Weniger Wolfsburg, weniger Pkw-Kernmarke: Bei Volkswagen bildet die Arbeitnehmerseite den jüngsten Wandel des Autokonzerns nun auch mit Weichenstellungen für den Aufsichtsrat ab. So sollen künftig mehr Fabriken und Marken fern des Wolfsburger Stammwerkes Einfluss in dem Kontrollgremium nehmen können. Zudem will die IG Metall 2017 bei den Aufsichtsratswahlen drei Frauen ins Gremium schicken. Damit wären 30 Prozent der zehn Sitze auf der Arbeitnehmerbank mit Frauen besetzt. Bisher ist es nur einer, die Kapitalseite zählt schon drei.
Auf der Wahlliste der Gewerkschaft stehen die Vize-Betriebsratschefin des VW-Werkes Kassel, Ulrike Jacob, und ihre Kollegin Bertina Murkovic, Vize-Betriebsratschefin der VW-Nutzfahrzeuge (VWN). Für VWN sitzt bisher Betriebsratschef Thomas Zwiebler in dem Gremium, er soll nun 2017 weichen. Die Frau Nummer drei auf der Liste ist Birgit Dietze. Die Gewerkschaftssekretärin beim Vorstand der IG Metall sitzt aber bereits seit Mitte 2016 im VW-Aufsichtsrat. Aus dem Teilewerk in Braunschweig soll Betriebsrat Uwe Fritsch seinen Platz abgeben.
VW-Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh kündigte mit der Listenaufstellung, die am vergangenen Dienstag erfolgt war, zudem ein "Rotationsprinzip" an, so dass alle Standorte über die Jahre die Möglichkeit haben werden, im Aufsichtsrat vertreten zu sein. Osterlohs Vize Stephan Wolf soll auch ausscheiden. Andererseits soll MAN-Gesamtbetriebsratschef Athanasios Stimoniaris Einzug erhalten.
Die Kapitalseite zählt schon heute drei Frauen: Annika Falkengren ist die Vorstandschefin des schwedischen Bankenkonzerns Skandinaviska Enskilda. Die Unternehmerin Louise Kiesling vertritt als Frau die Großeignerfamilie Porsche/Piëch. Und Hessa Sultan Al-Jaber vertritt den Großaktionär Katar. Die Kapitalseite hatte bereits 2016 gewählt. Turnusmäßig steht bei der Hauptversammlung 2017 keine Neuwahl an.
30 Prozent Frauenquote
Mit dem Schweden Johan Järvklo vom dortigen IG-Metall-Gegenstück IF Metall bleibt die Liste der Arbeitnehmervertreter auch international. Er vertritt auch die Interessen der Nutzfahrzeugtochter Scania, die eng mit dem Münchner Lkw- und Bushersteller MAN zusammenarbeitet. Seit Januar müssen in börsennotierten Großkonzernen wegen einer Quote mindestens 30 Prozent der neu zu besetzenden Posten an Frauen gehen. (dpa)