Angesichts mauer Nachfrage nach Elektroautos droht bei Volkswagen ein Stellenabbau im Zwickauer Werk. Nach dpa-Informationen ist im Gespräch, befristete Verträge von Mitarbeitern nicht zu verlängern. Zunächst könnte das Ende Oktober einige Hundert der insgesamt etwa 10.700 Beschäftigten an dem sächsischen Standort treffen. Dort arbeiten derzeit mehr als 2.000 Menschen mit befristeten Verträgen. Abhängig von der weiteren Marktlage könnte ihnen nun auf absehbare Zeit das Ende ihrer Jobs bei VW bevorstehen. Am Donnerstag ist eine Betriebsversammlung geplant.
"Es ist eine ernste Situation", sagte Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) am Mittwoch auf Anfrage. Er sei seit mehreren Wochen in Kontakt mit dem Betriebsrat und seinem niedersächsischen Amtskollegen Olaf Lies (SPD). Er räumte ein, dass es zurzeit Probleme an den Absatzmärkten gebe. Dieser Trend dürfe sich nicht verstärken. Es gelte, Wege zu suchen, um Kaufinteressenten stärker zu deutschen Anbietern zu bringen. Eine Idee sei eine Leasing-Initiative sächsischer Unternehmen. Dulig: "Aber VW ist auch selbst gefragt, Vorschläge zu unterbreiten, wie die Absatzsituation verbessert und stabilisiert werden kann."
Schon seit Wochen wächst in der E-Auto-Fabrik die Verunsicherung angesichts schleppender Nachfrage. Viele Mitarbeiter äußern sich besorgt. Nun haben sich Vertrauensleute der IG Metall mit einem Brief an die Geschäftsführung gewandt. "Es reicht! Wir wollen endlich Antworten", zitierte die "Freie Presse" am Mittwoch aus dem Schreiben. Fragen werden laut danach, warum die E-Autos nicht besser beworben werden und ob das Werk ein Drei-Schicht-Standort bleibt.
Milliarden-Investition in Werksumbau
VW hat sein Werk in Zwickau in den vergangenen Jahren für 1,2 Milliarden Euro zur reinen Fabrik für Elektrofahrzeuge umgebaut. Der letzte Verbrenner lief dort 2020 vom Band. Produziert werden neben ID-Modellen auch Fahrzeuge der Marken Audi und Cupra. Voriges Jahr wurden nach früheren Angaben 218.000 E-Autos gebaut. Dieses Jahr sollte die Produktion eigentlich steigen – bis zu 360.000 Fahrzeuge wären bei Vollauslastung möglich. Stattdessen könnte es nun zur Reduzierung von Schichten kommen.
Doch angesichts hoher Inflation und rückläufiger Förderprämien sind Autokäufer bei Elektroautos inzwischen zurückhaltend. So erwarten Branchenexperten, dass der Marktanteil von E-Autos bei Neuzulassungen in Deutschland im kommenden Jahr stark zurückgehen wird. E-Autos sind im Schnitt deutlich teurer als Verbrenner. Hinzu kommt, dass zum 1. September die staatliche Kaufprämie für Gewerbekunden weggefallen ist, für Privatkunden sinkt sie zum Jahreswechsel von maximal 6.750 auf 4.500 Euro. Außerdem gibt es für die deutschen Hersteller auf den internationalen Märkten wachsende Konkurrenz in diesem Geschäft.