VW ID.7 (2023)
BildergalerieVW: Gestalten unsere Strukturen flexibler
Was bedeutet das konkret für den Kunden in Deutschland, wenn er heute einen Neuwagen bestellt?
Imelda Labbé: Bei den vollelektrischen Modellen unserer ID. Familie liegt die Lieferzeit aktuell bei zwei bis drei Monaten. Das hängt immer ein bisschen von der gewählten Ausstattung ab. Kunden, die sich für ein vorkonfiguriertes Fahrzeug entscheiden, können ihr Auto unter Umständen sogar noch kurzfristiger bekommen. Und auch bei den Verbrennern entspannt sich die Situation allmählich.
Gilt das nur für Deutschland – oder auch für andere europäische Märkte?
Imelda Labbé: Nein, das macht sich zum Glück in ganz Europa bemerkbar. In den meisten Märkten beträgt die Lieferzeit für unsere ID. Modelle derzeit knapp drei Monate.
Das heißt: Lange Lieferzeiten gehören der Vergangenheit an?
Imelda Labbé: Wir sehen klare Anzeichen, dass wir uns erholen. Aber natürlich kann niemand die Zukunft vorhersehen. Aus den jüngsten Krisen haben wir eine Menge gelernt, gestalten unsere Strukturen in der Produktion auch flexibler. Die neue Montage zum Beispiel, die in Wolfsburg gerade für die Elektroplattform MEB aufgebaut und in die bestehende Fertigung integriert wird, kann sowohl den vollelektrischen ID.3 als auch den neuen Tiguan gleichzeitig produzieren. Wir passen unsere Produktion also ganz nach dem Wunsch unserer Kunden an und können so künftig schneller reagieren und ausliefern.
sven
C.F.
Andree Mairle
Frank