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VW: Bonus trotz Abgas-Skandal

03.03.2016 09:12 Uhr
Bernd Osterloh
Bernd Osterloh: "Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Volkswagen haben im vergangenen Jahr eine sehr gute Mannschaftsleistung gebracht."
© Foto: VW

Die fetten Jahre sind vorbei - so sah es für die 120.000 Mitarbeiter im VW-Haustarif aus angesichts der verlustbringenden Diesel-Affäre. Denn es gib eine alternative Prämie.

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Von Heiko Lossie, dpa

VW zahlt seinen 120.000 Mitarbeitern im Haustarif trotz der milliardenschweren Belastungen aus der Abgas-Affäre auch für das Jahr 2015 einen Bonus. Der Konzern-Vorstandschef Matthias Müller und der Betriebsratsboss Bernd Osterloh einigten sich auf eine "Anerkennungsprämie", deren genaue Summe jedoch noch nicht feststeht. Das geht aus der zur Frühschicht an diesem Donnerstag verteilten Mitarbeiterzeitschrift "Mitbestimmen" hervor, von deren Inhalt die Deutsche Presse-Agentur erfuhr. Der Haustarifvertrag sichert eine Gewinnbeteiligung bei der Kernmarke VW-Pkw. Doch die steckt wegen Rückstellungen für die Abgas-Affäre derzeit tief in den roten Zahlen. 

Osterloh und Müller begründen die alternative Anerkennungsprämie mit einer herausragenden Leistung voll Mehrarbeit und Sonderschichten an den Standorten, aber auch mit dem Einstehen der Belegschaft für ihren Arbeitgeber in den schwierigen Zeiten des weltweiten Abgas-Skandals. Zur Summe der Prämie sagte Osterloh: "Über die konkrete Höhe müssen wir uns in weiteren Gesprächen verständigen." Der Bonus soll mit dem Mai-Entgelt 2016 fließen. Zuletzt vor rund einem Jahr hatte es mit der regulären Erfolgsbeteiligung für 2014 pro Kopf 5.900 Euro gegeben. Der Haustarif gilt für die sechs westdeutschen Werke Emden, Hannover, Salzgitter, Braunschweig, Wolfsburg und Kassel sowie für die VW-Bank.

Osterloh berichtet in der Zeitschrift: "Matthias Müller und ich sind uns einig, dass die Belegschaften an den VW-Standorten in 2015 eine herausragende Leistung erbracht haben. Sonderschichten und Mehrarbeit haben einmal mehr das Bild geprägt. Und auch angesichts von 'Dieselgate' steht die Belegschaft zu ihrem Unternehmen." 

"Sehr gute Mannschaftsleistung"

In der "Mitbestimmen", die etwa an den Eingängen der Werke ausliegt, betont Müller: "Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Volkswagen haben im vergangenen Jahr eine sehr gute Mannschaftsleistung gebracht. Mindestens ebenso wichtig ist: Sie bringen ihren Einsatz für das Unternehmen auch in schwieriger Zeit. Ich bin deshalb überzeugt, dass sich Vorstand und Betriebsrat auf eine Prämie einigen werden, die diese Leistung anerkennt."

Für 2011 hatte es pro Kopf den Bonus-Rekord von 7.500 Euro gegeben, dann schmolz die Beteiligung auf zuletzt 5.900 Euro für 2014. Da die Zahl der Belegschaft aber kontinuierlich wuchs, blieb die Gesamtsumme der Boni zuletzt weitgehend konstant.

Osterloh gab mit Blick auf die Anerkennungsprämie zu bedenken, wie wichtig die Motivation der Belegschaft sei: "Wir müssen die Kräfte jetzt bündeln. Bei der Aufklärung von 'Dieselgate' werden wir weiter konsequent vorgehen. Alles kommt auf den Tisch." Zudem stünden große Aufgaben an in der Produktion, etwa der Anlauf des neuen VW-Tiguan. Das Erfolgsmodell gilt als wichtige Ertragssäule der Pkw-Kernmarke. Darüber hinaus stehe die Teamleistung bei Volkswagen vor einer großen Prüfung, die über den Erfolg und die Wettbewerbsfähigkeit der Zukunft entscheide: Elektromobilität und Digitalisierung verlangten Einsatz.

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KOMMENTARE


Oliver

03.03.2016 - 11:03 Uhr

Grundsätzlich finde ich die "Anerkennungsprämie" natürlich richtig, denn die Masse der Mitarbeiter hat eben nichts mit Diesel-Gate und Co zu tun. Wenn man zur selben Zeit aber auch erfährt, dass (vorerst nur) in Emden die Verträge von 250 Leiharbeiter nicht fortgesetzt werden, dass in und um Wolfsburg bei (fast) jedem Zulieferer und Dienstleister in nicht unerheblichem Maße Stellen gestrichen werden, Kurzarbeit eingeführt, Prämien gekürzt/gestrichen werden etc. dann dürfte diese "Anerkennungsprämie" im Umfeld von Volkswagen sicherlich für weitere schlechte Stimung bei den "Externen" sorgen...Hier fehlt meiner Meinung nach Fingerspitzengefühl und das Verständnis (in der gesamten Belegschaft) für die Notwendigkeit der Dienstleister und Zulieferer.


Andreas

03.03.2016 - 12:38 Uhr

Auch ich finde die Prämie für die Mitarbeiter richtig, sofern der Vorstand samt Aufsichtsrat gleichzeitig auf Ihre Prämien verzichtet. Das wäre ein gutes Signal der Führungsriege. Aber das wird wohl ein Luftschloss bleiben.....


Dieter

03.03.2016 - 17:54 Uhr

Es ist wieder einmal ein Paradebeispiel für unsere Gesellschaft. Diejenigen die abgesahnt haben und immer noch absahnen, sich als Topmanager daneben benommen haben, machen sich einen fröhlichen Lenz und der/diejenigen die malocht haben müssen für dieses Fehlverhalten büßen. Da kommen dann so weise Sprüche "die fetten Jahre sind vorbei" . Es ist zum Kotzen, warum immer die Kleinen?Eine gerechte Strafe für die Absahner wäre ein Auskommen mit Hartz4, doch die sitzen auf ihren Millionen und lachen sich ins Fäustchen.


Laonhard Ronge

03.03.2016 - 17:56 Uhr

Sollte es sich bewahrheiten, daß Winterkorn bereits in einem früheren Stadium über die Abgasproblematik der Dieselmotoren informiert war, muß der Konzern eine Schadenersatzklage einreichen! Es ist mehr als skandalös, daß Winterkorn trotz seiner miserablen Leistung als Vorstandsvorsitzender weiterhin ein Millionengehalt kassiert und die einfachen Arbeiter wegen der Vorgänge mit Kündigungen rechnen müßen. Winterkorn hätte sich statt um Spaltmaße und klappernde Lenkradverstellungen lieber um die Einhaltung realistischer Abgaswerte kümmern sollen.


Yankee

03.03.2016 - 20:52 Uhr

Absolut großartig. Die Mitarbeiter der VW AG sind wieder mal mit einem blauen Auge davon gekommen. Das ein guter Teil an der Betrugsserie beteiligt war, ist hier offensichtlich sekundär. Der Handel und vor allem die Vertriebler, die aufgrund des Betruges von VW in den Monaten September bis Januar erhebliche Gehaltseinbußen hatten, weil der Verkauf fast zu Erliegen kam gehen natürlich leer aus. Es ist eine Dreistigkeit was hier passiert. Ein Schlag ins Gesicht für jeden, Verkäufer im Handel der die Marke VW vertrat, und in diesen Zeiten um seine Existenz bangen musste.


M.S

04.03.2016 - 08:25 Uhr

Die Prämien finde ich nicht richtig - weil für die "Mehrarbeit" und "Sonderschichten" bereits auch mehr an die Mitarbeiter gezahlt wurde. Das haben die Mitarbeiter ja wohl nicht umsonst gemacht.Die Händler und Servicepartner vor Ort haben - glaube ich - den besseren Job gemacht bzw. werden ihn machen, denn die stehen an der "Front" und haben im westenlichen die "Mehrarbeit" Schönes Wochenende....


Michael tropschug

05.03.2016 - 16:11 Uhr

Was erwarten wir denn? Das ist das VW Management das VW verdient. Wir von "Volkswagen" bauen doch schon lange keine Autos mehr fürs Volk. Welche Werte Dieser Konzern vertritt erleben wir doch mit dieser Betrugsaffaire nicht das erste Mal. Was war denn mit der Art und Weise wie sich Winterkorn und Piaech noch vor wenigen Monaten gegenseitig in aller Oeffentlichkeit bekriegten? Wer denkt noch an Harz und die Schmiergeldaffairen? Wer kann sich noch an die Porsche Uebernahme erinnern? Und was macht der deutsche Michel? Er kauft immer noch stolz diese veraltete und völlig ueberteuerte Technik und findet es gut. Was interessiert Osterloh wie man über ihn, seine "Kollegen " oder die Einhaltung von Werten denkt? Solange die Kasse stimmt. Der deutsche Michel der für den deutschen Michel baut! Passt schon


Paul Schröder

06.03.2016 - 14:44 Uhr

Ich zweifle nicht die Leistung der Mitarbeiter an und würde auch eine Prämie für gerechtfertigt halten, wenn es da nicht diesen Skandal geben würde und die Folgekosten ein positives in ein negatives Betriebsergebnis umwandeln werden. Rückstellungen von 12 - 14 Mrd. € werden die Kosten nicht bei weitem decken. In Anbetracht dessen, das VW-Mitarbeiter sicherlich zu den besser verdienenden in Deutschland gehören und diese Prämie gar nicht nötig haben, halte ich diese Entscheidung von VW und insbesondere von Herrn Osterloh, für völlig verantwortungslos und wird bestimmt nicht zur Rückgewinnung von Vertrauen beitragen. Vielleicht werden ja die Mitarbeiter in den nächsten 5 - 10 Jahren kostenlos arbeiten, weil VW durch den Skandal in den nächsten Jahren mit negativen Betriebsergebnissen rechnen muß.


Verkäufer

07.03.2016 - 18:17 Uhr

Die Prämie finde ich schon gerechtfertigt, da die Mitarbeiter im Werk für den Dummfug des Vorstandes nichts können. Was mich als Verkäufer der Marke viel mehr stört, ist, das wir VW Verkäufer, als es 2011 die 7.500,-€ für Mitarbeiter gab, nicht einen Cent gesehen haben, warscheinlich auch nie einen sehen werden. Dies gilt natürlich für die Jahre davor und danach ebenso!!! Wir sorgen doch wohl für volle Auftragsbücher, die Mitarbeiter machen Ihren Job. OK, Überstunden und Extraschichten sind nicht toll, doch fragt uns Verkäufer mal irgendjemand ob wir pünktlich Feierabend machen können in solchen Situationen??? Ich glaube NEIN!!! Teilweise 10-12 Stunden waren damals normal und sind Heute auch nicht unbedingt weniger geworden. Ein Dankeschön an die Händler oder direkt an die Verkäufer wäre doch mal ein feiner Zug...OK, ich höre jetzt mal auf zu träumen!!!


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