Ausgabe 12/2009: Von der Kreditbank zum Mobilitätsdienstleister

Von der Kreditbank zum MobilitätsdienstleisterAutobanken E Der enge Zusammenhang zwischen Fahrzeug und Finanzdienstleistung wurde bereits in den 20er Jahren entdeckt. Die Autobanken wurden zum Erfolgsfaktor für eine Schlüsselindustrie von Horst Berger *Bis zum 1. Weltkrieg war das Automobil in Deutschland ein Luxusgut für reiche Fabrikanten, Gutsbesitzer und wohlhabende Bürger. Erst mit der von Henry Ford entwickelten Fließbandfertigung, die schnell auch von den deutschen Automobilfabrikanten übernommen wurde, wurde das Automobil zu einem Produkt für breitere Bevölkerungsschichten – sofern sie über die nötigen finanziellen Mittel verfügten. Und das war nicht der Fall. Die GründerUm dem abzuhelfen, wurde am 22. Februar 1926 die Ford Credit Company Aktiengesellschaft in Berlin mit zunächst fünf Mitarbeitern gegründet. Die Idee machte schnell Schule. 1929 wurde die „Marchia Kreditvermittlungsgesellschaft“ für die Fiat-Kunden und die Opel Bank für die Käufer des heute noch legendären Opel Laubfrosch gegründet. Wenn man so will, haben Bank- und Automanager damals die Autobank „erfunden“. Ihr Ziel war es von Beginn an, den Fahrzeugabsatz zu fördern. Der automobile Finanzbedarf des Kunden konnte dank der eigenen Autobank gemeinsam mit Handel und Hersteller „unter einem Dach und aus einer Hand“ abgedeckt werden. Ein für die Autobanken entscheidender Wettbewerbsvorteil, wie die folgenden Jahrzehnte zeigen sollten.Der NeuanfangDie Weltwirtschaftskrise, die Kriegswirtschaft und die Nachkriegsinflation lassen das Finanzierungsvolumen der Autobanken bis auf null zusammensinken. Aber schon 1947 startete der erste Importeur, Renault, seine eigene Bank und bereits drei Monate nach der Währungsreform, im September 1948, nimmt die Ford Credit AG ihre Geschäfte wieder auf. Im selben Jahr wird die Volkswagen Bank ins Leben gerufen und Volkswagen geht mit der Gründung des Volkswagen Versicherungsdienstes sogar noch einen Schritt weiter: Nicht nur der Finanzbedarf, auch die Absicherung automobiler Risiken kann jetzt unter einem gemeinsamen Namen angeboten werden.„Der Mob stürmt die Schalter“Die Jüngeren werden es aus den Geschichtsbüchern wissen, die Älteren können sich erinnern: Jeden Freitag wurden den Arbeitern und Angestellten Lohntüten mit Bargeld in die Hand gedrückt. Private Girokonten oder Darlehen gab es bis in die 1950er Jahre noch nicht.Als die Deutsche Bank 1956 endlich ihre Türen für Privatkunden öffnete, telegrafierte ein entsetzter Filialleiter an seine Zentrale in Frankfurt: „Der Mob stürmt die Schalter. Was sollen wir machen?“ Man sieht: Der Markt für Banken, für die der Autofahrer kein Bittsteller, sondern Kunde ist, war bereitet.Er kauft sein Reitpferd und least seinen GolfMit diesem Slogan wurde ab Mitte der 1960er Jahre ein völlig neuartiges Finanzprodukt populär gemacht: Fahrzeugleasing. 1966 wird von Volkswagen die erste herstellerverbundene Leasinggesellschaft gegründet. BMW und Daimler folgten kurz darauf. Die Idee „Was im Wert steigt, soll man kaufen, was im Wert fällt, leasen“, wird insbesondere von den gewerblichen Kunden schnell verstanden. Die herstellerverbundenen Autobanken dürfen für sich in Anspruch nehmen, mit dieser Innovation marktprägend gewesen zu sein. Unangefochtener MarktführerHeute haben alle namhaften Hersteller und Importeure eigene Banken und Leasinggesellschaften. Ein Investment, das sich für alle Beteiligten als lohnend erwiesen hat. Hersteller und Handel profitieren dank der eigenen Finanzdienstleistung vom beschleunigten Fahrzeugabsatz. Der Kunde profitiert von den innovativen und preiswerten Angeboten der Herstellerbanken. Ergebnis: Die herstellerverbundenen Institute sind deutlicher Marktführer für automobile Finanzdienstleistungen.Zukunft Systemdienstleister Die vom Kunden gewünschte automobile Mobilität realisiert sich nicht allein durch das Fahrzeug. Automobile Mobilität erweist sich immer mehr als ein System, das aus vielen verschiedenen Komponenten zusammensetzt ist: ein oder mehrere Fahrzeuge, entsprechende Finanzierungs- und Versicherungslösungen, Wartungs- und Reparaturaufwand, gegebenenfalls Ersatzfahrzeuge usw. Stichwort: Total Costs of Ownership, TCO. Die Autobanken haben schon frühzeitig damit begonnen, diesem Gedanken Rechnung zu tragen – und das mit Erfolg. Ihr Angebot reicht heute weit über eine schlichte Finanzierung oder einen einfachen Leasingvertrag hinaus. Der Bereich der sogenannten „Dienstleistungspakete“ ist zu einem der wachstumsträchtigsten Segmente im Markt für automobile Finanzdienstleistungen herangewachsen. Und: Das Segment steht noch ganz am Anfang. Warum soll der Kunde nicht in Zukunft alles, wirklich alles, was mit der von ihm definierten individuellen Mobilität zusammenhängt, unter einem Dach und aus einer Hand bekommen? Die Autobanken haben diesen Weg längst begonnen. zLesen SIe hier...... über die Geschichte und Bedeutung der Autobanken in Deutschland.Kurzfassung22. Februar 1926: Die Ford Credit Company Aktiengesellschaft wird in Berlin gegründet.1929: Die „Marchia Kreditvermittlungsgesellschaft“ für die Fiat-Kunden und die Opel Bank werden gegründet.1947: Renault gründet eine eigene Bank.September 1948: Die Ford Credit AG nimmt ihre Geschäfte wieder auf. Die Volkswagen Bank und der Volkswagen Versicherungsdienst starten ihr Geschäft.1966: Volkswagen gründet die erste herstellerverbundene Leasinggesellschaft. BMW und Daimler folgen kurz darauf.Gründungsdaten AKA Mitglieder1926Ford Credit Company (Ford Bank)1929Marchia Kreditvermittlungsgesellschaft (FGA Bank), Opel Bank (GMAC)1947Renault Bank (RCI Banque)1949Volkswagen Bank1966Volkswagen Leasing1971BMW Bank1973BMW Leasing, P.A. Creditbank (Banque PSA Finance)1977Renault Leasing (RCI Leasing)1979Mercedes Leasing (Mercedes-Benz Leasing)1981Opel Leasing (GMAC)1987Mercedes-Benz Finanz (Mercedes-Benz Bank), MKG Kreditbank (MCE Bank)1988Toyota Kreditbank1989GMAC Leasing, MKG Leasing1990Toyota Leasing1996Volvo Leasing1997Volvo Auto Bank1998Honda Bank

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