Ein hölzernes Zweirad, das mit seinen Stützrädern ein bisschen komisch aussieht, hat vor 125 Jahren ein neues Zeitalter eingeläutet. Am 29. August 1885 hatte Gottlieb Daimler seinen "Reitwagen" zum Patent angemeldet. Es war das erste Motorrad, aber in der Rückschau viel mehr als das. Denn der Reitwagen bewegte sich als erste Gefährt mit einem Verbrennungsmotor und aus eigener Kraft. Legt man die Wurzeln des Begriffs "Automobil" zugrunde, nämlich das griechische "autos" für "selbst" und das lateinische "mobilis" für "beweglich", dann ist der Reitwagen eigentlich das erste Automobil der Welt. "Der Daimler-Reitwagen ist Vorreiter der individuellen Mobilität – es war das erste Fahrzeug mit einem Verbrennungsmotor überhaupt", sagt Michael Bock, Leiter des Mercedes-Benz-Museums. Das Stuttgarter Museum feiert das Reitwagen-Jubiläum am 29. August u.a. mit einer großen Schau historischer Motorräder. Der originale Reitwagen ist dort nicht ausgestellt, weil er 1904 verbrannte. Es gibt aber eine Replik, die man mit Übung und Geduld auch zum Laufen, besser gesagt zum Fahren bringt. Sowohl Daimler (1834-1900) als auch 120 Kilometer entfernt in Mannheim Carl Benz (1844-1929) werkelten an einem Benzinmotor-Fahrzeug, das unabhängig von der Pferdekraft sein sollte. Sie haben sich wahrscheinlich nie persönlich kennengelernt, gelten aber als Gründerväter der heutigen Daimler AG (früher Daimler-Benz AG). Beider Erfindungen basierten auf dem Verbrennungsmotor von Nikolaus August Otto.
Vor 125 Jahren: Ein "heißer Stuhl" läutet die Mobilität ein
Gottlieb Daimler und Carl Benz haben nicht nur 1886 das Automobil erfunden. Daimler meldete ein Jahr zuvor ein Gefährt zum Patent an, mit dem er das Zeitalter der individuellen Mobilität einläutete: den "Reitwagen".