Die US-Autogewerkschaft UAW unternimmt einen neuen Anlauf, um im Volkswagen-Werk im Bundesstaat Tennessee einen Fuß in die Tür zu bekommen. Die UAW gab am Donnerstag die Gründung des Ortsverbandes "Local 42" bekannt, speziell gedacht für die 2500 Mitarbeiter starke VW-Fabrik in Chattanooga. Letztliches Ziel ist es, einen Betriebsrat nach deutschem Vorbild auf die Beine zu stellen.
Es handele sich um eine Angelegenheit der Gewerkschaft, sagte ein VW-Sprecher auf Anfrage: "Es gibt keinen Vertrag oder eine andere formale Vereinbarung mit der UAW in dieser Sache." Nach den Worten von UAW-Schatzmeister Gary Casteel hofft die Gewerkschaft aber, durch den Beitritt eines «bedeutenden Anteils» der Belegschaft vom Unternehmen als Arbeitnehmervertretung anerkannt zu werden.
Um die Mitarbeitervertretung gibt es seit längerem Zwist. Der mächtige Konzernbetriebsrat in Wolfsburg hatte auf die Einrichtung gedrungen. Gegenwind kam von den regierenden Republikanern vor Ort, für die die UAW ein rotes Tuch ist. Sie geben der Gewerkschaft eine Mitschuld am Niedergang der Autoindustrie in Detroit und fürchten negative Folgen für die eigene Region. Im Februar votierten die VW-Werker mit 712 zu 626 Stimmen gegen den Vorschlag, sich von der UAW in Tariffragen vertreten zu lassen.
Neues US-Massenmodell
Der erneute Vorstoß der UAW kommt ausgerechnet in einer Zeit, in der mit der Entscheidung für die Produktion eines neuen US-Massenmodells gerechnet wird - eines siebensitzigen SUV, der vor anderthalb Jahren als Studie Crossblue Premiere gefeiert hatte. Chattanooga gilt als favorisierter Standort. Doch der Streit um die gewerkschaftliche Vertretung hatte zwischenzeitlich staatliche Investitionsanreize gefährdet.
Die Vereinigten Staaten sind der wunde Punkt des VW-Konzerns bei seinem Bestreben, Weltmarktführer vor Toyota zu werden. VW braucht das neue Modell, um in den USA aus seinem Formtief herauszukommen.
Allein in diesem Jahr schrumpften die Verkäufe der Marke um 13 Prozent auf 179.000 Stück. Die Marke VW liegt damit etwa unter dem Niveau des japanischen Wettbewerbers Subaru. Das neue SUV-Modell zu einem attraktiven Preis könnte die Wende bringen, denn die Amerikaner lieben diese Autoklasse. In Chattanooga läuft bis jetzt nur der US-Passat vom Band, nach dem Jetta das bestverkaufte Modell im Land.
Im Süden der USA sind die Gewerkschaften traditionell schwach vertreten. Gerade hier haben sich aber die meisten ausländischen Autobauer angesiedelt. Die UAW versucht, auch im Mercedes-Werk in Alabama Fuß zu fassen - bislang erfolglos. BMW fertigt Geländewagen in South Carolina. (dpa)