Der weltgrößte Autobauer Volkswagen öffnet sein Fabrikdatennetzwerk nun auch für weitere Unternehmen. Zulieferer und Software-Anbieter sollen in der sogenannten "Industrial Cloud" des Dax-Konzerns Programme rund ums Management von Maschinen und der Logistik austauschen können, wie VW am Donnerstag mitteilte. Das soll Geld bei den Fertigungsabläufen einsparen, indem VW-Standorte rund um den Globus und auch die Partner auf Daten und Apps zugreifen können.
VW hatte vergangenes Jahr im Frühling angekündigt, ein eigenes standortübergreifendes Produktionsdatennetzwerk auf die Beine zu stellen. Darin werden Daten zum Materialfluss in den Fabriken oder zum Energieverbrauch von Maschinen bereitgestellt. Als Anbieter hatten die Wolfsburger den Weltmarktführer Amazon Web Services (AWS) ausgewählt, die Cloudsparte des US-Handelsriesen. Die Amerikaner stellen dazu auch Technologien rund um maschinelles Lernen und Datenanalyse zur Verfügung.
Neue Partner in dem Netzwerk sind nun unter anderem der Schweizer Elektro- und Automatisierungskonzern ABB sowie der Lackieranlagenhersteller Dürr. Der unter anderem auf Fertigungssoftware spezialisierte Siemens-Konzern war ohnehin schon als Integrationspartner mit an Bord. "Mit der Industrial Cloud schaffen wir eine Plattform, auf der unsere Partner ihre Software-Anwendungen bereitstellen können", sagte VW-Strategiemanager Nihar Patel. "Das unterstützt den Volkswagen-Konzern bei der Effizienzsteigerung seiner Werke."
Auf längere Sicht will VW das Datennetzwerk zu einem Marktplatz ausbauen, auf dem Anbieter mit ihrer Software auch Geld verdienen können. Ziel ist es, dass die weltweit mehr als 120 VW-Fabriken und auch die Lieferkette in den Datenaustausch eingebunden werden. Aus Sicht von VW kommt man so mitunter günstiger an Software, die man nicht mehr selber programmieren muss - und die Anbieter haben schnell einen möglichst großen Nutzerkreis.
Volkswagen will die Produktivität der Werke weltweit bis 2025 deutlich steigern. VW-Konzernchef Herbert Diess wollte den Konzern damit schon vor der Corona-Krise auf mehr Rendite trimmen. Derzeit geht der Manager davon aus, dass die Pandemie und ihre Folgen den Konzern bis mindestens 2022 belasten werden. (dpa)